Griechische „Wärmestuben“: Bibliotheken

Für die Radio Kreta Literatur-Redaktion eine der schönsten im Kulturteil des „Tagesspiegel„s erschienenen Überschriften der letzten Jahre: „Wärmestuben“.

Tut schon ganz ohne Hintergrundwissen irgendwie gut, dieses Wort, oder? WÄRMESTUBEN.

Macht warm ums Herz, man fühlt den imaginären Bollerofen, die „gute Stube“, vielleicht dazu noch eine heiße Milch mit Honig oder heiße Schoki??? – Mmmmmmmmmhhhhhh. Und ganz viel Bücherwurmschmökerstoff – gehört einfach dazu!

Aber versinkt selbst in besagtem Artikel von Theodora Mavropoulos:

„Griechenlands Bibliotheken sind überraschend beliebt.

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Die Bibliothek Palataki im Athener Stadtteil Chaidari ist aus hellem Stein gebaut und von Rasenflächen umgeben. Mit ihren Zinnen und den ovalen Fenstern gleicht sie einer Festung. Eine Holztreppe führt ins Untergeschoss in den Lesesaal. Dort sitzt Despina Melou an ihrem Schreibtisch und telefoniert. Täglich lassen sich neue Mitglieder registrieren: „In dieser Zeit der Wirtschaftskrise ist die Anzahl der Mitglieder drastisch gestiegen, weil es sich die Leute einfach nicht mehr leisten können, Bücher zu kaufen.“ Bibliotheken sind längst nicht mehr bloße Ausleihen. Sie haben sich zu Anlaufstellen für die Menschen entwickelt. Zum Beispiel für junge Arbeitslose, die es zu Hause vor dem Fernseher oder Radio einfach nicht mehr aushalten.

Auch viele der so genannten Neuarmen, die von einem Moment auf den anderen ihren Job verloren haben, nehmen gerne die Gelegenheit wahr, sich ein wenig abzulenken. Der enorme Zulauf bringt den Bibliotheken trotz der Bestätigung ihrer gesellschaftlichen Wichtigkeit keinen finanziellen Vorteil. Im Gegenteil. Durch die Sparauflagen wurde auch hier stark kürzt. „Mein Gehalt wurde von 1600 auf 1000 Euro pro Monat gesenkt“, sagt die Direktorin, die seit 30 Jahren im Dienst ist.

Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen haben ihre Jobs verloren. „Wir bekommen nicht einmal mehr Geld für Schreibwaren, Kopierpapier oder Druckertinte. Auch haben wir seit über drei Jahren aufgrund der finanziellen Lage keine Bücher mehr gekauft.“

Dennoch bleibt Melou optimistisch. Sie erhält immer wieder Buchspenden. Auch kommen Bürger mit Taschen voller Bücher vorbei, die sie der Bibliothek vermachen. Freiwillige liefern Bücher an Patienten in Krankenhäusern. Das Benzin bezahlen die Helfer selbst. Die Direktorin rückt noch ein paar Flyer auf ihrem Schreibtisch zurecht und geht dann in die Kinderbuchabteilung. An die Regale sind große Kissen gelehnt. Hier findet anderntags eine Lesung für Kinder statt. Im Sommer haben sie im Freien mit den Lesungen begonnen, und die Eltern waren dankbar, denn mit Kino- oder Theaterbesuchen sind immer gleich finanzielle Belastungen verbunden.

Im letzten Winter hat die Zahl der Besucher nochmals rapide zugenommen. Viele Haushalte entschieden sich dagegen, das teure Heizöl zu kaufen. Deshalb kommen viele Menschen in die Bibliotheken, um sich zu wärmen. Die Bibliothek organisiert auch kostenlosen Sprachunterricht. „Wir geben, neben Englisch, Französisch und Deutsch vor allem Griechischunterricht für Einwanderer“, erklärt die Direktorin. Auch unendgeltliche Computerkurse finden statt. Die Beziehung zwischen den Menschen und den Bibliotheken in Griechenland ist durch die Krise immer enger geworden, „Das spornt mehr an als Geld“, sagt Despina Melou.“

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