Nikos erzählt… Kultur und Emotionen, Teil 4/6
Am Abend des Neujahrtages war Clubbesuch angesagt. Zwei unsere Lieblingsinterpreten, Lavrentis Maheritsas und Giannis Kotsiras, bestritten den Abend und wie in solchen Lokalitäten üblich, sitzt Du so eng beieinander, dass Leute mit Platzangst sicherlich Probleme bekommen können.
Zudem wird so gequalmt, dass so manches Schiff mit dem Dampf mühelos eine Fahrt um die Welt bestreiten könnte. Der Eintrittspreis ist, gemessen an dem was geboten wird, mehr als in Ordnung und so erlebten wir fast auf die Minute genau vier Stunden lang ein Programm voller Überraschungen und beliebter Melodien dieser beiden Ausnahmekünstler. Der Club ist terrassenförmig gebaut, auf jeder Stufe sind 2 Tische hintereinander, so hat man entweder Glück hervorragend zu sehen oder eben mit Einschränkungen.
Vor uns saßen zwei Paare, die sich so viel zu erzählen wussten und dabei herumhampelten, so dass wir teilweise schlecht gesehen haben, dafür aber jede Menge Sozialstudien betreiben konnten.
Sparen lernen in Athen
Die Paare wie gesagt würde ich so beschreiben wollen: auf jeden Fall alle vier hässlich, das ist jedoch keine Charaktereigenschaft. Das Paar links, sicherlich betucht, das Paar rechts, sagen wir gute Mittelschicht, was auch keine Beschreibung des Charakters darstellt. Das Paar links, so entnahmen wir der Unterhaltung, wollte eine Flasche Hauswein bestellen, das Paar rechts überstimmte die Beiden und man bestellte eine Flasche dunklen Rum zu 160€. Viel später, als die Zeche bezahlt werden sollte, ging der rechte Herr für eine gute viertel Stunde zur Toilette. Als er zurückkam, sah er, wie der links von uns einen Fünfzig Euro Schein in das Mäppchen mit der Rechnung mit den Worten rein steckte: Schließlich habt ihr mehr getrunken als wir. Ich denke, es ist gerecht so. Der rechte suchte alle möglichen Hosen und Jackentaschen ab, besprach sich kurz mit seiner Frau, um dann, ich denke sein komplettes Guthaben, €115.—in die Mappe zu legen. 110 € für den Rest der Rechnung und € 5.—als Trinkgeld. Der links sah sich die Sache an, nahm den Fünfer, steckte diesen ein und meinte, der Kellner sei unhöflich gewesen und hätte kein Trinkgeld verdient. Wieder ein Beweis, dass man nur von Leuten, die Geld haben, das Sparen lernen kann.
Markanter war jedoch das Pärchen, das schräg hinter mir saß. Meine Frau hatte sie jedoch im Blickfeld. Beide hatten eine hervorragende Sicht auf die Bühne, das ist jedoch nicht relevant. Fest steht, dass sie vorher einen Mega Ehestreits gehabt haben mussten. Beide würdigten sich keines Blickes. Sie war die ganze Zeit damit beschäftigt, mit Ihrem Handy Bilder und Nachrichten zu verschicken und er hatte die wahnsinnig aufregende Beschäftigung: Die Erdnüsse, die serviert wurden zu zählen. Entweder war er des kleinen Einmaleins1 nicht mächtig oder hat ein neues Trend-Spiel erfunden: Nüsse zählen. Sehr inspirierend und sicherlich empfehlenswert mit einem großen Unterhaltungsfaktor. Aber Handybilder verschicken und Nüsse zählen kann man auch im stillen Kämmerlein.
Um 3:30 Uhr morgens machten wir uns auf dem Weg zum Hotel. Die Fahrt von der Leoforos Syngrou führte an unzähligen Bars und Clubs vorbei. Athen schläft nie!
Teil 3 hier, Teil 5 folgt
Euer Niko