Tierschutz auf Kreta: unser Neuzugang „Henry“.

Eine kleine Odyssee hat mal wieder ihr vorläufiges Ende gefunden – und zwar ebenfalls mal wieder bei uns zu Hause: ich darf Euch Henry vorstellen. Henry ist ein ca. 6 Monate alter Jagdhund-Mischling, meiner Meinung nach ein bisschen zu dünn, aber so wie der den ganzen Tag rumhopst und -rast, kann da von dem bisschen Futter, das dieser Trollo zu sich nimmt, ja nichts hängenbleiben. Noch dazu wächst er ja noch, da verteilt sich das alles schneller, als es auf die Rippen kommen könnte. Aber das wird schon noch.

Er ist jedoch ein mopsfideles Kerlchen und manchmal bin ich ja schon ein bisschen eifersüchtig zu sehen, wie er meine Leute so von schräg unten oder auch Auge-in-Auge anhimmelt. Aber immerhin kümmert sich unser Therapie-Kater Toni um ihn – und der hat bisher noch jeden unserer Pflegehunde rumgekriegt und beruhigt. Dann bin ich den wenigstens schonmal los. 

Henry und seine Kuscheltiere 2
Henry und seine Kuscheltiere.

Und Henry bleibt wohl auch nur bis Mitte Juli bei uns – dann darf er, wenn alles gut geht, zu neuen Leuten in England, wo auch immer das sein mag. Dann aber hoffentlich endgültig, denn was dieses langbeinige Baby bisher schon mitgemacht hat, reicht eigentlich schon für ein Hundeleben. Gefunden wurde er in Maleme im Olivenhain, und zwar von Norbert beim „Müllentsorgungsspaziergang“. Norbert entschied sich recht schnell, sogar ohne vorher seine Ursula zu fragen, dass er – „Müll weg, Hund her“  – dem Kleinen Asyl anbieten wollte. Da war Henry wohl noch ein bisschen dünner als jetzt, aber ebenfalls gut gelaunt, zutraulich und sah recht gepflegt und gesund aus.

Henry hat kein Herrchen

Nun durfte Henry eine Woche lang bei Ursula und Norbert zu Hause bleiben, im Garten rumtoben und ganz oft schmusen – man gewöhnte sich schnell aneinander. Dennoch ließen die beiden nichts unversucht, um einen etwaigen Besitzer des Hundes ausfindig zu machen, denn immerhin trug er ein schönes Lederhalsband und schien auch an Menschen gewöhnt zu sein. Aber alle Nachforschungen verliefen negativ. Keiner kannte den Hund geschweige denn, den Besitzer, keiner hatte ihn zuvor gesehen – Fehlanzeige.

Und dann rückte das Urlaubsende näher und somit war guter Rat teuer, denn Ursula und Norbert konnten Henry nicht mit in die Berliner 3-Zimmer-Wohnung mitnehmen, wollten ihn aber auch nicht wieder auf den kretischen Straßen aussetzen. Also haben sie sich in diesem Internetz umgeschaut und sich dann an meine Leute und mich gewendet. Sie hatten von den Tierschützern hier gelesen und wussten, dass mein Frauchen seit fast einem Jahr jeden Morgen die Streuner am Hafen füttert und da dachten sie: da ist er in guten Händen, da bringen wir ihn hin!

Wie Ursula meinem Frauchen später berichtete, war das wohl ein schwerer und tränenreicher Abschied – aber sie wussten halt keine andere Lösung. Der Kummer wurde am selben Abend in Raki ertränkt, war dadurch aber am nächsten Morgen, dem Abreisetag noch größer.

Mein Frauchen traf Henry am nächsten Morgen an der Futterstelle und fand ihn auch gleich nett, die nächsten 2 Morgende war er aber nicht mehr da. Hmmm…. – da macht man sich gleich Sorgen. Hatten die anderen Hunde ihn vertrieben, hatte ihn jemand mitgenommen, vergiftet, an die Tonnenhund-Kette gelegt? Aber so weit war es zum Glück gar nicht gekommen – Henry hatte sich nur spontan in ein britisches Ehepaar verliebt, das in einem Hotel in der Nähe wohnte, in dem Hunde aber nicht erwünscht sind. Also hat er sich dort vor der Tür postiert und immer gewartet, bis seine „Auserwählten“ wieder rauskamen. Frauchen hat die Britin am Hafen getroffen und erfreut erfahren, dass diese Henry gerne mitnehmen würden, aber schon am nächsten Tag fliegen würden und so wurde das natürlich denkbar knapp bzw. war gar nicht mehr machbar. Vor allem, weil Henry dann schon wieder spurlos verschwunden war!

