Geschichten von Kreta: Neulich im Krankenhaus, Teil IV – Die zweite OP

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Nun, da ich nach einem kurzen Gastspiel im cha(ni)otischen Krankenhaus endlich wieder zu Hause war, das Schädelweh und die sonstigen Prellungen sich langsam verflüchtigt hatten, ich dann auch langsam wieder auf den Beinen war und die ersten „Nachsorge-Behandlungen“ auch überlebt hatte, hatte ich den nächsten (u.a. Röntgen-) Termin am 17. September – dem Tag, an dem die Ärzte anfingen zu streiken…
Und zwar für besagte knappe 2 Wochen.

Dumm nur, dass ich für den 1. Oktober ein Flugticket nach Deutschland gebucht hatte, da mein Papa am 3. Oktober seinen 75. Geburtstag feierte und die „Kleine“ bei der Feier ja nicht fehlen durfte.

Ich hatte ja schon Bedenken, dass u.U. der Metalldetektor bei der Sicherheitskontrolle ob der 2 Metallpins im Finger übelst anschlagen würde, aber viel kritischer war die Situation am Check-In Schalter, denn eine überaus besorgte und fürsorgliche Schalterbedienstete fragte mich über den Fingerverband aus.
Ob ich denn ein ärztliches Attest hätte, dass ich fliegen darf und so weiter….
Ich sagte „nöööö…“, dass der Unfall gut 6 Wochen her war und sie – die ja dachte, ich sei Touristin auf dem Weg nach Hause – fragte dann noch abschließend, ob ich auch mit den Dingern im Finger hierher gekommen sei und auf mein offensichtlich überzeugendes „nai!!“, also JA!, ließ sie mich dann doch in Richtung Security los tapern, die ja eigentlich Gegenstand meiner allergrößten Bedenken darstellte.

Na gut, ich todesmutig – Kopf hoch, Bauch rein – diese Schranke durchschritten und – NIX. GAR nix! Trotz der 2 locker 4-5 cm langen Metallpins im Finger, die lediglich mit ein bisschen Mull umwickelt waren, hat der Detektor nicht angeschlagen!
Na – um so besser!!!!

Prima in Frankfurt gelandet, mich im Schoße der Familie mal wieder wohl gefühlt, meine liebste Freundin mitsamt Göttergatten und Mitso´s Kumpel Mylo in Empfang genommen und dann Dienstags bei der routinemäßigen Reinigung des Fingers festgestellt, dass an einem der Metallpins dummerweise Eiter austrat.
Hmpf!

Klar, 7 Wochen Pins im Finger sind eindeutig zu lange, aber was hätte ich aufgrund des Streiks denn machen sollen?
Also Klappe halten, den Geburtstag lustig und im Kreise vieler lieber Leute feiern und am Donnerstag dann auf in´s vertraute heimische Krankenhaus.
Nach 4 Stunden warten, röntgen, wieder warten, Behandlung, nochmal röntgen und der Empfehlung, aufgrund der Infektion im – mittlerweile Pin-befreiten – Finger doch bitte ein paar Tage („nur“ so 4 oder 5….) stationäre Antibiotika-Behandlung über mich ergehen zu lassen, dann wieder nach Hause.

Die stationäre Behandlung habe ich abgelehnt, denn Antibiotika kann man auch anders zuführen, dazu muss ich mich nicht ne Woche in´s Krankenhaus legen….´

Die Röntgenbilder hatten übrigens ergeben, dass das in 2 Teile zerbrochene 2. Fingerglied nicht zusammengewachsen war und auch nicht zusammenwachsen würde, ergo eine erneute OP anstand….

Nun gut, zurück bei meinen Lieben (Göttergatte und unverbesserlicher Köter….) auf Kreta, habe ich mir rezeptfrei die Antibiotikabömbchen in der lokalen Apotheke besorgt und damit über 3 Wochen meinem Finger die Infektionslust ausgetrieben.

