Nationalfeiertage auf Kreta – der 17. November.

Denkmal in Ierapetra

Dass die Griechen im Allgemeinen und die Kreter im Besonderen gerne feiern, ist ja wohlbekannt. Wahrscheinlich gibt es deswegen in Griechenland auch gleich mal 3 Nationalfeiertage – für alle Fälle!

Und die sind am 25. März, am 28. Oktober und am 17. November.

Letzteren wollen wir aus aktuellem Anlass (siehe Datum) – einmal näher beleuchten, damit Ihr Euch nicht wundert, wenn Euch an diesem Tag jede Menge Kinder und Jugendliche begegnen, die zu dieser Zeit eigentlich in der Schule sein sollten, stattdessen aber Blumen an (Freiheits-) Denkmälern niederlegen.


Hier der historische Hintergrund eines großen griechischen Tages:

Am 17. November 1973 wurde in Griechenland der Aufstand der Studenten des Athener Polytechnikums gegen die herrschende Militärdiktatur blutig niedergeschlagen. Vorausgegangen war eine jahrelange Serie von Ereignissen und darauf folgenden Protesten der Bevölkerung – vor allem der Studenten.

Seit April 1967 herrschte in Griechenland eine Militärdiktatur unter der Führung von Georgios Papadopoulos. Diese Diktatur verhaftete kategorisch und vorsichtshalber einfach mal alle politischen Gegner. Die Demokraten, darunter auch der spätere Ministerpräsident Konstantin Karamanlis (Onkel des bis vor 6 Jahren amtierenden gleichnamigen Ministerpräsidenten) wurden ins Exil geschickt. Anhänger der linken Parteien wurden gefoltert, getötet, auf abgelegenen Inseln inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt.

Ab 1970 fing die griechische Junta an, sich auch in interne Strukturen der griechischen Studenten in ganz Griechenland einzumischen. So wurden z.B. die Studentenwahlen abgeschafft und statt dessen Junta-Anhänger als Vorsitzende der Studentenvereinigungen eingesetzt. Das erste Zeichen des Widerstandes der griechischen Studenten gegen die Junta setzte ein Geologiestudent, der sich im italienischen Genua selbst anzündete, um auf das griechische Militärregime aufmerksam zu machen.

Am 5. Februar 1973 beschlossen die Studenten der Technischen Universität in Athen, dem Unterricht fern zu bleiben. Am 13. Februar demonstrierten hunderte Studenten auf dem Campus der Technischen Universität. Die Junta gab den Befehl, das Gelände durch Polizei und Militär stürmen zu lassen. Es wurden mehrere Studenten verhaftet und zum Militärdienst zwangseingezogen, wodurch das Regime sie im Auge behalten wollte.

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Kinder am Nationalfeiertag

Am 21. Februar 1973 besetzten mehrere Hundert Studenten der Athener juristischen Fakultät ihre Universität und verbarrikadierten sich im Gebäude, um gegen wiederholte Verhaftungen und den Einzug zum Militärdienst ihrer Kommilitonen zu protestieren. Sie schworen auf dem Dach des Gebäudes, den Kampf gegen die Junta und ihre ungerechten Gesetze nicht aufzugeben.

Diesmal verletzte die Polizei zwar nicht nochmals das griechische Universitätsasyl, verprügelte und verhaftete aber auch wieder mehrere Studenten, die außerhalb des Gebäudes demonstrierten. Am 14. November 1973 beschlossen die Studenten der Technischen Universität Athen wieder, vom Unterricht fern zu bleiben und verbarrikadierten sich auf dem Universitätsgelände. Durch den Befehl der Junta wurde das Universitätsgelände  durch Polizei und Militär mit Panzern umstellt, es wurde aber nicht eingegriffen.

