Spinalonga heute
Das Meer glitzerte in der Abendsonne Kretas in allen Blaunuancen, die ich von Griechenland kannte und doch überwog an diesem Abend das Hellblau. Jenes, das wie aus dem Wassermalkasten aussieht, als wollte es mit dem wolkenlosen Himmel um die Wette strahlen.
Von weitem sah ich die kleine Insel zwischen dem nahen Festland und der nächsten unbewohnten Insel im Meer schwimmend, so unsagbar friedlich, fast verschlafen. Der Turm von Babel kam mir in den Sinn. Hier wollten die Menschen sich Gott nähern, in dem sie einen Turm in die Himmel bauten. Auf Spinalonga suchte man auch die Nähe zu Gott, aber damit er das Schicksal erträglicher macht.
Spinalonga, der italienische Name, ist noch heute gebräuchlicher, wie bei der nicht allzu weiten Inselschwester Santorini. Doch auf dem „langen Dorn“ sucht man prächtige Überbleibsel der alten Zeiten vergeblich, keine Paläste, keine Säulen, keine Theater. Hier tummeln sich keine Touristen, um den Sonnenuntergang klatschend zu erleben. Keine lachenden in der Sonne sitzenden Menschen, die Frappe oder Mezedes bestellen.
Mit einer nicht erklärbaren Betroffenheit betritt man dieses kleine Eiland, das stumm in der Sonne schweigt und all die Geheimnisse in den alten nicht mehr bewohnten Mauern versteckt. Denn wer will sie schon hören, diese Geschichten vom Tod, von nicht abwendbarem Schicksal, das ganze Familien ausrottete? Von Sterbenden, die gekennzeichnet waren und den Obolus für den Fährmann stets bei sich trugen.
Durch einen langen, dunklen Korridor gelangte man in den Ortskern, vorbei an dem „Desinfektionshaus“. Unwillkürlich machte sich Bedauern breit. Wir laufen durch die Gassen, erblicken durch die glaslosen Fenster stets das nahe blaue Meer, welches so friedlich die Wellen an die Klippen dieser Unglücksinsel schlägt.
Wie in einer Geisterstadt, die ihre Geschichte nicht erzählen mag, reihen sich die kleinen Häuschen aneinander. Bunte Türen, dicke Mauern, übersät mit einer farbintensiven Blumenpracht, begleiten uns auf dem Rundgang. Ohne Klagelieder und Tränen, ohne Kummer und Leid, welche noch heute in der Luft liegen, könnte man glauben, es wäre eine Insel des Friedens. Kleine Häuschen mit Blumenkästen vor den Fenstern, uralte vom Winde geformte Bäume. Friedliche Stille im Golf von Mirabello, ein perfekter Ort, um das Leben zu genießen, umspült vom Meer mit dem Blick auf das zum Greifen nahe Festland. Und dennoch täuscht die Szenerie, wer hier herkam, blieb bis zum tragischen Ende.
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1957 wurde die Lepra-Station Spinalonga aufgelöst.
Maria