Wie ja bereits zwecks kulinarischer Tipps berichtet, war ich – nicht alleine – neulich in der „großen Stadt“, was für uns Südwestkreter meist „Chania“ bedeutet.
Ich musste meine Behördengänge zwecks „Winterbedingtarbeitslosmeldung“ erledigen – eine Aufgabe, die selbst uns (Halb-) Griechen schwer im Magen liegt und von daher so schnell wie möglich erledigt werden will….
Und – kaum zu glauben! – es scheint sich was zu tun in Griechenland, denn in Teilbereichen waren die Behördengänge fast geschmeidige Spaziergänge!!!
Ich muss vorwegschicken, dass ich innerhalb von max. 4 Wochen nach Beendigung meiner Saison-arbeitsverhältnisse in Chania vorstellig werden musste – dieses Jahr aber (im Gegensatz zu Scheffredakteuses letztjähriger Odyssee) mit festgelegtem Datum. Dazu musste ich allerdings erst mal zum „Jobcenter“ (Ergatikó Kéntro – Εργατικό κέντρο) in der Straße „Markou Botsari“ (Όδος Μάρκου Μποτσάρι), direkt neben der Privatklinik Gavrilakis (Κλινική Γαβριλάκης), um mir einen Termin geben zu lassen
Aus letztjährigen Erfahrungen bzw. Erzählungen vermeintlich schlau geworden, stellte ich mich schon auf das Schlimmste ein: Wartenummern ziehen, unendliche Wartezeiten, fehlende Dokumente oder Kopien… – Horror pur…
Doch weit gefehlt – bzw ganz im Gegenteil! Der Tipp eines chaniotischen Kollegen besagte, dass man zwischen 8h und 10h dort vorstellig werden sollte. Ich kam um exakt 9h dort an und war um 9h05 mit Terminzettelchen wieder draußen – und meine mitgeschleppte Vita in Form von Arbeitsnachweis meiner Arbeitgeber für die Saison 2015, Geburtsurkunde, Personalausweis, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, Abi-Zeugnis, Kaufmannsgehilfenbrief, Heiratsurkunde, AMKA, IKA und AFiMi, Kontobüchlein der Nationalbank, Steuererklärung, Strom- und Telefonrechnung und Arbeitsunterlagen wollte kein Mensch sehen!!! Einfach reinlatschen, den 1. Stock finden, dort nach einem Termin für die Vorstelligwerdung bei der O.A.E.D. (Organismós Apasxólisis Ergatikoú Dynamikoú – Οργανισμός Απασχόλησης Εργατικού Δυναμικού) fragen, ein Zettelchen, das mich sehr an die Pfandzettelchen auf Jahrmärkten erinnnnert hat, in Empfang nehmen und gut war´s! Manche Tage sind einfach leichter, als andere…!
Nun stand also auf besagtem Zettelchen ein Datum – der 4. Dezember, besagter Freitag. Auf die kurze Anfrage, wann ich denn da bei der OAED auftauchen sollte, wurde mir freundlich ein „nicht vor halb 10“ mitgeteilt, was mir prima passte, würde ich doch vermutlich eh wieder mit dem Bus fahren.
Am 4. Dezember also Punkt halb 10 hin zur OAED, alle Unterlagen wieder dabei und auf das gewohnte Bild der vor dem Amt wartenden schon gefasst. Da standen auch einige Menschen rauchender- und kaffeetrinkenderweise herum, allerdings lange nicht mehr so viele, wie im letzten Jahr. Dafür stand da nun ein Wachmann in Uniform – breitbeinig, die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkt – eigentlich eher abschreckend, hätte er nicht halbwegs freundlich geschaut. Und da er keine Anstalten machte, meine Absichten, das Gebäude zu betreten mit einem Schritt zur Seite zu gewähren, sondern dann eher fragend schaute, kramte ich mein Zettelchen raus und sagte ihm, dass ich für diesen Tag einen Termin im Amt habe. Da wurde ich erst mal angepampt, wieso ich denn dann erst jetzt käme (?!?!!?!!), dann aber vorgelassen. Und – Heureka! – auch drinnen keine Menschenmassen, 4 von 4 Schaltern mit netten Damen besetzt und ich kam fast umgehend dran. Man wollte lediglich meine Arbeitspapiere, meinen Personalausweis und eine Kopie desselben, die Steuernummer, das mittlere Blatt der Steuererklärung und Kopie der 1. Seite meines Bankbüchleins haben. Und in Nullkommanix war ich wieder draussen — mit der Ankündigung, dass ich ca. in 40 biblischen Tagen Geld auf dem Konto haben würde. Wieviel? Keine Ahnung – auch ich bin sehr gespannt….!
Ach ja, und zwischen dem 4. Februar und 3. März solle ich doch bitte wieder vorstellig werden, damit dann über die nächste Zahlung (die erste ist ja für Mitte/Ende Januar avisiert….) entschieden werden könne. Laut unserem lieben albanischen „Servitórios“ Panagiótis aus der Taverne „Kalligeris“ dienen diese Termine dazu sicherzustellen, dass der Arbeitslosengeldempfänger in der Zwischenzeit nicht im Ausland weilt, denn mit Ausreise aus Griechenland verfällt der Anspruch auf Arbeitslosengeld!!!! Nuuuuun, DAS wurde mir SO allerdings nicht vermittelt. Wobei, dann könnte ich ja bis spätestens 3. März ausländig weilen, wenn ich wollte. Hmpf – will ich ja aber gar nicht…. Na, egal! Das ist soweit gutgegangen – Mitte/Ende Januar sehen wir weiter…
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