Meine Güte, was Alexandros mir da so alles erzählt hat – nicht zu fassen… Hat er auch in’s SZ-Magazin 05/2010 geschrieben, aber ich erzähle Euch das eben mal so:
„FAKELAKI – Korruption, verpackt in Briefumschläge
»Briefumschlag« heißt auf Griechisch »Fakelo«. Die Verniedlichungsform lautet: »Fakelaki«. Bestechung und Korruption sind in Griechenland nicht die Ausnahme; es ist nicht skandalös, die Hand aufzuhalten. Im Gegenteil: Es gehört so sehr zum Alltag, dass wir die Verniedlichungsform dafür verwenden.
Die Antikorruptions-Organisation Transparency International bewertet Nationen nach dem »Korruptionswahrnehmungsindex« und hat Griechenland 2009 auf Platz 71 von 180 Ländern gelistet, korrupter als Ghana und Botswana. 1.600 Euro Schmiergeld zahlt eine griechische Familie durchschnittlich pro Jahr.
Als meine Großmutter vor fünf Jahren mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde, bekam sie trotz teurer Krankenversicherung nur ein Bett auf dem Gang. Erst als mein Vater der zuständigen Krankenschwester ein dickes Fakelaki übergab, schob man sie in ein Zweibettzimmer, das ihr laut Versicherung schon bei der Einlieferung zugestanden hätte.
Als wir fragten, für wann denn der Termin der Magnetresonanztomografie anberaumt sei, blickten wir in das ratlose Gesicht des Röntgenarztes. Vielleicht in zwei oder drei Wochen, ein Gerät sei ausgefallen, das andere überlastet, sagte er. Eine Ausrede, die nur ein Ziel hatte: Fakelaki. Noch am selben Abend drückte ihm mein Vater notgedrungen den gewünschten Briefumschlag in die Hand, und plötzlich war ein Termin frei geworden: am nächsten Morgen.
Verordnungen? Gesetze? Ja, die gibt es in Griechenland. Eingehalten werden sie nicht. 2004 hat meine Familie für den Krankenhausaufenthalt meiner Oma mehr als 4000 Euro Schmiergeld bezahlen müssen. Wie das Familien schaffen, die kein Schmiergeld zahlen können? Sie sind auf die Barmherzigkeit der Schwestern und Ärzte angewiesen, meist pflegen sie ihre kranken Angehörigen selbst. Wenn Rusfeti die Scharniere der griechischen Wirtschaft sind, sorgen die Fakelakia als Schmierfett für einen reibungslosen Verlauf.“
Und welche Rolle der „DHMOSIOS ΥPALLHLOS – Der Beamte“ in der ganzen Geschichte spielt, erfahrt Ihr in Teil V des „Highway to Hell“.
Ironie on
Ich bin erschüttert, läuft das wirklich so ab in Griechenland? Kaum zu glauben.
Ironie off
aber wahr 🙂