Auf dem Holzweg – das Streichholz

Seit sich Rauchverbote durchsetzen, gehören Streichhölzer zu den Verlierern der Marktwirtschaft.

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Die Dreiecksbeziehung Gott, Mensch, Feuer war von jeher konfliktgeladen. Der Legende nach war es Prometheus, der Held der griechischen Mythologie, der das Feuer stibitzte, das Zeus uns eigentlich vorenthalten wollte.

Er hielt einen Riesenfenchelstängel weit nach oben und wartete, bis ihn der funken sprühende Sonnenwagen des Helios entzündete. Der Streich kann als Urknall der Kultur- und Industriegeschichte gelten.

Die Flammen züngelten, brachten Heil und Unheil über die Welt. Es gelang auch, das Patent Riesenfenchel auf Hosentaschenformat zu reduzieren.

Man schrieb das Jahr 1826, als ein englischer Apotheker aus Versehen das Streichholz erfand. Oder besser: als das Streichholz auf die Welt drängte (1826) und Mr. John Walker aus Stockton-on-Tees zum Geburtshelfer erwählte. Walker rührte in seinem Labor gerne brisante Ingredienzien zusammen. In der denkwürdigen Stunde war am Ende des Stockes, den er benutzte, ein Tropfen einer solchen Mixtur kleben geblieben und angetrocknet. Um ihn abzustreifen, rieb Walker das Holz über den Fußboden. Und siehe – das Gemisch loderte unter Schwefelgestank auf.

Sekundenschnell Feuer entfachen zu können, wo immer man geht und steht, so weit hatte nicht einmal Prometheus zu denken gewagt.

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Nun allerdings befindet sich das Streichholz in der Krise – als unschuldiges Opfer der Rauchverbote.

Ohne Rauch kein Feuerbedarf und somit Auftragsschwund für Werbezündholz-Schachteln und -Heftchen. Was tun? Vielleicht ist die Zeit reif, den Weg in eine post-prometheische Epoche zu suchen. Ihn weisen jene Visionäre, die am Zündholz vor allem das Holz schätzen. Der Ukrainer, der aus 7.464 Exemplaren eine Eiffelturm-Skulptur errichtete. Der Hamburger, der aus 300.000 Hölzern das versenkte Schlachtschiff „Bismarck“ in Miniatur auferstehen ließ.

Das Vorbild ist geeignet, nicht nur die Zündholz-Krise zu mildern. Wer Kriegsschiffe aus Hölzchen bastelt, darf als Wegbereiter des Friedens gelten.

Kleben ist ein universelles Hobby, seit Kindergartenzeiten einstudiert, ungefährlich, förderlich für Geduld und Fingerspitzengefühl. Eifern wir also den Pionieren nach! Als Lohn winkt die Versöhnung mit Zeus, bereichert durch weltliche Werte“.

 

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