Nikos erzählt…. von Dummheit und Impertinenz
Wir haben uns schon längere Zeit auf das Konzert der griechischen Formation „Drosostalides“ gefreut. Drosostalides bedeutet Tautropfen und ich werde sehr bald Näheres über diese Gruppe berichten dürfen. An diesem Abend hatten die neun Gruppenmitglieder Lieder von Stelios Katzantzidis und Dimitrios Mitropanos zusammengestellt.
Wir, alte Hasen was griechische Konzerte anbelangt, wussten, wer zuerst kommt, hat gute Chancen, auch einen vorderen Platz zu ergattern. Wir taten dieses und waren eine Stunde vor Konzertbeginn zur Stelle. Wir hatten auch Glück, Plätze in der ersten Reihe zu bekommen, setzten uns und begrüßten die Musiker, die wir schon lange kennen und bewundern.
Wie immer war es „großes Kino“, was dargeboten wurde. Nach einer Stunde trat eine fünfzehnminutige Pause ein, die fünfunddreißig Minuten dauerte. Und jetzt begann das, was meine Frau veranlasste, zum ersten Mal in ihrem Leben auf Griechisch zu fluchen.
Wir kamen, nachdem wir uns im Foyer mit Freunden unterhalten hatten, zurück und sahen, dass unsere Plätze belegt waren, obwohl unsere Jacken über den Stühlen hingen. Sehr dezent machte ich die Herrschaften darauf aufmerksam. Unsere „Erste Halbzeit“- Nachbarn hatten wahrscheinlich resigniert und sind der Ohnmacht der Dreistigkeit zum Opfer gefallen. Somit saßen von links nach rechts, Lasaros, Sofia, ich und meine Frau, daneben eine Person, ok es war kein Neutrum, es muss eine Frau gewesen sein, bekleidet mit einem grauschwarzlila Kostüm der Marke “Hässlich bis Potthässlich“, die ihre Haare zu einer Hochfrisur gesteckt hatte.
Sie musste sicherlich nichts daran machen, weil die Haare so dreckig und fettig waren und von allein standen. Dann hatte sie einen Duft an sich, sehr dezent, der jedoch ihren absonderlichen Schweißgeruch nicht übertönte. Breitbeinig saß sie nun da, so dass die Nebensitzer Probleme hatten, einigermaßen bequem Platz zu nehmen. Erlösung, dachten wir, die zweite Hälfte des Konzerts begann und Pavlos sang Roza und Omorfi Thessaloniki, als das Handy unserer neuen „Freundin“ klingelte.
Das Handy für Kurzsichtige
Es war so eins vom Typ Handy für Kurzsichtige, mit einem riesigen Display, und ob ich wollte oder nicht, sah ich, wie auf eben diesem großes Display –Antonis- zu lesen war. In diesem Moment, ich erinnere mich gerne an alte Slapstick-Filme, wenn jemand, der ein Glas Wasser in der Hand hält nach der Uhrzeit gefragt wird, mit einer Drehbewegung die Uhr abliest und dabei das Glas verschüttet. Nun, hier war es kein Wasser, sondern klebriges Fanta und statt einer Uhr das besagte Handy.
Rock, Strümpfe und Schuhe meiner Frau waren nass und klebrig, aber die alte Schabracke erzählte dem Antonis, das das Konzert so schön wäre und sie sofort nach Ende desselben nach Hause kommen würde. Ok, so etwas kann passieren, aber das Gebot der Höflichkeit besagt, dass wenigstens ein Entschuldigung zu sagen wäre, aber diese Dampfnudel schaute nur wie eine sterilisierte Dackelhündin und ignorierte alles. Wenige Minuten später, Fanta war ja schon längst verschüttet, telefonierte sie unfallfrei, jedoch während der Nationalhymne des Zembekikon „Ladadika“.
Das Konzert war ein großer Erfolg. Lauter strahlende Gesichter, überall sah man den Geist von Katzantzidis und Mitropanos. Manche sangen laut beim Rausgehen, andere summten leise. Jeder war beglückt, nur meine Frau begossen und klebrig. Beim Aufstehen murmelte sie ihrer Nebenfrau zu: „Ti gaidoura ise“, was so viel bedeutet wie, was bist Du bloß für ein Esel. Diese jedoch war nicht nur hässlich und dumm sondern auch taub. Später habe ich meine Frau gebeten, sie solle so etwas nicht sagen, schließlich hätten Esel noch Charakter und man soll sie nicht auf eine Stufe mit so einem Individuum stellen.
Am nächsten Tag rief ich Kostas an, der lapidar meinte: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.
Euer Niko