„Geschichten von Kreta“ – Neulich im Krankenhaus Teil II: Die OP

Nach besagter durchwachter Nacht, die nicht nur den Schmerzen, sondern auch einem extrem besorgten Ehemann (allerdings dem der Bettnachbarin, der sie wortreich die ganze Nacht über ihre Oberarm-Fleischwunde hinwegtrösten wollte und dann, als er endlich im 4. Bett des mit 3 Personen belegten Viererzimmers gegen 4h morgens eingeschlafen war, dermaßen schnarchte, dass an Schlaf für mich auch nicht mehr zu denken war….) gezollt war, kam um 5h die erste Krankenschwester zum Fieber- und Blutdruckmessen, Medikamenten-Cocktail neu shaken und lieb trösten, bevor ich um Punkt 7h30 zum OP gekarrt wurde.

Vorher durfte ich allerdings noch die blutverkrustete Oberbekleidung (Shorts und T-Shirt…) gegen ein schickes grünes OP-Etwas (hinten offen – iiiiiih, kaaaaalt!) eintauschen, was mich weniger besorgt hat, als der „Transfer“ von Bett zu OP-Tisch….
Die Rippen waren zwar nachweislich nicht gebrochen, aber… AUUAAAAAAA!!!!!!!! (und ich bin wirklich kein Weichei!)- DAS tat weh!!!

Man schrammelte mich dann in den OP mit den Worten „echoume edo i xeni“ („wir haben hier die Ausländerin“) worauf aus dem OP nur ein „apo Roumania, Vulgaria“? gebrummelt, die Verhältnisse aber umgehend aufgeklärt wurden: „OCHI!!! I Germanida!!!!“ (Soll heißen „neeeeeeee, keine Rumänin oder Bulgarin, die DEUTSCHE!!!“)

Was das im Einzelnen mit der Behandlung zu tun hatte (oder gehabt hätte), entzieht sich meiner Kenntnis, aber jedenfalls wurde ich von einem Arzt noch mit einem herzlichen und perfekt rheinländisch angehauchten „na dann Hals- und Beinbruch“ in die Narkose verabschiedet.
Na danke dann auch, das hätte ich am Vortag ja beinahe schon prima selbst hingekriegt….. Aber egal, war ja nett gemeint.

Und dann lag ich kurz darauf aufgebahrt (die strengen Katholiken unter Euch mögen mir diesen Vergleich verzeihen, bitte… Danke!) auf der Pritsche: den rechten Arm zwecks OP am kleinen Finger nach rechts weggestreckt und fixiert, den linken zwecks Medikamentengabe, Puls- und Blutdruckmessung und was-weiß-ich-sonst-noch nach links fixiert – ich kam mir echt ausgeliefert vor…..

Dazu sind dann die Operateure und ihre Helfershelfer in Aktion getreten, was auch nett anzusehen war, denn nur der Scheffoperateur hatte die zum grünen Kittel gehörige Kopfbedeckung auf – die anderen hatten zwar auch alle grüne Kittel an, dazu aber modische Tücher im Piratenstil um die jeweiligen Schädel gewickelt.
Erinnerte eher an eine Raver-Party, als eine Finger-Operation.

Aber alle ganz lieb und ich fühlte mich gar nicht allzu sehr alleine, so am Tropf.
Und als dann auch noch der Scheff-Anästhesist (ich will mal glauben, dass es eben dieser war…) mit der Maske (mit Maske wurde ich zum letzten Mal im zarten Alter von 4 Jahren Anno 1973 vor meiner Mandel-OP in´s Reich der Träume geschickt…!!!!) kam und mir noch einmal mutmachend über die Wange streichelte, war auf einmal alles sowieso Sch…egal 😉

Bin dann gegen kurz vor 10h im Aufwachraum wieder zu mir gekommen, hatte einen kompletten Gips an der rechten Hand und die allerliebste Betreuung – allerdings erhielt ich auf meine erste Frage „wann darf ich denn nach Haus?“ nur ein Schulterzucken….

Der OP-Tag verlief im Medikamentenrausch und anhaltendem Schockzustand im Dämmerschlaf mit lieber Abwechslung: die Radio-Kreta Scheffredaktion kam angeknattert und hat mich mit fester Nahrung versorgt (soll heißen, wir 2 Hungerhaken haben uns ein Baguette aus der krankenhauseigenen Kantine geteilt….).

Das ist nämlich auch so ein Ding: Mahlzeiten gibt es im Krankenhaus gar nicht, darum kümmert sich die Familie!
So lag im Bett gegenüber eine ältere Dame, die bestenfalls 6 Stunden nachts alleine war, ansonsten war immer jemand da, der sich auch um die Verpflegung gekümmert hat – entweder der Sohn, oder die Schwiegertochter, die Tochter oder gerne auch mal die Enkel – immer war jemand da, auch wenn „Mama“ geschlafen hat. Dann war entweder Lektüre oder auch ein Nickerchen im Besucherstuhl fällig, aber immer jemand da.

Da bekommt der Begriff „Social Network“ endlich seine originäre Bedeutung zurück!

Und es kam natürlich unweigerlich die Frage, ob ich denn ganz alleine da sei….
Auf meine Antwort hin, dass mein Göttergatte ja grade erst mal von Kakodiki wieder nach Chania an- und irgendwann wieder abgeknattert war, wurde mir gleich Kaffee, Gebäck und sonstiges aus der Kantine angeboten, was ich allerdings zwecks „urgs“ (allgemeinem Unwohlsein) dankend abgelehnt habe.

Den Rest des Tages hat mein gehirnerschüttertes Haupt auf weichen Kissen verbracht – allerdings immer noch ohne genau zu wissen, in welcher Stellung die gebeutelten Rippen am wenigsten schmerzten….

Wie so eine Entlassung aus dem Krankenhaus und die entsprechende Nachversorgung aussieht, erfahrt Ihr in Kürze in Teil III.

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