Ein eigener Radiosender

Und nun dachte sich ein Student der Elektromechanik eine ganz besondere Art des Protestes aus: er bastelte in wenigen Stunden einen eigenen Radiosender zusammen. Ab sofort wurde immer wieder gesendet, dass das Volk und die Studenten einen gemeinsamen Kampf gegen das Regime führen sollten. Mehrere Studenten sendeten rund um die Uhr die Parolen gegen das Regime. Am 17. November um 3 Uhr Nachts gab die Junta dann schließlich den Befehl, das Universitätsgelände zu stürmen. Einer der Panzer fuhr sogar gegen das massive Gittertor, obwohl darauf mehrere Studenten saßen, und überrollte einige davon.

Der Student am Radiosender flehte die Soldaten an, sie sollten die Befehle doch bitte nicht befolgen und sang in seinem Radio schließlich ob seiner Hilf- und Ratlosigkeit einfach die griechische Nationalhymne (die längste Nationalhymne der Welt) als Appell an beide Seiten.

Leider hatte diese Aktion aber auch keinen Erfolg: Polizei und Militär eröffneten das Feuer gegen die Studenten. Auch Scharfschützen auf umliegenden Gebäuden schossen gegen die flüchtenden Studenten. In ganz Athen kam es zu Ausschreitungen, die mehrere Tote forderten. Noch heute ist nicht klar, wie viele Leute ums Leben kamen und wie viele verletzt wurden.

Die Militärdiktatur sprach von identifizierten 23 Toten und 16 unbekannten. Reporter gingen von annähernd hundert Toten und vielen Hundert Verletzten aus. Ausgelöst durch diese Ereignisse fiel das Millitärregime wenige Zeit nach dieser tragischen Nacht in Athen.

Seitdem wird  jedes Jahr am 17. Novembern den Opfern gedacht. In Schulen und Universitäten wird kein Unterricht, dafür aber werden  Gedenkveranstaltungen abgehalten, Kränze niedergelegt und Parolenlieder der damaligen Zeit damals gespielt und gesungen. Geschäfte, Behörden und Restaurants sind allerdings zu den üblichen Zeiten geöffnet – feiern kann man ja auch während und nach den Arbeitszeiten… 😉

Radio Kreta – immer gut informiert!

 

 

 

 

Mehr Info: Historische Notiz zum 17. November von Dr Holger Czitrich-Stahl.

12 Kommentare

  1. Kalimera, absolut lesenswert ist das Buch von Dimitris Koufontinas – Geboren am 17. November Eine Geschichte der griechischen Stadtguerilla, im Bahoe Verlag erschienen.

    Auf Kreta finden heute drei Demonstrationen zum Gedenken an den Studentenaufstand gegen die Militärdiktatur vor 49 Jahren an der Technischen Hochschule in Athen (Polytechnikum) statt:

    Heraklion | Pl. Eleftherias-Platz | 18:00
    Rethymnon | Rathaus | 18:00
    Chania | Agora-Platz | 18:00

    Mit dem zentralen Slogan „Brot-Bildung-Freiheit“ setzte sich die studentische Jugend für Demokratie, soziale Gerechtigkeit sowie individuelle und soziale Rechte ein.

    #17Νοέμβρη

    #Πολυτεχνειο

  2. Herzlichen Dank für diese ausführlichen Berichte und Hintergründe zum 17.November 1973.
    Da ich 1975 das erste mal in Griechenland war, sind mir die vorsichtigen Gespräche über die Tragödie
    des 17.Nov. noch in gut in Erinnerung!!!

    Besuche eure Seite des öfteren,echt klasse, großes Kompliment. Macht in diesem Sinne weiter so.

  3. Kalispera, Kokkinos vrachos,
    sehe gerade eben erst, daß du mir im vorigen Jahr gleich geantwortet hast – sorry!!!!
    Hättest das Buch auch schneller und kostengünstiger lesen können: Wir wohnen in Triopetra und ich habe es hier! Naja, nun ist es zu spät!
    Ta leme?

  4. «Psomí, Paideía, Elefthería» „Brot, Bildung, Freiheit“

    Am 14.11. beginnen in Griechenland die dreitägigen Veranstaltungen zum 48. Jahrestages des Polytechnikumaufstands.

