„Geisterschiffe“ im Mittelmeer.

Nun wohnen wir ja bereits seit sechs Jahren hier im Südwesten Kretas und nach 4 Jahren „Bergblick“ haben wir jetzt seit gut anderthalb Jahren einen schönen Blick auf´s libysche Meer, das 400 Meter südlich unseres Hauses an die südwestkretischen Küste schwappt, plätschert und schwurbelt – je nach Wind- und Wetterlage.

Für Letztere beiden hat die Scheffredaktion bewährte Apps – man will ja immer informiert sein. Zur Überprüfung der Online-Daten wird dann gerne mal Scheffredakteuse nach draußen geschickt, um zu schauen, ob das auch wirklich alles stimmt, wie´s virtuell so scheint 😉

Dazu muss man allerdings auch noch erwähnen, dass der Arbeitsplatz des Scheffredakteurs sich direkt schräg neben der Terrassentür befindet und er mit einer leichten Kopfdrehung vom Bildschirm weg um ca. 45° nach links, sowohl Wetter als auch – und hier kommen wir dann langsam zum Thema dieses Beitrages – Schiffsverkehr zwischen „unserem“ Südwestküstenabschnitt und Gavdos im Blick hat. Auch ganz ohne App!

Schwimmende Kleinstädte und ihre Ortung

Und da schwimmen ein paar „Pötte“ rum, dass es einem schier schwindelig wird, wenn man sich diese Tanker und Frachter (denn um solche handelt es sich meist) aus der Nähe vorstellt – da schwimmen gefühlte Kleinstädte vor unserer Haustür rum! Dank verschiedener, diesem gigantischen Ausblick gezollten neuer „Apps“, wie Marinetraffic, Vesselfinder u.v.m. wissen wir auch oft, um welchen „Pott“ es sich da handelt, incl. Informationen wie Länge, Breite, Bruttoregistertonnen, aktueller Geschwindigkeit, Anzahl der Besatzungsmitglieder, Start- und Destinationshafen samt Route und natürlich die Heimatreederei und die Flagge, unter der das Schiff fährt.

Griechenland hat 3.054 Inseln, von denen 87 bewohnt sind. Auf Grund des Inselreichtums erzielt Griechenland eine bemerkenswerte Küstenlänge von 13.676 km. Gute Verstecke gibt es dort überall.

Nun geschah es neulich, dass Scheffredakteuse auch grade mal aus der Terrassentür schaute und wieder einmal ein gigantisches Containerschiff entdeckte. Den Scheffredakteur darauf hingewiesen habend, der dann auch gleich in die Tiefen seiner WWApps eintauchte, musste sie sich anhören, dass das Schiff auf keiner App auftaucht, und der männlichen Logik folgend somit auch nicht existierte… 

Da es für Halluzinationen oder sonstige Bewusstseinstrübungen aber weder Gründe noch einen pathologischen Befund gibt und der Scheffredakteur ja nun mal auch zugeben musste, dass da ein Riesenkahn vor unseren Augen vorbeizog, musste jetzt eine Erklärung her.

Und die haben wir, logisch und nachvollziehbar, allerdings irgendwie auch beunruhigend, mal wieder gefunden – in den griechischen Medien. Wenn man ein anderes Land verstehen will, sollte man sich auch mal mit dessen Medien auseinandersetzen. Ist auch ein guter Tipp für Herrn Erdogan.

Einfach mal GPS ausschalten…

Denn viele Schiffe, die – vorzugsweise aus den sogennannten „terroristischen Hot-Spots“ Syrien und Libyen – nach Europa fahren, und ganz logisch die Route südlich Kretas nehmen, schalten ihre GPS-Verfolgung routinemäßig ab, um von der Karte zu „verschwinden“. Hier liegt natürlich die Vermutung nahe, dass es sich um illegale Transporte – sei es von Waffen, sonstigem Kriegsgerät oder gar Menschen – handelt.

Gemäß Daten von Windward, einem in Israel (wo sonst?) ansässigen maritimen Analytik-Unternehmen „verschwanden“ in den ersten zwei Monaten des Jahres 2017 so bereits 2.850 Schiffe vom Überwachungssystem, direkt vor Eintritt in europäische Gewässer.

Windward berichtet ebenfalls, dass im Januar und Februar 2017 vierzig Schiffe „schwarz“ von Libyen aus in europäisches maritimes Hoheitsgebiet eingetreten sind, aus der Nähe von ISIS Operationsbasen, nachdem sie ihre Tracking-Geräte ausgeschaltet hatten. Weitere 20 Schiffe stoppten die Übermittlung ihres Standortes nachdem sie für bis zu sechs Stunden zweifelhafte Stopps in syrischen oder libanesischen Gewässern gemacht hatten und den europäischen Kontinent ansteuerten.