Aber die Leute von PAWS haben sich schlau gemacht und herausgefunden, dass die Hotelinhaberin ihn mit zu sich nach Hause, ca. 5 km oberhalb von Paleochora genommen hatte, damit er ihre Hotelgäste nicht störte. Nun ist besagte Hotelinhaberin aber nicht wirklich bekannt dafür, dass sie passionierte Hundeliebhaberin wäre – eher das Gegenteil – was meinem Frauchen dann schon wieder Sorgenfalten auf die Stirn gezaubert hat. Deswegen hat sie einfach ratzfatz beschlossen, dass das kleine Trampeltier bis zu seiner Ausreise bei uns bleiben kann – vorausgesetzt er würde wieder „freigegeben“. Das funktionierte allerdings ziemlich problemlos und deswegen hab ich jetzt seit Montag abend nen neuen Pflegefall am Hacken. Egal, den bringen wir auch noch durch. Ist nicht der erste und wird auch sicher nicht der letzte sein.

Und wenn ich mal von Pflegehunden die Schnauze voll habe, da geh ich einfach allein ans Meer.

Tierarztbesuch ist Pflicht

Ein bisschen blöd war nur der Tierarztbesuch am nächsten Morgen. Henry ist zwar ein super Beifahrer und hat auch ganz brav gewartet, war aber wohl etwas ängstlich was mein Frauchen zur Annahme veranlasste, dass er in seinem kurzen Leben vielleicht durchaus schon mal bei einem Tierarzt war.

Er sollte geimpft und gechippt werden und beim prophylaktischen Check, ob er vielleicht schon gechippt sei, fiepste dieses Ding doch tatsächlich! Prozedur noch 2,3 mal wiederholt – er hat einen Chip! Mist, das würde ja bedeuten, dass er jemandem gehört und dass das mit der Ausreise und den dafür nötigen Papieren evtl. ein Problem werden könnte. Also sind Frauchen und Henry – diesmal beide mit hängenden Ohren – unverrichteter Dinge wieder abgezogen, um auf Neuigkeiten von Tierärztin Georgia zu warten, die versuchen wollte, über die Datenbank etwas über Henry´s (Vor-)Besitzer herauszubekommen. Und seit gestern herrscht relative Erleichterung: Henry ist in Platanias registriert, allerdings als Streuner, also ohne wirklichen Besitzer. Jetzt bekommen wir entweder die Papiere vom Tierarzt dort oder es werden neue ausgestellt – und morgen geht es dann zum Impfen, dann piekst es auch nur zwei- statt dreimal!

Und wie´s mit Henry weitergeht erfahrt Ihr bei uns.

Radio Kreta – Tierschutz ist wichtig und jeder kann helfen!


streamplus.de

Update 30. Juni: Frauchen war heute wieder mit Henry beim Tierarzt. Impfung (2 Piekser) gelungen, Henry extrem tapfer. Bürokratische Situation wie folgt: er ist bei der Gemeinde Platanias als Streuner registriert, hat von daher einen „Besitzer“ (juristische Person, nämlich die Gemeinde Platanias, bei der aber natürlich niemand für ihn zuständig ist).

Herausgefunden wurde aber immerhin, dass es ein neues Gesetz gibt, das für solche Fälle vorsieht, dass ein neuer potentieller Besitzer den Hund von der Gemeinde übernehmen kann – dafür aber einen Vertrag unterschreiben muss. Nur gibt es diesen Vertrag noch nicht – und die zukünftigen Herrchen weilen sowieso im Großen Britannien…. Nun gut, Henry soll am 19.Juli ausfliegen. Es bleibt spannend, aber wir wären ja nicht auf Kreta, wenn es nicht auch hierfür eine Lösungsmöglichkeit gäbe….

Fortsetzung folgt….

Euer Mitso (was bin ich froh, dass ich mit meinen Leuten auf der Insel bleiben durfte…!)