    Am 16.11.1973 wird in Athen der 17jährige Diomidis Komninos von einem Scharfschützen des griechischen Militärs erschossen. Er ist der erste Tote des Polytechnikumaufstands.

    Es geht um die Erinnerung an das Polytechnikum zu ehren und mit der aktuellen Geschichte zu verbinden.

    Die Uni-Polizei ist bereits an 11 griechischen Universitäten eingerichtet wurden, die Überwachung per Kamera oder sogar durch biometrische Kontrollen ermöglicht. Studenten-GAs müssen jetzt autorisiert werden.

    Das Polytechnikum lebt in den Kämpfen von heute.

    Auch in Chania und Heraklion gibt es heute Demonstrationen zum Gedenken des Studentaufstandes gegen die Militärdiktatur.

    Aufruf für Chania:

    https://candiaalternativa.info/2021/11/14/chania-syneleysi-anarchikon-antiexoysiastrion-kalesma-gia-poreia-ti-17-noemvri-2021-ora-18-00-pl-agoras/

    Aufruf für Heraklion:

    https://candiaalternativa.info/2021/11/16/irakleio-sygkentrosi-enantia-ston-aytarchismo-tin-katastoli-amp-amp-tin-astynomokratia-17-noemvri-ora-18-00-pl-eleytherias/

  5. 17. November 2020 auf Kreta: Ψωμί-Υγεία-Παιδεία-Ελευθερία = Brot-Gesundheit-Bildung-Freiheit

    Nachdem die ND Regierung mit ähnlichen Formulierungen wie die Junta, jede Versammlung von mehr als vier Personen auf der Straße und jedes Gedenken an den Aufstand vom 17. November 1973 verboten hatte, löste sie alle Versammlungen und Demonstrationsversuche im ganzen Land gewaltsam auf, so auch in Rethymnon und Heraklion. In Rethymnon gab es 20 Festnahmen und in Heraklion gab es 130 Festnahmen. In Chania konnte ein Gedenkmarsch mit 450 Menschen statt finden.

    „Es geht nicht nur um unsere Bemühungen, die Erinnerung an den Polytechnischen Aufstand am Leben zu erhalten, sondern vielmehr um unser Symbol, unser Recht auf öffentliche und kollektive Opposition und letztendlich auf Demonstration gegen neoliberale Politik am Leben zu erhalten.“

    „Für unser selbstverständliches Recht auf Leben müssen wir Widerstand leisten. Wir müssen uns versammeln und gemeinsam demonstrieren. Es muss Widerstand gegen diese Politik geben, jetzt, unter den Bedingungen des Zusammenbruchs von Krankenhäusern, unserer Arbeitsrechte, unserer Bildung, unserer Freiheiten, um morgen hier zu sein!“
    (Aus dem Aufruf vom Koinonikó Stéki-Stéki Metanastón Chaníon / Sozialer Treffpunkt – Treffpunkt der Flüchtlinge in Chania)

    Chrysochidis, griechischer Minister für „Bürgerschutz“, kündigte auf Sky auch ein Demonstrationsverbot zum Gedenken an Alexis Grigorpoulos für den 6. Dezember an.

    kaló cheimóna, kv

  6. Griechenland: Staat unterdrückt Demonstrationen zum Gedenken an den Aufstand am Polytechnischen Universität im Jahr 1973

    17. November, 2020. In diesem Jahr ist der Jahrestag des Aufstandes von 1973 an der Polytechnischen Universität in Athen, den die Junta der Obersten im Blut ertränkte, indem sie Panzer schickte, um ihn zu unterdrücken, aktueller denn je. Der Grund dafür ist, dass die rechte Regierung der Nea Demokratia (ND) eine weitere Anstrengung unternommen hat, diesem Jahrestag ein Ende zu setzen und ihre autoritäre Agenda voranzutreiben.

