Flora und Fauna Kretas: die Gemeine Schafgarbe.

Es ist März und Kreta ergrünt und erblüht in den schönsten Farben und Formen. Hauptsächlich dominieren derzeit die Farben grün, gelb und lila, aber auch weiße Blüten und die ersten roten Mohnblumen sind zu sehen.

Und solche grün-weißen Pflanzen stehen auch zu Hauf in unserem Innenhof. Ein Blick in unsere „Flora Graeca“ und schnell war klar: es handelt sich um die Gemeine Schafgarbe oder Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium).

Von Rainer Scheppelmann

Aha! So weit, so gut. Wir wollten es aber natürlich mal wieder genauer wissen und haben uns in den verschiedensten Büchern und natürlich im Internet schlau gemacht.

Bei diesen Gewächsen handelt es sich um ausdauernde, krautige Pflanzen oder Halbsträucher, die eine Wuchshöhe von sieben bis 100 Zentimetern erreichen. Die Gewöhnliche Schafgarbe kommt ursprünglich in Eurasien, in Nord- und Mittelamerika vor. Als Standort werden Wiesen, (Schaf-)Weiden, Halbtrockenrasen, Acker- und Wegränder bevorzugt. Sie ist fast kosmopolitisch verbreitet. Die Gemeine Schafgarbe gehört zu den Wurzelkriechern und Pionierpflanzen. Sie gilt als Bodenfestiger und Nährstoffzeiger vor allem für stickstoffhaltige Böden.

Und was damit tun, außer angucken?

Die Gewöhnliche Schafgarbe wird als Gewürz- und Arzneipflanze verwendet. Als Arzneidroge werden oberirdische Teile der Gemeinen Schafgarbe wie Stängel, Blätter und die Blüten genutzt. Sie können als Aufguss oder als Frischpflanzenpresssaft verarbeitet werden. Zubereitungen aus Schafgarbenkraut wirken gallenflussanregend (choleretisch), antibakteriell, zusammenziehend (adstringierend) und krampflösend (spasmolytisch).

Innerlich wird Schafgarbenkraut vorwiegend bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden verwendet (Völlegefühl, krampfartigen Erscheinungen im Magen-Darm-Trakt, Blähungen). Weitere Anwendungsgebiete sind schmerzhafte Krampfzustände psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau, hierzu werden aus dem Schafgarbenkraut Sitzbäder bereitet.

Volksheilkundlich wird Schafgarbenkraut zur Anregung der Gallensaftproduktion eingesetzt sowie bei Blasen- und Nierenerkrankungen und Menstruationsbeschwerden. Äußerlich werden Schafgarbenauszüge aufgrund ihrer antibakteriellen und adstringierenden Wirkung bei Entzündungen, Wunden, Hämorrhoiden eingesetzt, gesichert gilt auch die die Leber schützende Eigenschaft von Achillea millefolium und deren Extrakten.

Schon im Altertum war die Schafgarbe bekannt als Heilpflanze und wurde bei den Chinesen sogar für das „Schafgarbenorakel“ verwendetet (naja, was hätten sie auch sonst dafür verwenden sollen…?). In Homer´s Ilias wird sie genannt als Mittel zur Wundheilung und zur Stillung von Blutungen.

In früheren Zeiten wurde Schafgarbe zum Gelbfärben von Wolle verwendet. Dazu verwendete man getrocknete Blätter, Stängel und Blüten. Die Wolle musste vor dem Gelbfärben mit Alaun gebeizt werden.

Und woher kommt der Name?

Der Gattungsname Achillea geht auf Achilles, den sagenhaften Helden des trojanischen Krieges zurück, der die Pflanze als Droge entdeckt und zur Wundheilung verwendet haben soll, während der Artname millefolium (= Tausendblatt) auf die fein zerteilte Blattspreite anspielt. Weitere bekannte Namen sind: Achilleskraut, Blutstillkraut, Gänsezungen, Grützblume und Feldgarbenkraut.

Vorne rechts: Schafgabe. Dahinter unser neues E-Bike.

Historisches

Der große Pedanios Dioskurides, auch bekannt als der „Vater der Pharmakologie“, nannte zwei Pflanzen, die später als Schafgarbe gedeutet wurden, nämlich das „achilleion“ mit den Heilwirkungen: Wundheilung, Entzündungshemmung, Blutstillung, als Tampon auch an der Gebärmutter; die Abkochung innerlich gegen Blutflüsse und Dysenterie – und das
„stratioton chiliophyllon“ (tausendblättriges Stratioton) mit den Heilwirkungen: Blutstillung, Heilung von Wunden und Fisteln. Galen charakterisierte sein „millefolium“ kurz als trocknend und wundheilend.

Die berühmte, heilige Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) verwendete die Schafgarbe ebenfalls zur Wundheilung, besonders bei eitrigen Wunden sowie zur Behandlung von Fieber, Nasenbluten, Menstruationsbeschwerden und Augentrübung.

Auch der berühmte deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) erwähnte die Schafgarbe als Heilpflanze in seinem Roman „Götz von Berlichingen“ als blutstillendes, tonisierendes Mittel.

Radio Kreta – gut informiert durch die kretische Botanik.

Was ist eigentlich diese Flora Graeca? Und wie funktioniert ein E-Bike auf Kreta?