Musiktipp: „Fünf Griechen in der Hölle.“

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Als dieses Album im Jahre 1982 erstmals auf analoger Schallplatte veröffentlicht wurde, schwappte die Begeisterung für den Rembetiko endlich auch nach Deutschland über. Und man kann sagen, dass es eigentlich bis heute weltweit keine bessere Zusammenstellung, die wirklich fast alle Klassiker des Genres enthält, gibt. Diese Sammlung aus 22 Stücken enthält etwa Vasilis Tsitsanis‘ berühmtes Lied aus dem Jahre 1947, „Synnefiasmeni Kyriaki“ (Regentrüber Sonntag), das heute jeder in Griechenland kennt, oder zwei der schönsten Liebeslieder des Rembetiko:

Fuenf Griechen in der Hoelle
Unser Musiktipp.

„Frankosyriani“ und „Ta Matoklada Sou Lampoun“ (Deine Augenlider glänzen), beide aus der Feder von Markos Vamvakaris. „Pente Chronia Dikasmenos“ (Fünf Jahre eingelocht) von Stellakis Perpiniadis beklagt die harte Haftstrafe infolge von Cannabis-Genuss, während Michalis Jenitsaris‘ „Saltadoros“ (Lastwagendieb) das Bestehlen deutscher Wehrmachts-LKWs während des Zweiten Weltkrieges besingt, eine Aktion, bei der man nicht weiß, ob sie politischem Widerstand oder purer Not entsprang.

Leider geizt das an sich höchst informative Booklet mit einem ausführlichen Essay von Rüdiger Jestel, der die Entwicklung des Rembetiko beschreibt, mit genauen Angaben zu den einzelnen Aufnahmen. Denn aufgrund des teilweise sehr modernen Sounds mit elektrischer Gitarre und Schlagzeug bei einzelnen Liedern ist davon auszugehen, dass es sich dabei nicht um die Originale aus den 30er Jahren, sondern um spätere Einspielungen handelt.

Und weil man zu Gunsten des deutschen Publikums zwar alle Lieder deutsch übersetzt, aber auf Nennung der griechischen Originaltitel verzichtet hat, kann es möglicherweise zu Überschneidungen mit anderen Kompilationen kommen, die der interessierte Hörer allerdings erst zu Hause feststellen wird. –Christoph Herrmann.

Was Kunden so sagen: „Höllisch gut!“

Von weiser111 am 15. November 2004

In Fachkreisen scheint dieses Album seit über 20 Jahren als eine der gelungensten Zusammenstellungen des Rembetiko zu gelten, DER griechischen Underground-Musik schlechthin.

Diese Bewertung ist nachvollziehbar, denn die CD versammelt repräsentative Aufnahmen (darunter viele Originalaufnahmen aus der Zeit zwischen 1920 und 1942) der verschiedenen Spielarten dieser kleinasiatisch-griechischen Crossover-Musik: Liebes- und Klagelieder, Unterwelt- und Gefängnisballaden – schließlich war der Rembetiko die Musik des städtischen Lumpenproletariats, seine ersten Interpreten waren die verelendeten griechischen Flüchtlinge aus Kleinasien.

Viele Nummern klingen nicht „schön“, auch die Gesangskünste mancher Sänger halten sich in Grenzen. Der Reiz dieser Aufnahmen liegt woanders: zunächst in den Texten selbst, vor allem aber im Ausdruck jener ganz spezifischen, faszinierenden Lebensform, für die der Rembetiko stand. Diese ganz eigene Subkultur springt den Zuhörer aus jeder Note von neuem an und macht diese Musik und dieses Album so authentisch.

Damit nicht genug – im Beiheft sind nicht nur sämtliche Liedtexte enthalten (nur in deutscher Übersetzung allerdings) und Anspielungen kurz erläutert; auch Umfeld und Lebensweise der Rembetes und Manges werden anschaulich skizziert.

Fürs erste Reinhören empfehlenswert sind vielleicht folgende Nummern: „Lastwagendiebe“ (11), „Das Schiff aus Persien“ (12), „Wenn ich auf dem Schiff sterbe“ (22) und „Der Taler“ (19); letzteres erinnert ein klein wenig an den frühen Tom Waits. Allerdings sollte angesichts der breiten Skala des Dargebotenen am besten jeder selbst auf musikalische Entdeckungsreise gehen.