    Der Aufstand an der Polytechnischen Universität war der griechische Mai ’68. In den Tagen vor der blutigen Nacht des 17. November 1973 besetzten die Student:innen ihre Universitäten, organisierten sich horizontal über öffentliche Versammlungen und entsandten Delegierte in die Koordinierungsversammlung. Parallel dazu wurden außerhalb der Universitäten Arbeiter:innenversammlungen und -räte gebildet. Sie alle forderten das Ende der von den USA unterstützten Militärjunta im Land. Dies war die Geburtsstunde der griechischen autonomen Bewegung, die die Bürokratie in all ihren Formen ablehnte und sich der direkten Demokratie verschrieben hatte. Es ist kein Wunder, dass die konservativen Kräfte im Land so sehr darauf bedacht sind, jeder lebendigen Erinnerung an den Jahrestag dieser Bevölkerung ein Ende zu setzen. Die ND hat bereits in der Vergangenheit Anstrengungen unternommen, um die Demonstrationen an diesem Tag zu stoppen: Im Jahre 1974 hatte sie am 17. November 1974 nationale Wahlen abgehalten, während sie 1980 Versammlungen an diesem Tag verboten hatte, was zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrant:innen führte, bei denen es zwei Tote und zehn Schwerverletzte gab.

    Auch in diesem Jahr verbot die ND die Demonstrationen zum Gedenken an den Aufstand und verbot die Zusammenkunft von mehr als 4 Personen – ein Verbot, das stark an das von der Militärjunta durchgesetzte erinnert. Viele Organisationen, wie Amnesty International, brachten ihre Besorgnis über die Entscheidung der Regierung zum Ausdruck. Die griechische Union der Richter und Staatsanwälte prangerte die Maßnahme sogar als verfassungswidrig an.

    Der Grund für diese Ausgangssperre liegt nach Angaben der ND-Regierung in der raschen Ausbreitung des Covid-19 im Land. Doch immer mehr Menschen beginnen zu begreifen, dass dies nichts anderes als eine billige Ausrede für die Verabschiedung autoritärer Maßnahmen ist.

    – Wenn die Regierung so sehr an der öffentlichen Gesundheit interessiert war, dann hätte sie vor jedem Verbot öffentlicher Versammlungen das Gesundheitssystem stärken müssen. Etwas, was sie nicht tat, trotz der Proteste und Forderungen der Ärztegewerkschaften (auf die die ND mit Bereitschaftspolizei reagierte).
    -Sie hätte den öffentlichen Verkehr stärken müssen, was sie offensichtlich nicht tat, was zu überfüllten Bussen und U-Bahnwaggons führte, wo die Masken, die die Menschen tragen, wenig dazu beitragen können, die Verbreitung des Virus unter den Fahrgästen zu verhindern, die buchstäblich „übereinander“ stehen.
    -Sie könnte mehr Lehrkräfte einstellen und ungenutzte Gebäude in provisorische Notfallschulen verwandeln, um überfüllte Klassen zu vermeiden. Doch das tat sie nicht, was viele Schüler:innen zwang, ihre Schulen zu besetzen und ernsthafte Maßnahmen gegen die Pandemie zu fordern, worauf die Regierung reagierte, indem sie als „besorgte Eltern“ getarnten rechtsextremen Schlägern erlaubte, solche Besetzungen anzugreifen.
    -Schließlich hätte sie von Beginn der Pandemie an den Rat der WHO zu Massentests befolgen können, aber stattdessen hat die ND den Leiter der griechischen Pandemie-Task Force Sotiris Tsiodras dazu veranlasst, bei einem öffentlichen Briefing zu kommentieren, dass Massentests eine „Verschwendung von Ressourcen“ seien. Es war nicht das erste Mal, dass Tsiodras eher wie ein neoliberaler Ökonom klang als wie ein Experte für Infektionskrankheiten: Bei einem anderen Briefing behauptete er, die Regierung könne nicht in öffentliche Verkehrsmittel investieren.