Mittlerweile war es dann fast Ende Oktober und sowieso schon längst mal wieder ein Besuch im Health Center Kandanos fällig – auch und wegen des gespendeten EKG-Gerätes und anderer „medical devices“, die wir aus Norddeutschland bekommen hatten.
Ein kurzer Besuch beim italo-griechischen Arzt unseres Vertrauens – Eftichis Aligizakis – und eine Terminabsprache zum Röntgen und ratzfatz hatte ich neue Bilder meiner „inneren Werte“, also zumindest der, des rechten kleinen Fingers.

Auf die Empfehlung der (übrigens recht gut deutsch sprechenden) Ärztin in Kandanos fuhren wir am darauffolgenden Freitag gleich nach Chania, um den behandelnden Orthopäden direkt mal die Röntgenaufnahmen unter die Nase zu halten (die Aussage der Ärzte in Kandanos – wie auch dann in Chania – war übrigens übereinstimmend mit der des deutschen Arztes: „ist noch kaputt, wird auch von selbst nicht zusammenwachsen, da muss nochmal ne OP passieren….“).

Soweit einig, ging es dann mir wieder „an den Kragen“: direkte Blutabnahme, EKG und Thorax-Röntgen als Vorbereitung auf die (wann auch immer) anstehende OP.

Die Blutabnahme ging nicht ohne Diskussionen vonstatten:
Arzt: „Wo ist denn der elastische Strap zum Abbinden des Oberarmes??!!!??“
Schwester (verwirrt rumguckend): „hmmmm, weiß auch nicht…. – aber da, da isser ja!!!“
Arzt (bückt sich): „Ach ja, da isser ja!“ – man guckt ja halt nicht immer gleich unter den Patientenstuhl, das muss man verstehen….

Gut, Blut abgenommen, dann war EKG dran.
Die Räumlichkeiten waren nicht allzu einladend, aber die Ergebnisse mehr als zufriedenstellend, von daher wollen wir nicht meckern, sondern nur Bilder mit Euch teilen.

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Zum Thorax-Röntgen musste ich wieder in´s Erdgeschoss und auf meine Frage hin, wo es denn hier zum Röntgen ginge, erhielt ich die Antwort, ich solle einfach den orangefarbenen Linien auf dem Boden folgen, die allerdings spontan im Nirgendwo endeten…. Aber erst mal auf dem richtigen Weg, hab ich nach neuerlicher Nachfrage die Röntgenabteilung doch noch gefunden.

Nachdem all das erledigt war, durfte ich auch schon wieder gehen, mit der Bemerkung „don´t call us – we call you“.
Dann war Warten angesagt und mittlerweile knapp 12 Wochen seit dem Unfall vergangen. Und knapp östlich von Rethymnon warteten Maria und Gottfried auf uns, die wir allerdings immer wieder auf „nach der OP“ vertrösten mussten.

Und dann kam der erlösende Anruf Mittwochs: „Morgen ist die OP! Bitte um 9h nüchtern (also nicht nur nicht betrunken, sondern auch ohne feste Nahrung seit dem Vorabend) im Krankenhaus erscheinen“, die OP würde dann am selben Tag durchgeführt und ich solle eine Nacht dort bleiben.

Na gut, Mietwagen organisiert, die Sorgen irgendwie auf die Seite geschoben und am nächsten Morgen um 7h los. Waren kurz vor 9h vor Ort, mussten aber noch 2 Stunden warten, bis mir dann endlich die Kanüle gelegt wurde und ich mein Bett zugewiesen bekam.
Um kurz vor 13h (mir hing der Magen in den Kniekehlen und ich freute mich schon auf den Kotopoulo-Toast und die Cola „danach“) ging´s dann los in Richtung OP.

