Urlaub auf Kreta: „All Inclusive“ – Ja oder Nein?

Die Saison 2018 hat begonnen, die meisten von Euch haben ihren Urlaub auch sicher schon gebucht und dabei hat sich wahrscheinlich der Eine oder die Andere die Urlaubs-Frage aller Fragen gestellt: individuell oder „all inclusive“?

Wir können den Aufschrei, der jetzt gerade durch die Leserschaft geht förmlich hören – ein kollektives „Neiiiiiiiiiiiiiiin! Niemals nicht – das geht doch überhaupt nicht! All inclusive auf Kreta? Nie im Leben!!!“

Naja, so oder so ähnlich stellen wir uns erfahrungsgemäß die Reaktionen vor. Wobei – da gibt es sicher auch ein paar abweichende Meinungen, die – die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen einbezogen – auch irgendwie verständlich sind.

Das „All Inclusive“-Konzept – und wie es entstand

Die All inclusive-Versorgung während einer Urlaubsreise entstand in den 90er Jahren. Das Konzept des All inclusive-Hotels wurde zunächst in Länder verbreitert, die eine schlechte oder gar gefährliche Infrastruktur aufwiesen, um den Reisegästen trotzdem einen sicheren Rund-Um-Urlaub zu ermöglichen. Als regelrechter „Geburtsort“ dieses Konzeptes gilt die Dominikanische Republik, die – zum heutigen Tag zwar komplett touristisch erschlossen – in den 1990-er Jahren diesbezüglich eher Brachland war.

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Endlich Urlaub.

Die ursprünglichen All inclusive-Hotels waren so konzipiert, dass der Gast die Hotelanlage gar nicht verlassen musste: Unterkunft, Verpflegung, Unterhaltung und Animation wurden im sicheren, abgekapselten Resort angeboten. Ausflüge außerhalb des Resorts wurden entweder ganz vermieden oder nur unter ‚kontrollierten‘ Bedingungen durchgeführt. So ist auch All Inclusive als Bezeichnung für die Verpflegungsart während eines solchen Hotelaufenthalts entstanden: alle Mahlzeiten und alle alkoholische und alkoholfreie Getränke waren im Hotelangebot enthalten.

Dieses Konzept ging um die Welt und sehr viele Hotels bieten All-inclusive bis zum heutigen Tag an, obwohl sie sich in sicheren Ländern mit guter Infrastruktur befinden, wo ein All inclusive-Konzept gar nicht notwendig ist. Und das, weil All-inclusive in der Tourismusbranche eine Zeit lang als ‚Notwendigkeit‘ galt und immer noch heute als sehr attraktiv und preisgünstig besonders für Familien vermarktet wird.

Für wen kann All-inclusive sinnvoll sein?

Vor allem für Familienurlauber mit Kindern bietet das „Rundum-Sorglos-Paket“ viele Vorteile. Die Kosten für die Ferien hat man dank des festen Budgets vollkommen unter Kontrolle. Spontane Wünsche der Kinder, wie etwas zu trinken oder zu snacken, lassen sich mit dem „All-inclusive-Bändchen“ am Handgelenk sofort erfüllen, ohne dass nach dem nötigen Kleingeld gefragt werden muss. Das sorgt für gut gelaunte Kids und entspannte Eltern.

Natürlich kann diese Freiheit auch als Nachteil gesehen werden, denn nicht alle Eltern sind damit einverstanden, wenn der Sprössling sich ungefragt ein Eis nach dem anderen selbst organisieren kann. Außerdem sind beim „All-inclusive“ quasi auch die Kontakte zu Mitreisenden mit inbegriffen.

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Endlich mal ein netter Kontakt.

Beim gemeinsamen Essen oder bei vom Hotel veranstalteten Freizeitaktivitäten kommen sich große und kleine Gäste in geselliger Atmosphäre schnell näher – und schließlich hat man ja schon mal ein gemeinsames Interesse: nämlich den „All-Inclusive-Urlaub“!

Augen auf bei der AI-Buchung!

Auf den ersten Blick sind All inclusive-Reisen sehr attraktiv, doch nicht immer reist man mit ihnen am Günstigsten. Bevor man bucht, sollte man sich ein Bild davon machen, was man von seinem Urlaub erwartet, welche Freizeitaktivitäten eingeplant sind und wie ein normaler Tagesablauf in den Ferien aussehen soll. Nur so lässt sich kalkulieren, ob man eventuell mit Halbpension oder Übernachtung mit Frühstück günstiger fährt. Allerdings lässt solch ein „durchgetakteter“ Urlaub natürlich auch wenig Platz für spontane Entscheidungen und Improvisation…

Normalerweise sind bei einer AI-Buchung die Kosten für alle Mahlzeiten sowie ortsübliche alkoholfreie und alkoholische Getränke im Preis inbegriffen. Bereits an dieser Stelle sollte man sich genau mit den Angaben des Reiseveranstalters auseinandersetzen, denn allgemein gültige Regeln, was im All inclusive Angebot alles enthalten sein muss, gibt es nicht.