    Es ist der neoliberale Dogmatismus der gegenwärtigen ND-Regierung, der zur aktuellen Ausbreitung des Coronavirus im Land geführt hat. Selbst wenn sie alles opfern müssen – sogar ihr heiliges Wirtschaftswachstum – werden sie niemals in öffentliche Güter investieren. Deshalb waren die einzigen Maßnahmen, die sie bisher ergriffen haben, das obligatorische Tragen von Masken (als neoliberales Mittel, um die gesamte Verantwortung für die Pandemie auf den Einzelnen zu übertragen) und eine massive Militarisierung des öffentlichen Raums, wobei Polizeischläger das Recht erhielten, gegen Bürger:innen, die sich ihrer Meinung nach ohne „angemessenen“ Grund außerhalb ihres Hauses aufhalten (selbst wenn der Bürger:in alle notwendigen rechtlichen Schritte unternommen hat, um nach draußen zu gehen), Geldstrafen in Höhe von Hunderten von Euro zu verhängen.

    Die 6000 Polizist:innen, die seit einigen Tagen in der Athener Innenstadt präsent sind, haben das Stadtzentrum von Athen zu einer Festung gemacht, um zu verhindern, dass sich die Menschen am 17. November versammeln. Seit dem Morgen wurden alle zentralen U-Bahn-Stationen geschlossen, Dutzende von Menschen wurden verhaftet, weil sie versuchten, die Versammlungsorte zu erreichen, viel mehr wurden zu Geldstrafen verurteilt, weil sie „ohne Grund draußen waren“, während Beamte der Staatssicherheit zu den Häusern von Ärzten der Föderation der griechischen Krankenhausärzteverbände gingen, die ebenfalls zur Teilnahme an den heutigen Versammlungen aufgerufen haben, um sie wegen des Vorwurfs der „Provokation zum Ungehorsam“ anzuklagen. Doch die zunehmende Leichtfertigkeit der Polizei und die harten wirtschaftlichen Strafen hielten die Menschen nicht davon ab, sich zu versammeln und gegen den schleichenden Autoritarismus der gegenwärtigen Regierung zu protestieren. Sie wurden mit vielen Polizeiknüppeln, Tränengas und Wasserwerfern empfangen.

    Die Bedeutung des Aufstands an der Polytechnischen Universität in 1973 war die Fähigkeit der Gesellschaft, sich selbst jenseits von Staat und Kapital zu etablieren. Diese Bedeutung ist heute aktueller denn je, und die Menschen scheinen trotz der harten staatlichen Repressionen entschlossen zu sein, dafür zu kämpfen, was uns mit Hoffnung erfüllt.

    (Quelle: freedomnews vom 17.11.2020)

    Ta Leme, kv

  7. Moin und Kalimera Monika, danke für dein Buchtipp, klingt sehr interessant, habe es mir heute gebraucht bestellt.

    Ich habe auch noch einen Buchtipp. Ich lese gerade: Die Verlobte des Achilles von Aliki Zei.
    https://bibliothek.edition-romiosini.de/catalog/book/43