Massiver Waffen- und Menschenschmuggel vermutet

Experten sind der Meinung, dass die Mehrheit dieser „GPS-Ausfälle“ wahrscheinlich vorsätzlich war und warnte, dass terroristische Gruppen Schwachstellen in der Überwachung des Verkehrs auf den Meeren ausnutzen könnten, um Waffen und Menschen zu transportieren.

Gerry Northwood, der Chief Operating Officer bei „MAST“, einer maritimen Risikomanagement-Beratung, sagte der britischen „Times“, „es gibt immer das Risiko, dass etwas durchkommen wird. Die Terroristen müssen es nur einmal richtig machen.

ks-fluechtlinge
Karikatur von Freund Klaus Stuttmann.

Wir müssen vorsichtig sein – das Vereinigte Königreich hat eine lange und komplexe Küstenlinie (Anm.d.Red.: wie Griechenland und andere Mittelmeeranrainer übrigens auch…), die schwer permanent zu überwachen ist. Diejenigen, die risikofreudig und innovativ sind, haben eine gute Chance, durchzukommen.“

Ein Bericht von Europol, der Strafverfolgungsbehörde der EU, beschreibt den Menschenschmuggel als „hochprofitable, anspruchsvolle und weit verbreitete kriminelle Tätigkeit“ – und in Europa gar soweit verbreitet, dass er bereits mit dem illegalen Drogenmarkt vergleichbar ist und „Umsätze“ (und Gewinne!) in Milliardenhöhe erzielt.

Da bekommt man beim nächsten Blick aus der Terrassentür auf eine nicht gelistete schwimmende Kleinstadt doch gleich nen Kloß in den Hals…

Radio Kreta – immer gute Aussicht(en), manchmal aber mit blödem Gefühl im Bauch…


streamplus.de

Tsoutsouras: Großer Schlepperring auf Kreta aufgeflogen.

3 Kommentare

  1. Auch Marineschiffe und solche, die von der Marine gechartert sind, tauchen nicht auf den Apps auf. Macht ja auch keinen Sinn, denn sonst können sie ihre Stealth-Schiffe gleich in Neonpink anpinseln, oder mit Lichterkette ala Kreuzfahrtschiff auf Tour gehen.
    Genauer werden diese Apps allerdings, wenn man die Vollversionen kauft, dann entgeistern sich da ziemlich schnell einige Pötte.
    Ähnlich zu flightradar u.ä.
    Also die Verschwörung ist mir hier auch nicht ganz geheuer.

  2. Wieder mal ein grandioser Beitrag, φιλοι μου(σ?) !!!

    Ich frag‘ mich nur, wo der kleine Versteck-Hafen vom ersten Foto liegt… ist das etwa der alte Fischerhafen von Damnoni und die HAPIMAGanlage versteckt sich geschickt hinter den Felsen?

    Je länger ich draufstarre, umso sicherer bin ich mir, daß dies die Wiege meiner aufflammenden Kretaliebe ab 2006 ist (ursprünglich entfacht 1985 in drei trockenen Wintermonaten u.a. in Matala (Höhlen schon hinter Stacheldraht), Preveli (Hippies all over the place – wer erinnert sich an den Spanier mit zwei Eseln?? Ernstgemeinte Hinweise bitte an https://www.facebook.com/kritikomadili/) und einmal rundrum… Plakias war damals ein wintertotes Fischerdörfchen und wir hatten Mühe, eine Unterkunft zu finden. Seit HAPIMAG halb Damnoni weggesprengt hat und feiste Bonzenrenter den Strand besetzen (auch den von Preveli tagsüber!) bleiben uns nur Amoudi und Skinaria hinter dem Venushügel (jawoll, fragt Jörn, der wohnt da und vermietet auch)… Genug geschwärmt, auch wenn Berlin heute sehr grau ist, der Frühling ist UNAUFHALTBAR IN DER ATMOSPHÄRE*

  3. Tatsächlich verschwindet auch das Signal der Fähren der ANENDYK vom Bildschirm wenn sie nahe an der Küste Kretas untwegs sind.
    Führen bestimmt Böses im Schild….

    Oder es ist einfach so, dass das AIS-Signal von den hohen Bergen Kreta abgeschirmt wird. Aber das ist natürlich keine so schöne Verschwörungstheorie.

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