Welche Leistungen im Preis enthalten sind, entscheiden Hotels und Veranstalter selbst. So muss damit gerechnet werden, dass die Auswahl an Essen und Trinken, sowie das Animations- und Sportangebot für AI-Urlauber begrenzt ist. Wer also à la carte speisen möchte, sich zum Dinner gerne ein Glas exklusiven Weines gönnt oder den Tandem-Fallschirm-Sprung mal ausprobieren will, muss diese Sonderwünsche oft extra bezahlen.

Genauso spielt die Infrastruktur des Urlaubsortes eine wichtige Rolle denn wenn das Hotel weitgehend abgeschnitten von Ortschaften, Restaurants und Bars liegt, ist All inclusive eventuell eine gute Lösung für nicht unternehmungslustige Urlauber: Keine langen Wege innerhalb der Ferienanlage, jederzeit Getränke und Essen vor Ort, keine „lästige“ Suche nach einem Restaurant, die Freizeitgestaltung steht bereits vorab fest – vor allem wenn das Hotel nicht in unmittelbarer Nähe zu Ortschaften und Restaurants gelegen ist, ein großer Vorteil.

Aufgepasst beim Kleingedruckten!

Einen einheitlichen international gültigen Leistungsumfang, wie z.B. bei den Konzepten „Halbpension“ oder „Vollpension“ gibt es bei All-inclusive bis zum heutigen Tag nicht. Sehr häufig wird der Umfang der im All-inclusive enthaltenen Getränke und Speisen außerhalb der Hauptmahlzeiten eingeschränkt oder individuell definiert.

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Sonne, Strand und Meer. Alles inclusive.

Mittlerweile werden die verschiedensten Abwandlungen des All-Inclusive-Konzeptes angeboten: „All inclusive soft/light“, „All inclusive premium“, „All inclusive plus“, „Ultra All inclusive“ etc. – die jeweils inbegriffenen Leistungen sind so uneinheitlich und unverbindlich, wie die jeweilige Namensgebung, denn jedes Unternehmen kann sie individuell anpassen. Dabei entstehen nicht selten ärgerliche Missverständnisse und Enttäuschungen. Und gerade bei sehr günstigen All-inclusive-Angeboten leidet oft die Qualität der angebotenen bzw. beinhalteten Speisen und Getränke.

Von daher ist es ebenso sinnvoll, sich über die Preise für Essen und Freizeitgestaltung am Urlaubsort zu informieren. Kann man auch außerhalb der Hotelanlage gut und günstig essen? „All inclusive“ beinhaltet schließlich keine Garantie, dass das angebotene Essen auch schmeckt oder gar landestypisch ist. Wer also schlemmen will, die Vielfalt liebt oder sich am Ferienort auf kulinarische Entdeckungsreise begeben möchte, zahlt bei einem All-inclusive Urlaub womöglich drauf, weil halt doppelt…

Bei einer All inclusive Reise ist ebenfalls zu bedenken, dass man sich in großen Teilen für die Zeit des Ferienaufenthaltes an die Hotelanlage bindet, denn nur so lohnt sich das Angebot. Möchte man das? Viele Reisende genießen es besonders, Land und Leute kennenzulernen, Ausflüge zu unternehmen und nicht an feste Zeiten für Unterhaltungsprogramm und Essen im Hotel gebunden zu sein. Wer hingegen vor allem ausspannen, am Pool relaxen und keine großen Unternehmungen auf eigene Faust starten möchte, ist mit AI gut beraten.

Kreta als All-inclusive Destination?

Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber Kreta ist ein so abwechslungsreiches Urlaubsziel für fast alle Bedürfnisse, dass der typische All-inclusive Urlaub auf Kreta weniger Sinn macht, als an anderen Destinationen. Kreta ist und bleibt ein wunderbares Ziel für Individualreisende und unternehmungslustige Touristen – egal, ob mit oder ohne Kinder (es sei denn, Letztere nerven so sehr, dass man sie bitte gerne jeden Tag bei der hoteleigenen Kinderbespassung abgeben will…).

Was Kreta´s Charme maßgeblich ausmacht, ist die sprichwörtliche Gastfreundschaft und Lebensfreude der Bewohner und die unvergleichliche und beeindruckende Natur – und um das alles live zu erleben, muss man einfach raus aus der Bude!

Diese herrliche, große und abwechslungsreiche Insel mit ihren wundervollen Stränden und verträumten Buchten, Ihrer bezaubernden Mythologie, ihren antiken Stätten, herrlichen Wanderrouten über schroffe Berge und durch tiefe Schluchten, einem aufregenden Nachtleben (für den, der´s braucht!) und einer faszinierenden, jahrtausendealten Kultur bietet einfach zu viel, um nur im Hotel rumzuhocken und sich bedienen zu lassen.

Viele Hotels auf Kreta, wie zum Beispiel das Corissia in Georgioupolis, haben sich bewusst gegen diese Urlaubsform entschieden. Hier gibt es einfach nur schöner Wohnen, gutes Essen und prima Service zu einem angemessen Preis. Gastfreundschaft all inclusive.