    „Dieser Roman gilt als der politische und der Frauenroman der letzten Jahre. Eleni, alias Daphni, vor allem „Die Verlobte des Achilles“ sucht nach ihrer verlorenen Identität in der turpulenten Jahren während und nach dem Bürgerkrieg, die sie an der Seite ihres Geliebten verbrachte. Es geht dabei nicht um die Entmythologisierung der griechischen Resistance, sondern um die Relativierung des Heldentums, das den Menschen taub macht für die Zwischentöne und die Seele ihrer Sensibilität beraubt. Ganz oberflächlich könnte man Alki Zeis Roman „Die Verlobte des Achilles“ als ein hochmütiges Buch ansehen, das mit der ganzen linken Bewegung ins Gericht gehen will. Doch Alki Zei hat mit ihrem Werk Bahnbrechendes geleistet und zwar in zweifacher Hinsicht: Einerseits hat sie gewagt, an Klischees und Mythen des Heroentums der Männer zu rütteln, und andererseits, die Haltung der Frauen dieser Heroen zu analysieren und deren Rolle in Frage zu stellen. Die Geschichte: Der Widerstand gegen die Deutschen in der Stadt Athen und der anschließende Bürgerkrieg. Die Personen: Teilnehmer am Widerstand und am Bürgerkrieg, aber eben Menschen mit allen Eigenschaften, beobachtet und erforscht im Zeitraum von 30 Jahren – von den Anfängen der 40er Jahre bis zum Umfeld des Mai ’68 in Paris. In diesem Roman, der in Athen, Rom, Taschkent und Paris spielt, und somit Bezug auf zeitgenössische Ereignisse in ganz Europa Bezug nimmt, Griechenland also nicht als ein entferntes und abgeschnittenes Land in der südeuropäischen Ecke behandelt, wird man oft verleitet, die Autobiographie Alki Zeis entdecken zu wollen. Der Kritiker Kostas Stamatiu nannte ihn „Requiem für eine ganze Generation“, wobei aber nicht nur trauernde und traurige Töne zu vernehmen sind, sondern mit viel Humor auch liebliche, fast romantische und auch wieder kindlich-fröhliche und optimistische Klänge.“

    https://www.ellasnet.de/die-verlobte-des-achilles-alki-zei/?cn-reloaded=1

    viele Grüße aus hamburg, kv

  8. Moin und Kalimera, der diesjährige 17. November, der Jahrestag des Polytechnikum steht dieses Jahr im Zeichen eines kompletten Verbotes und Versammlungsverbot. Alle Demonstrationen am Jahrestag zum Gedenken an den Aufstand gegen die Militärjunta im Jahr 1973 sind verboten. Inzwischen ist sogar die Kranzniederlegung am Polytechnikum verboten.

    Die rechtspopulistische und konservative Regierungspartei Nea Dimokratia von Kyriakos Mitsotakis, will mit allen mitteln, dass Gedenken an den Aufstand gegen die Militärjunta im Jahr 1973 verhindern.

    Die griechische Regierung setzt einen Teil der Verfassung außer Kraft, ab den 16.11. früh und bis zum 18.11. sind in Griechenland Versammlungen von mehr als vier Leuten unter freiem Himmel verboten worden. Drastische Geldstrafen worden angedroht. Falls irgendjemand glaubt, dies diene dem Infektionsschutz, der warte auf die Bilder von den Massenfestnahmen am 17. November.

    Das Verbot, sich mit mehr als vier Menschen im öffentlichen Raum zu treffen, gilt übrigens nicht, wenn man eine Uniform trägt oder der Nea Dimokratia angehört. Und erst recht nicht für die, die sich in überfüllten Bussen und U-Bahnen zur Arbeit quälen müssen.

    Das Gedenken heute ist unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung verboten worden, es wird trotzdem in mehreren Städten zu Gedenkdemonstrationen aufgerufen. Auch in Heraklion und Chania.

    Aufruf für Heraklion: https://mpalothia.net/irakleio-kalesma-gia-polytechneio-2020-kai-apergia-stis-26-11/

    Für das Gedenken in Chania gibt es ein schönes Mobilisierungsvideo: https://mpalothia.net/chania-paremvasi-propagandisis-tis-poreias-tis-17-noemvri-video/

    Bei den diesjährigen Gedenken geht es auch um die katastrophale Situation im Gesundheitsbereich.

    Kürzlich las ich, dass in Griechenland um die 9.000 Intensivpflegebetten fehlen. Erste Krankenhäuser in Athen berichten, dass ihre Intensivstationen zu 100% ausgelastet sind. Das wird ein schlimmer Winter für die Griechen, denn auch in der Pandemie arbeitet die Nea Dimokratia weiter an einer Privatisierung des Gesundheitswesens.

    Während sich das griechische Gesundheitssystem anschickt zu kollabieren, beschließt die griechische Regierung mitten in der Pandemiekrise, über 300 neue Polizeiautos von Peugeot zu kaufen.

