Nikos erzählt…. „Eine Geschichte von einem bösen Traum.“

Nikos erzählt…. von einem Déjà-vu mit einem Hannes Wader Lied.

1974 erschien eine sehr bemerkenswerte LP (Der Rattenfänger) von und mit Hannes Wader. Auf dieser LP ist der Song „Talking Böser Traum Blues“ zu hören mit folgenden Refrain:

Diese Geschichte ist nur ein böser Traum
Und dass der mal wahr wird, glaube ich kaum
Denn schon setzen sich Menschen dagegen zur Wehr
Und jeden Tag werden es mehr!

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Immer wieder gut: Hannes Wader.

Gut vierzig Jahre später…. nach dem Aufstehen und dem morgendlichen Besuch der Toilette ist mein erster Gang der zum Briefkasten, um die Tageszeitung zu holen. Um 6:00 Uhr morgens, wenn draußen alles noch ruhig ist und die Welt langsam beginnt, aufzuwachen,  setze ich mich an den Esstisch und die Lektüre beginnt. An diesem Tag war ich anfangs etwas irritiert über die Schlagzeilen, dann verunsichert und schließlich total verwirrt.

Ich las, dass Königin Alexandra Merkel, eine Nichte der legendären Kanzlerin Angela Merkel, die das Ende der europäischen Union im Jahre 2016 verkündet hatte, zu einem Staatsbesuch im Nachbarland Bayern weilt und dass ihrem Gefolge die Mautgebühren von 3 Thaler und 30 Kreuzer automatisch vom Staatskonto abgebucht wurden.

Königin Merkel, so war weiter zu lesen, wird sich dort im Rahmen des G-10- Gipfels mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis, dem Vierten treffen. Als Randnotiz war folgendes zu lesen: Seit dem Jahre 2016, als Griechenland aus der Eurozone hinauskomplimentiert wurde, trägt jeder Ministerpräsident den Namen Alexis, da es seinerzeit Alexis Tsipras gelang, dem maroden und heruntergewirtschafteten Griechenland wieder zu dem  Rang und Namen zu verhelfen, den es in der Antike hatte, und die Würde Griechenlands wieder herzustellen.

Merkwürdig das Ganze, dachte ich mir und las weiter in der Zeitung. Dort wurde die Geschichte der letzten fast 100 Jahre dokumentiert, z. B. dass Griechenland in den Monaten der Übergangszeit vom Euro zur Drachme viele Projekte realisieren konnte, deren Umsetzung durch die strenge Hand des IWF und EZB nicht möglich war. Die Flughäfen Athen und Thessaloniki wurden an russische Großinvestoren verpachtet und die drei größten Häfen an chinesische Multikonzerne. Die Arbeitslosenquote halbierte sich bereits nach zwei Jahren und die Jugendarbeitslosigkeit von fast 60 Prozent im Jahre 2015 hat sich momentan bei knapp über 5 Prozent eingependelt.

Da Griechenland schon immer ganz vorne in den Arbeitszeit-Statistiken stand, haben Großkonzerne wie General Motors, Microsoft und Daimler Benz ihre Hauptproduktion nach Griechenland verlagert.

Mitte der 50er Jahre des 21. Jahrhunderts hatten die derzeit zehn Mitgliedsstaaten der UNO die übrigen Staaten untereinander aufgeteilt. Dieses geschah, wie die Wirtschaftsbosse es seinerzeit nannten, in Form einer friedlichen Übernahme. Man verfrachtete einfach Millionen von Flüchtlingen in diese Regionen – diese hatten auf gut schwäbisch: „nix mehr zu fressen“-,  und verkaufte ihre Souveränität an den Meistbietenden, und diese Länder waren rar. 2015 bestand die UNO aus 193 Mitgliedsstaaten, 2040 waren es  45 und im Jahr 2056 noch 10.

Der letzte G-10- Gipfel vor 5 Jahren war an Harmonie nicht zu überbieten. Einstimmig wurde Japan dazu verpflichtet, den Weltmüll zu lagern, da sie sich über Jahrzehnte gewehrt haben, an der Klimaschraube zu drehen. Irak, der letzte noch verbliebene eigenständige Staat im arabischen Raum wurde zum Sitz der NSA und die Begriffe Afrika und Entwicklungshilfe wurden aus den Lexika ersatzlos gestrichen. Durch den enormen Fortschritt im Gesundheitsschutz gab es keine Epidemien mehr, und so wurde durch eine gezielte Nichtbekämpfung der Ebola- Krankheit die Bevölkerung auf dem afrikanischen  Kontinent  ausgelöscht.

Jährlich wurde auch eine neue Statue einer Persönlichkeit der Weltgeschichte, die sich nicht immer mit Ruhm und Ehre bekleckert hatten, als Mahnmal enthüllt. In den letzten Jahren waren es Sylvio Berlusconi, die damalige IWF- Macherin Christine Lagarde und jetzt fragen sich die politisch Interessierten, immerhin noch  1,2 Prozent der Bevölkerung,  ob Wolfgang Schäuble den Zuschlag bekommen hat oder doch Sepp Blatter, der die FIFA ruiniert hatte.

Langsam doch sehr überrascht vom Ganzen las ich das Datum: 16. Juni 2115. Ich rieb mir die Augen und erschrak im selben Moment, als ich feststellte, dass ich mich noch im Bett befand und die zarte Hand meiner Frau meine Schulter berührte. „Sag mal, hast Du verschlafen?“

Durch den nicht ganz zugezogenen Vorhang fielen die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer, mein Blick aufs Handy bestätigte mir, dass es 6:30 Uhr am 16.Juni 2015 war. „Hast Du was Böses geträumt?“ fragte mich meine Frau. Inzwischen war ich schon aufgestanden und auf dem Weg ins Bad.

„Nein, alles ok“, murmelte ich. Die Zeitung, die ich aus dem Briefkasten holte, hatte das aktuelle Datum. Meine  Ängste und Hoffnungen hatte ich im Traum verarbeitet und das Hannes Wader Lied kam mir noch einmal in dem Sinn. Nach über sechseinhalb Minuten endet es ungefähr so:

Ich ging zum ersten Besten, holte aus zum Schlag
Wachte auf und sah, dass ich in der Badewanne lag
Weil die Ärzte meinen, dass es gut wär‘ das zu tun
Schrieb ich die Geschichte nieder und hier ist sie nun
Diese Geschichte ist nur ein böser Traum
Und dass der mal wahr wird, glaube ich kaum…

Kostas rief mich an dem Tag gegen Mittag an. Wir sollten nicht vergessen, bei unserer nächsten Reise irgendetwas mitzubringen. Ich erzählte ihm von meinem Traum und er meinte, dass die Passagen, die Griechenland betreffen, sich schön anhören würden. Sie seien leider jedoch utopisch. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben. Danke, dass ich es als Grieche leben darf.“


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Ein Kommentar

  1. Lieber Nico,
    also wenn Du morgen wieder aus solch einem Traum erwachst, dann solltest Du entweder einen vertrauensvollen Arzt aufsuchen, oder die Raki-Marke wechseln. Auf jeden Fall sollten in das Schaffensportfolio auch noch Sience Fiction Geschichten, oder Fantasyromane aufgenommen werden.
    Danke für diese fiktive Geschichte.
    Beste Grüße aus dem diesjährigen G7-Land Bayern
    Gerd

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