Und da traf ich dann wieder „alte Bekannte“: den Arzt vom letzten Mal, der mir gleich erst mal durch die Haare wuschelte und mir über die Wange strich (mit den Worten „keine Sorge, du kennst das ja alles noch vom letzten Mal!“), der deutschsprachige Arzt (der mit dem „Hals und Beinbruch“), der meinte „ui, schon wieder da?“ und meine singende Krankenschwester.
Könnte man sich fast wohlfühlen, wenn man sich nicht so „gekreuzigt“ und ausgeliefert vorkäme…..

Bevor ich merkte, dass ich weggetreten war, war ich schon wieder wach und wollte grade fragen, wann es denn jetzt bitte gerne eigentlich losgehe, als ich merkte, dass ich keinen Ton rausbringe. Da zog mir der Arzt den Schlauch aus der Luftröhre und meinte „alles gut gelaufen, du hast jetzt ne Platte mit 3 Schrauben im Finger, das passt jetzt!“.

Daraufhin wurde ich in den „Aufwachraum“ geschoben, wo die diversesten Überwachungsmaschinen piepsen und keuchen, und einer der Krankenpfleger einen anderen fragte, was es heute eigentlich in der Kantine gäbe (ich hatte IMMER NOCH Hunger!!!). Als der diesbezüglich Befragte dann die aktuelle Speisekarte („Fasolada me patates, Biftekia kokkinista, Arni sto Fourno, Makkaronada etc.“) runterleierte, konnte ich nicht umhin, denen ein „Schnauze halten, ich hab Hunger!!!“ zuzuraunzen, worauf sich alle mittelschwer erheitert und ein bisschen beschämt entschuldigten.

Und mein Kotopoulo-Toast mit Cola? Nix da!!!
Eine Stunde später war ich auf Station und mir wurde eröffnet, dass ich die nächsten Stunden weder aufstehen noch etwas zu mir nehmen dürfte – von dem Becher Tee um 19h30 mal abgesehen….
Na danke dann auch….

Wobei – nach Essen und Trinken war mir eh nicht, war noch ein bisschen rammdösig….
Aber dafür war der beste aller Ehemänner und Scheffredakteure vor Ort und das war besser und wichtiger als alles!

Radio Kreta – fast immer live vor Ort – gute Musik inklusive!!!

Ein Kommentar

  1. Nun…dessen ungeachtet, dass in der Regel hier in Deutschland ein solcher Eingriff nicht so spektakulär gewesen wäre wie in Kreta ist die eine Seite. Die zweite Seite jedoch ist die …der eloquenten, nein … ich sollte od vielmehr ich müsste sagen : der Art und Weise wie diese herzlich erheiternde Geschichte erzählt wurde. Da ertappe ich mich dabei, dass ich mich wie eine diebische kleine Elster fühle, welche die ganze Zeit auf Deiner Schulter, liebe Susanne, sitzt und schmunzelnd meine auf ewig mit Phlegma verurteilten Landsleute beobachte. Wieso kann ich mich dessen nicht verwehren, dass ich all das so sehr bis auf das letzte I- Tüpfelchen kenne ? Wieso muss ein Fremder herangeführt werden, damit er das Schöne einer Stadt beschreiben kann, was der Einheimische selbst nicht kann ? Da er doch vor lauter Schönem nicht vermag das Schöne noch zu sehen ?! Wieso muss eine Susanne kommen um uns Griechen uns einen Spiegel vor Augen zu halten ? Weil, liebe Susanne, wir Griechen nun mal so sind. Wir sehen den elastischen Strap unter dem Stuhl nicht. Wir sehen ihn nicht. Und weißt Du warum nicht Susanne ? Weil Spyros Gyros ist, und Britta Pitta. Britta wird immer alles sehen, aber Spyros wird nie über den Tellerrand voll Gyros in den Spiegel schauen können.

    Einen lieben Dank für Deine augenzwinkernde Geschichte und Deinem besten Gatten der Welt , der zudem auch noch der jörgste Jörg aller Jörgs ist , dem bitte… bestellst Du meinen herzlichen Gruß

    Euer Freund ,,Apostrophos“. der, der mit den Anführungszeichen tanzt. 🙂

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