Es begab sich nun bereits vor ein paar Jahren, dass in der Autovermietung, in der ich saisonbedingt arbeite, mal wieder das Telefon klingelte. Nichts ungewöhnliches, hängt die Chefin doch fast permanent an diesem Apparat oder an ihrem Mobiltelefon. Also eigentlich eher Glück für den Anrufer, dann doch mal jemanden zu erreichen….
Die Konversation entspann sich auf griechisch wie folgt (ich hörte ja jeweils nur die Antworten meiner Chefin).
Chefin: Ja bitte? – Ach, hallo Petros, wie geht´s dir, alles gut? Auf die offensichtlich positive Beantwortung der Fragen hin: Wie kann ich dir helfen? – Die? Jaaa, die ist da! Soll ich sie dir eben mal rüber schicken?
Kurze Pause.
Chefin: Okay, mach ich, kein Thema, in 2 Minuten ist sie da!
Da es sich bei „ihr“ eigentlich nur um mich handeln konnte, da sonst keine andere weibliche Angestellte in Sichtweite war, schaute ich schon mal vorsichtshalber leicht bedröppelt. Et voilà – es ging tatsächlich um mich. Und Chefin klärte mich auch ansatzweise auf:
Chefin: Du sollst eben mal zur Polizei kommen.
Ich: Urgs! (Da fallen einem alle Jugendsünden auf einmal ein!). Warum?
Chefin: Die brauchen dich für irgend ’ne Übersetzung.
Ich: Uff! Okay, bin schon weg.
Dort angekommen fand ich einen sichtlich verzweifelten, ob meines Auftauchens jedoch ziemlich erleichterten Petros vor, der mir eine Dame mittleren Alters vorstellte, die auch sofort anfing, wortreich auf spanisch auf mich einzureden. Sehr hektisch, sehr durcheinander.
Es gelang mir dann doch, besagte Dame auch fast ebenso wortreich zu beruhigen und zum Kern ihres Anliegens vorzudringen: Sie war eine costaricanische Touristin und ca. 1 Woche zuvor (!) auf Santorini (!!!) bestohlen worden (sie hatte halt ihre Sachen an der Bushaltestelle stehen lassen, war in den Bus eingestiegen und hatte ihren Kram bei der Rückkehr nicht wieder gefunden) – und wollte jetzt hier in Paleochora eine Anzeige machen. Und jetzt erklärt DAS mal einem kretischen Polizeibeamten….
Frage meinerseits: wWrum denn erst jetzt und hier.
Antwort ihrerseits (sehr verkürzt!): Ist mir jetzt erst eingefallen.
Ich: Aha.
Das ganze dem lieben Petros übersetzt, der meinte „okay, die Anzeige kann ich natürlich aufnehmen, aber ob DAS was bringt ?!?!??“. Und kleine Bitte: „Bleibst du noch so lange, bis ich mit der durch bin? Deine Chefin hat gesagt, du kannst bleiben, so lange ich dich hier brauche!!!“
Kein Thema, Petros, mit dieser hispanischen Wuchtbrumme hätt ich dich eh nicht mehr alleine gelassen!
Zurück im Büro bzw. bereits auf dem Weg dahin einmal herzlich gelacht und das Thema unter „Amtshilfe auf Kretisch – man kennt sich!“ abgehakt.
Da war dann nur vor ein paar Tage noch so ein Fall….
Eine Dame der Hafenpolizei – mittlerweile (ebenso wie die Polizei) gegenüber „unserer“ Autovermietung niedergelassen – kam in unser Büro und schnackte die Chefin an: „Ihr habt doch hier so eine, die ganz viele Sprachen spricht. Spricht die auch Russisch?“. Chefin und ich kicherten kurz vor uns hin, Chefin verneinte bedauernd.
Hafenpolizistin: „Kennst du denn dann jemanden, der Russisch spricht?“
Chefin denkt nach, ich denke an die georgische Putzfrau des kleinen Autovermietungs-Hotelbetrieb-Imperiums und schlage Chefin die georgische Kollegin als Lösung vor.
Chefin: „Hui, ja, an die hatte ich gar nicht gedacht, worum geht es denn?“
Hafenpolizistin: „Ja, hmmmm, da liegt nun schon seit anderthalb Jahren dieser russische (ukrainische) Kutter hier im Hafen und wir müssen jetzt echt mal mit dem Käpt´n reden!“
Gefühlte 23 Telefonate später war die Lösung gefunden – die georgische Kollegin sollte zur griechisch-ukrainischen Völkerverständigung am Nachmittag bei der Hafenpolizei auftauchen. Nur so für 15 Minuten… Aus besagten 15 Minuten wurden natürlich 2,5 Stunden und alle Parteien zogen extrem genervt und ohne wirkliche Ergebnisse von dannen.
Gestern kam dann nochmal ein Kollege der Hafenpolizei zu uns und fragte mich, ob ich denn die Georgierin sei. Chefin sprang mir spontan zur Seite und sagte, sie könne die georgische Putzfrau gerne nochmal ausleihen, aber nicht wieder für 2,5 Stunden. Auch nicht für anderthalb Stunden! Wenn überhaupt, dann wirklich nur kurz!
Ja ja, echt nur 10 Minuten diesmal, ganz ehrlich!!!
Gesagt, getan, die georgische Putzfrau übersetzte die Ausführung des vorgeladenen ukrainischen Kutterkapitäns und tatsächlich war die Chose in 15 Minuten vorbei.
Wie die Sache ausgegangen ist bzw. ausgehen wird, wissen wir zwar noch nicht, aber wir werden es erfahren! Und noch ein kleiner Tipp: Fremdsprachen kann man auch sehr gut im Internet lernen, zum Beispiel bei Fairlingo.com.
Radio Kreta – man hilft sich gegenseitig, wo man kann.
In diesem Zusammenhang interessant: die Geschichte des ukrainischen Schmuggelkutters.