Die jüngsten Unwetter in Chania haben erneut gezeigt, wie verwundbar wir sind, wenn wir mit den Launen der Natur umzugehen haben. Und wie hilflos….
Die Geister scheiden sich noch immer an der konkreten Aussage darüber, wann es das letzte Mal ein Wetterereignis wie das Tief „Okeanis“ gegeben hat, das Westkreta in der letzten Februarwoche getroffen bzw. heimgesucht hat.
Aber es scheint, dass die Experten immerhin darin übereinstimmen, dass sich ähnliche Ereignisse maximal alle 25 Jahre wiederholen. Aus lokalen Quellen wissen wir, dass selbst die „Alten“ sich nicht an ähnliche Wetterkatastrophen erinnern können – manche sprechen davon, dass das die größte meteorologische Heimsuchung der letzten 60 Jahre war.
Die Regierung hatte sehr schnell eine Erklärung dafür parat: die Auswirkungen des Klimawandels haben dazu geführt. Da fragt man sich doch, ob die Regierung so viel schlauer ist als die seit Jahrzehnten damit befassten Wissenschaftler – und warum sie trotzdem nicht in der Lage war und ist, mit den unmittelbaren Folgen fertig zu werden.
Eine „biblische Katastrophe“
Leider hat besagtes Tief „Okeanis“ uns klar vor Augen geführt, dass wir in diesem Land in der Konfrontation mit Krisen – seien es extreme Naturereignisse oder anthropogene Faktoren – so ziemlich handlungsunfähig sind. Da werden gerne „biblische Katastrophen“ oder ähnliche metaphysische Phänomene zur Rechenschaft gezogen – denn Schuld hat ja keiner so richtig. Ist halt so, kann halt mal passieren….
Die Schäden an Kulturpflanzen, Oliven- und Obstbäumen sind überhaupt noch nicht abgeschätzt, von verendeten Tieren wollen wir an dieser Stelle mal gar nicht reden…. Tatsache ist, dass der größte Teil des Straßennetzes vor Beginn der (hoffentlich!) letzten Diktatur gebaut wurde und das die Nordstraßenachse Kretas, die Heraklion mit Chania verbindet, zu Zeiten der Junta fertiggestellt wurde und eine katastrophale Unfallbilanz hat.
Strassenschäden von über 200 Millionen Euro
Es wurde daher irgendwie schon immer erwartet oder zumindest in Betracht gezogen, dass es zu größeren Katastrophen im Straßennetz kommen könnte, da es für andere Bedürfnisse und Belastungen ausgelegt ist, als die, denen sie tatsächlich tagtäglich ausgesetzt sind. Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass im Falle starker Regenfälle einige Brücken zusammenbrechen würden, hatte man auf dem hypothetischen Radar, da sich anscheinend niemand mit der Bewertung ihrer statischen Belastbarkeiten befasst hatte – aus welchem Grund auch immer….
Es geht derzeit allerdings weniger um die Schadensbegrenzung, als um Schuldzuweisungen. Ist nun die Region Kreta oder das Ministerium für Infrastruktur (das für die Planung der Infrastruktur verantwortlich war) der Sündenbock? Dabei geht es allerdings nicht nur um diese riesengroßen Schäden, sondern auch um „Nebenkriegsschauplätze“ – wie z.B. die derzeit teilweise geschlossene „Old National Road“. Diese Küstenstraße, die Chania mit den (süd-) westlichen Städten verbindet, scheint da nicht so wichtig zu sein….
Ein großer Dank geht auf jeden Fall an hunderte kretische Bauunternehmen, die hier unpragmatisch die meisten Strassen von den Erdrutschen befreit haben. Hoffentlich kriegen die ihre Arbeit auch mal bezahlt.
Aber immerhin wurde die Brücke von Platanias gerade vom Militär übergangsweise wieder Instandgesetzt. Ausklappbare metallene Brückenelemente wurden eingesetzt, die allerdings nach unseren Informationen nur bis 10 Tonnen belastbar sind. Einspurig. Also keine wirkliche Alternative für tonnenschwere Lastwagen und Reisebusse, sondern bestenfalls eine Notlösung. Aus der bis zum Beginn der Touristensaison (Stichwort: Reisebusse!) im Idealfall eine dauerhafte Lösung werden sollte….
Auch hier in Griechenland bzw. Kreta wird aus der pragmatischen und dringend benötigten Nothilfe eher mal ein Politikum gemacht. Und bis klar ist, wer wofür zuständig ist und ggf. dafür zahlen muss, regiert der Stillstand bzw. das Stop-and-Go-Prinzip. Die Kreter nehmen es gelassen, man ist ja schon mit Schlimmerem fertig geworden. Nur – wie werden es die Touristen aufnehmen? Darüber bleibt zu berichten – und wir werden das auch tun, sind wir doch entsprechend vernetzt.
Quelle: Die griechische Presse und eigene Informationen.
Radio Kreta – einfach leben ist nicht immer einfach.
Hier die neuesten Messungen der Niederschlagsmengen
http://www.ekriti.gr/kriti/aylliptes-oi-posotites-neroy-poy-epesan-stin-kriti#sthash.kV4ExfVC.dpbs
und es kommen momentan schon wieder Wassermassen „biblischen Ausmaßes“ hernieder. Das soll auch morgen noch so bleiben. Somit werden die notdürftig mit Schotter zugeschütteten Straßenabschnitte wieder ausgewaschen und wieder nicht befahrbar (jedenfalls nicht mit einem „normalen“ PKW). Und wo soll denn all das Wasser hin? Bachbette und Flußläufe wurden zugeschüttet und bebaut, die meisten Strassen haben keinen soliden Untergrund und die Hänge wurden nicht befestigt. Und unter dem Druck, daß schon bald die Saison beginnt, wird das alles wohl wieder mal auf die Schnelle improvisiert und wird dann wohl (so wie wir es kennen) auch so bleiben. Auch die „Flickschusterei“ scheinen die Griechen erfunden zu haben.
Klimawandel hin, Katastrophen her, die Natur scheint sich nun gegen die massiven Eingriffe der dummen Menschen zu wehren. Selbst das Meer wirft uns unseren ganzen Müll und Plastik zurück an Land.
https://www.zarpanews.gr/chania-ithelan-na-petaxoyn-aeto-stin-paralia-alla-toys-proekypse-chomateri-photos/