All-inclusive im Südwesten Kretas?

Wir persönlich sind jedenfalls sehr froh, dass sich dieses All-inclusive-Konzept bei uns hier im Südwesten der Insel (noch) so gar nicht durchgesetzt hat.

Unser Dörfchen Paleochora wird im Sommer noch lebhafter und bunter, als es sowieso schon ist, der Konsum in lokalen Bars, Tavernen und Restaurants kommt den Einheimischen (und den Besuchern!) zu Gute.

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Die „Parea“ am Meer – All inclusive.

Die ortsansässigen Shops generieren während der Saison einen guten Teil des Einkommens, das sie über den Winter bringt, die hiesigen Autovermietungen profitieren ebenfalls von den unternehmungslustigen Individualtouristen, die durch ihre Ausflüge in die nähere und fernere Umgebung die dortigen Einkommen der Einheimischen ebenfalls aufbessern und die Atmosphäre ist durchgängig fröhlich und äußerst (gast-)freundlich. Nicht auszudenken, so einen AI-Bunker hier im Dorf zu haben!

Ein anderes touristisches und nicht ganz unproblematisches Phänomen: Airbnb auf Kreta.

Die „Parea“: Gute Gesellschaft all inclusive.

P.S.: Die Urlaubsform All Inclusive repräsentiert nur 2,2 Prozent aller Hotels in Griechenland.

Den von der Tourismus-Ministerin Elena Kountoura dem Parlament vorgelegten Angaben der Hotelkammer Griechenlands zufolge repräsentiert die Urlaubsform „all inclusive“ 2,2% der Gesamtheit der Hotelanlagen des Landes und 13,6% der gesamten Kapazität an Zimmern.

6 Kommentare

  1. Für Kreta brauchts nur einen Flug, Mietwagen. Tavernen und kleine Pensionen gibt es im Süden wie Sand am Meer.
    Für Familien die in den Sommerferien urlauben müssen natürlich schwer, da die Insel auch im Süden mittlerweile in den Ferienmonaten total ausgebucht ist.
    Beste Reisezeit für uns immer noch April- Anfang Juni oder im Herbst Von September- Anfang November.
    Freunde von uns haben ein mittelgroßes Hotel in Agia Galini. 2017 war für sie die beste Saison ever!
    Total ausgebucht. Für 2018 schauts auch schon gut aus.

    LG Marcus

  2. All-inclusive, so reizvoll es für Touristen auch sein mag, schädigt bzw. zerstört die Infrastruktur vor Ort, weil man ja im Hotel „alles“ bezahlt hat und sich nur noch bedienen (lassen) muss. Sicher ist die Interessenlage unterschiedlich, aber die typisch griechische Gastfreundschaft, Land und Leute und das Flair der urigen Tavernen bleiben auf der Strecke. Letztendlich haben die Einheimischen darunter zu leiden. Wir haben schon oft auf Kreta unseren Urlaub verbracht und kennen das leidige Thema.

  3. Haben dieses Jahr nochmal Halbpension im Hotel gebucht und haben schon die 3. Flugzeitenänderung bekommen für September. Nächstes Jahr ist Schluss. Wir werden nur den Flug buchen und uns eine Unterkunft nehmen die wir direkt vor Ort buchen ohne einen Zwischenvermittler. Vorteil : Das Geld bleibt ohne Abzug im Land und wir haben die Freiheit ohne Zeitdruck die Insel zu erkunden.Und glaubt mir es gibt so viele schöne Tavernen auf Kreta da brauchen wir kein Hotel und All in.

  4. Diese „All-inclusive“-Marotte o.ä. zerstört jede Individualität, für die vor allem Kreta noch bekannt ist. Es war voriges Jahr ein Jammer anzusehen wie momentan das Ambiente von Plakias der Gier geopfert wird. Ausländische Investoren sahnen ab, zerstören das Preisgefüge und setzen die Einheimischen unter Erfolgsdruck was letztlich auch deren Seelen zerstört.

    Stellen sich diese Touries überhaupt mal die Frage warum sie dorthin wollen und womit sie dann das zerstören was sie dort hingezogen hat?

    Wehrt euch, rettet eure Seelen!
    Ziggy.

  5. Mir reichten die traurigen Berichte von All-In-Urlauben im Kollegenkreis.
    Bei einigen waren 3-5 Tage Brechdurchfall mit „All-Time in Room and Toilet“ inclusive.

    Je billiger das Angebot, je größer die Frage der Kalkulation.
    In der Küche kann man schon mal enorm viel einsparen… – iigitt.

    Habe auf Kreta schon einige nette Touris kennengelernt die es sehr bereuten nur alleine schon Halbpension gebucht zu haben.

    „Das Leben ist was sehr Unsicheres, bestellen Sie deshalb die Nachspeise schon vor der Hauptspeise“ – Zitat aus der Speisekarte der Taverna Sokrates in Karlsruhe.

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