Musiker-Geburtstage – aber wo bleiben die Griechen?

Aufgrund diverser Rückmeldungen wissen wir, dass unsere Kolumne „Musiker-Geburtstage“ sehr positiv angenommen wird.
Immer wieder kommt aber die „Kritik“, dass wir fast ausschließlich über internationale, aber nur sehr wenig über griechische Musiker berichten.

nana_mouskouri1

Nun, das ist eine Tatsache, die uns auch nicht so richtig passt, denn auch wir würden gerne wissen, wann die uns sehr am Herzen liegenden griechischen Musiker geboren sind (Nana’s Geburtstag ist am 13.10 – soviel wissen wir immerhin!).
Darüber ist allerdings wirklich kaum etwas herauszufinden – allerdings kein Wunder ob der Tatsache, dass das Geburtsdatum nicht mal auf einem griechischen Personalausweis erscheint. Hier wird lediglich das Geburtsjahr angegeben – ehrlich!

Eine humorige aber durchaus den Tatsachen entsprechende Erklärung hierfür findet sich mal wieder bei unserer lieben Melitta Kessaris in ihrem Buch „Chaos ist ein griechisches Wort“ – hier geht es zwar um eine geplante Eheschließung im europäischen Ausland, das ist aber in sofern egal, dass die Hintergründe des griechischen Mythos „Geburtsdatum“ doch sehr anschaulich vermittelt werden:

„(…), er reicht seine Papiere beim zuständigen Standesamt ein, dazu die amtlich beglaubigten Übersetzunge, versteht sich. Der Standesbeamte des Gastlandes durchpflügt die Dokumentenflut einmal, noch einmal, ein drittes Mal und stellt ungläubig fest, dass nirgendwo ein Geburtsdatum erscheint.
„Tut mir leid, wir brauchen ein Geburtsdatum: lassen Sie sich von Ihren Verwandten eine standesamtliche Geburtsurkunde schicken“.
Der heiratswillige Hellene zieht unverrichteter Dinge wieder ab. Bis dieser Schein, der bis dato in der griechischen Bürokratie noch nicht vorgesehen war, ankommen mag, würde bestimmt eine kleine Ewigkeit vergehen. Aber er hat ja seinen Pass! Der ist ein international anerkanntes Dokument und da er in verschiedenen Sprachen ausgefertigt ist, braucht er nicht einmal übersetzt zu werden. Er hat nur den kleinen Schönheitsfehler, der allen griechischen Dokumenten anhaftet: Er enthält ebenfalls kein exaktes Geburtsdatum, nur einen Vermerk über das Geburtsjahr. Nun, in Griechenland ist das genaue Geburtsdatum unwichtig; wichtig sind nur die Namenstage. Knaben werden in Hinsicht auf den Militärdienst – auch wenn sie noch keine drei Kilo wiegen – sofort in das Männerregister eingetragen. Für die Einberufung ist ja nur das Geburtsjahr wichtig. Und bei Mädchen? Da wird nach Lust und Laune herumgebessert.
(…)
Hier (Anm.d.Red.: auf dem Konsulat der Heimat) herrscht familiäre Atmosphäre. Der Antragsteller ist seit vielen Jahren eine vertraute Person, die sich allgemeiner Wertschätzung erfreut. Warum soll man also seinem Ansuchen um die nachträgliche Eintragung eines Geburtsdatums in den Pass nicht stattgeben? Der Heiratskandidat nennt den 25. März als Eintrittsdatum in diese Welt und der gutgläubige Beamte vermerkt diese Information im Pass. Der 25. März mag für den Rest der Welt ein Tag wie jeder andere sein, aber nicht für die Griechen. Es ist ein hoher religiöser und politischer Feiertag. Nirgendwo steht geschrieben, dass an so einem wichtigen Tag keine Kinder geboren werden können. Und unser Mann erinnert sich, dass er als Kind jedes Jahr um diesen Tag herum auch Geburtstag gefeiert hat.

