Da hat mein Frauchen neulich ja schon ausführlich vom morgendlichen Leben und Treiben im Kafenion berichtet – jetzt muss ich mich da allerdings auch mal dazu melden.
Nicht falsch verstehen – es ist schon alles ganz genauso, wie beschrieben, aber vielleicht interessieren Euch ja auch die Erlebnisse und Wahrnehmungen eines kleinen Kreta-Köters – also meine! Ich darf nämlich jeden Morgen mit Herrchen in´s Kafenion! Frauchen bleibt derweil brav zu Hause, kümmert sich um meine vierbeinigen und geflügelten Kumpels und räumt uns allen hinterher – da würden wir beide ja eh nur stören….
Also geht es jeden Morgen zwischen 7h15 und 7h20 los – derzeit knattern wir immer mit dem Moped, denn hier ist ja schon fast Sommer. Hui, das ist immer eine schöne Tour, am Wasser lang, Fahrtwind um Ohren und Nase – und direkt rein in den Sonnenaufgang. Schöööön!
Im Kafenion
Aber noch schöner ist es dann im Kafenion, denn da treffe ich ja jeden Morgen die selben Menschen, die Herrchen auch treffen will – die „üblichen Verdächtigen“ halt, also Manolis, Mario, Nikos, Nektarios, oft auch Lollo, Adonis, Giorgos, Panagiotis und Michalis – und zu meiner riesengroßen Freude auch fast immer mein Namenskumpel Dimitiris vom kleinen Supermarkt gegenüber. Über den freue ich mich immer ganz besonders, denn der mag mich scheinbar noch mehr als alle anderen – und das beweist er mir mit täglichem Frühstück. Für mich alleine, wohlgemerkt, denn die Männer trinken ja alle nur Kaffee, palavern, diskutieren – und rauchen.
Hatte Dimitris anfangs immer einfach mal ein paar Hundekekse für mich dabei, ist er seit einigen Wochen dazu übergegangen, aus seinem Supermarkt – er sitzt ja schließlich an der Quelle – Parisaki-Wurst oder immer öfter auch Putenbrust für mich zu holen. Von Alexis, dem Kaffeemacher, kriegt er dann ein Tellerchen und ein Messer und dann krieg ich die Wurst in schnauzengerechte Happen geschnibbelt und vor ebendiese Schnauze kredenzt. Lecker, sag ich Euch! Echt nett, dieser Mitsos!
Ich guck ihn auch immer ganz lieb an und freu mich, wenn er kommt – dann freut er sich auch, das ist doch prima! Aber damit noch nicht genug der Erlebnisse und Beobachtungen, denn solche „Einbahnstraßen“ gibt es hier ja nicht…. Anfangs hat nämlich dann immer mein Herrchen den Kaffee für Dimitris bezahlt – das ist ja nur fair.
Meine Fans
Allerdings habe ich da wohl noch mehrere Fans – bei Manolis zum Beispiel darf ich jetzt im Winter, wo der Fliesenboden ja echt fies kalt ist, immer auf dem Stuhl oder der Bank liegen – und so hat dann neulich Manolis den Kaffee für Dimitris – also quasi mein Frühstück – übernommen. Woraufhin Nikos, dessen Kaffee bereits von Giorgos bezahlt war und der auch für mein Frühstück bezahlen wollte, aber halt zu spät war, dann einfach den Kaffee meines Herrchens spendieren wollte.
Der wiederum war aber schon bezahlt, und zwar von Mario. Marios Kaffee ging nämlich an diesem Tag auf Lollo, der seinen Kaffee allerdings von Nektarios ausgegeben bekommen hatte. Dessen Kaffee hatte Adonis schon übernommen, der seinerseits von Michalis eingeladen war, denn dessen Kaffee hatte bereits Panagiotis spendiert – und das war an diesem Tag der, für den mein Herrchen bereits den Kaffee gezahlt hatte – womit sich der Kreis dann doch irgendwie wieder geschlossen hatte. Is doch prima!
Ein Harter Job: Kellner im Kafenion
Wobei…. – Junge Junge – morgens will ich in so einem Kafenion lieber kein Kellner sein, denn da blickt ja keiner mehr durch wer jetzt für wen was bezahlt hat – und vor allem wer seinen Kaffee wie trinkt, denn da gibt es ja die verschiedensten Vorlieben…. Und über das „Warum?“ kann man nur spekulieren, aber ich glaube, es liegt einfach an der festen Überzeugung der Kreter, dass Geld sich drehen muss, und alles, was man einem anderen Gutes tut, sowieso auf die eine oder andere Weise wieder zu einem zurückkommt.
Kann ich in diesem Falle mit einem q.e.d. („quod erat demonstrandum“ – „was zu beweisen war“… hihi….!) nur bestätigen!
Ich fahr da morgen jedenfalls wieder mit Herrchen hin – mit so lecker Frühstück im Bäuchlein wird´s einem nicht mal mehr bei der ganzen Kaffeespendiererei schwindelig…
Ich werde weiter berichten – Euer Mitso
Mehr über Kaffee, Mokka, Espresso und Frappé gibt´s hier und da.