    Während die Menschen in Griechenland an den fehlenden Betten auf der Intensivstation und an medizinischer Ausrüstung sterben. Ein Peugeot 308 kostet um die 22.000 Euro.

    Gestern berichten griechische Medien, dass Nach der Entscheidung von Premierminister Kyriakos Mitsotakis, 18 zweimotorige französische Rafale-Kampfflugzeuge zu kaufen, dass Verteidigungsministerium 18 bis 24 F-35-Kampfflugzeuge von der USA kaufen will.

    Prioritäten, so wichtig und das Gesundheitssystem blutet weiter aus……

    Ta Leme, kv

  9. Hallo,
    zu dem heutigen Nationalfeiertag möchte ich Euch ein Buch empfehlen: Mich persönlich fesselte der Bericht der Journalistin ORIANA FALACI mit dem Buch EIN MANN. Es handelt von dem Freiheitskämpfer Alexandros
    Panagoulis der unsagbare Folter und unzählige Festnahmen erlitten hat. Frau Falaci hatte eine Beziehung zu ihm und schreibt aus der Sicht einer Frau. Ich habe mehrmals geweint, als ich dieses Buch las!

  10. Moin und Kalimera, ich möchte den Roman Mary von Aris Fioretos über die griechische Militärdiktatur wärmstens empfehlen. Der Roman beschreibt unter anderem die Tage am Polytechnio in Athen und ihre Deportation auf die Folterinsel Gyaros. Das Buch geht unter die Haut.

    Aris Fioretos erzählt von einer jungen Frau unter der griechischen Militärdiktatur, die sich entscheiden muss.
    „Es mag seltsam klingen, aber ich bin die einzige, die erzählen kann, wie ich endete.“ Es ist die Zeit der Diktatur des Militärs in Griechenland. Marys Bericht beginnt mit ihrer Liebe zu Dimos, einem Anführer der Studentenbewegung. Im November 1973 wird Mary festgenommen, in den Verliesen des Sicherheitsdiensts ist sie Hunger, Kälte und Folter ausgesetzt. Nur sie weiß von ihrer Schwangerschaft, dem Kind von Dimos. Aber Mary erzählt auch von der Solidarität unter den gefangenen Frauen, wie es ihr gelang zu überleben, ohne Verrat zu begehen. Mit großer literarischer Kraft beschreibt Aris Fioretos, der Autor aus Schweden, die existentielle Krise einer jungen Frau, die vor einem unlösbaren Konflikt steht.“

    Im August hat die konservaritve Partei ND von Kyrgiakos Mitsotakis, daß Uni-Aysl in ganz Griechenland abgeschafft. Dieses Gesetz hatte die Polizei seit dem Aufstand gegen die Diktatur von 1973 weitgehend daran gehindert, in Universitätsgelände einzudringen. In den letzten Wochen gab es immer wieder Demonstrationen von Studenten gegen die Abschaffung des Universitätsasylrechts.

    Auch in Chania und Heraklion wird es am 17. November Gedenkdemonstrationen geben.

    kaló savvatokyriako, kv

  11. Soo lange ist es ja noch gar nicht her, aber man vergisst so schnell…… Gut, wenn dieser so wichtige Teil der jüngeren griechischen Geschichte immer wieder in Erinnerung gebracht wird. Danke!!!

  12. Hallo Susanne, zu erwähnen ist jedoch, dass Papadopoulos von Joannidis gestürzt worden ist, weil P. kleine „Reformen“ durchführen wollte, wie Freilassung aller politischen Gefangenen. Joannidis wurde gestürzt, nachdem sein Abenteuer In Zypern misslang, was damals der Nato so gar nicht gepasst hatte und die griechische Invasion in Zypern militärisch ein Misserfolg war und den Zusammenbruch der Junta beförderte.
    Am 24.7.1974 wurde K. Karamanlis im Flugzeug von D`Estaing in Athen eingeflogen, wo er dann zum Ministerpräsidenten ernannt wurde.

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