Der stolze Besitzer eines Passes mit Geburtsdatum eilt unverzüglich auf’s Standesamt in der Hoffnung, dass nun dem Aufgebot nichts mehr im Wege stünde. So einfach ist das aber nicht. Der Standesbeamte erklärt sich immerhin bereit, das Geburtsdatum in die Antragsformulare einzutragen, rechtskräftig würden die Papiere aber erst dann werden, sobald er auch einen Schein vom Athener Standesamt in Händen hielte.
Ungeduldig ruft der junge Mann seinen Vater in Athen an.
„Keine Sorge, ist schon so gut wie erledigt“, vertröstet ihn der Vater. „Ich schicke dir einen Auszug aus dem Männerregister von Athen“.
Wenige Tage später trifft der ersehnte Expressbrief ein. Doch was ist auf dem Dokument zu lesen: „Hiermit wird bestätigt, das der Knabe….. am 2.4.19.. in Athen geboren und in das Männerregister eingetragen wurde.“

Der Bräutigam fällt aus allen Wolken. Was heißt da 2.4.? Hatte er 35 Jahre lang seinen Geburtstag am falschen Tag gefeiert?

Empörter Anruf nach Athen: „Um Himmels Willen, Papa, da ist irgendwo ein Fehrler – ich kann doch nicht am 2. April geboren sein!“
„Bist du auch nicht,“ beruhigt ihn die sonore Stimme des Vaters, „aber an deinem tatsächlichen Geburtstag hatte ich wirklich keine Zeit, dich anzumelden. Ich erledigte das nach dem Wochenende. Und weil es damals bei Geldstrafe Gesetz war, das Kind am Tag der Geburt eintragen zu lassen, habe ich das Datum ein bisschen manipuliert.“

(… – Anm.d.Red.- die beiden waren dann schließlich doch irgendwann verheiratet….)

So weit, so gut. Die Zeit verstreicht, der Frühling zieht in’s Land und mit ihm der März. Gegen Ende des Monats beginnt die junge Frau mit den Vorbereitungen für das Geburtstagsfest des Gatten. Doch welch ein Schreck, als die Schwiegereltern schon am 24. März geschenkebeladen vor der Türe stehen und die Schwiegertochter in’s peinliche Verhör nehmen: „Hast du nichts vorbereitet? Wo ist die Torte?“
Die Angesprochene lächtelte nachsichtig. Die alten Herrschaften sind scheinbar etwas vergesslich.
„Heute ist doch erst der 24.!“ rechtfertigt sie sich.
„Na eben, weißt du denn nicht, wann dein Mann geboren ist?“, kontert die Schwiegermutter.
Hier droht die junge Frau auszurasten. Wer wagt es hier, über Geburtsdaten zu diskutieren?!
Ihr Gatte eilt ihr zu Hilfe. „Weißt du“, beschwichtigt er seine Mutter, „ich bin in der Nacht vom 24. zum 25. geboren. Deshalb habe ich mich für den 25. entschieden, der ja ein viel attraktiveres Datum darstellt.“
Die Mutter, die vermutet, dass er nur seine Frau vor ihrem Zorn schützen will, protestiert: „Wir haben deinen Geburtstag immer am 24. gefeiert. Und ich muss es schließlich am besten wissen, wann du auf die Welt gekommen bist!“
Diesem Argument ist nichts entgegenzuhalten. Doch der Streit wird rasch gütlich beigelegt, denn die Schwiegertochter schlägt nun ein interessantes Spiel vor: Jeder solle sein Geburtsdatum nennen.
Die Mutter findet das gar nicht lustig – sie hat nämlich gar keines. Den Monat weiß sie noch ungefähr, an das Jahr kann sie sich partout nicht erinnern. Der Schiwegervater nennt ein Datum, das späteren Nachprüfungen nicht standhält.“

Und die Essenz:

„Die Familie einigt sich schließlich darauf, dass das Geburtsdatum jedermanns Privatsache sei. Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Und der genaue Zeitpunkt?
Das geht doch keinen etwas an. Schließlich und endlich wird ja auch keiner gefragt, ob und wann er zur Welt kommen will. Da wäre es doch ausgesprochen undemokratisch, jemandem den Wunsch nach einem besonderen Geburtstag zu versagen!“

Radio Kreta – für jedes (gefühlte) Alter die richtige Musik!