Oder: Wenn Einer eine Sprache lernt….
Wikipedia sagt:
„Das in der Antike verwendete und heute an den Schulen gelehrte Altgriechische und das heute in Griechenland gesprochene Neugriechische sind verschiedene Stufen der griechischen Sprache. Griechisch hat eine Schrifttradition von über 3.400 Jahren. Mit Ausnahme der aramäischen und der chinesischen Sprache ist keine andere lebende Sprache über eine so lange Zeit schriftlich überliefert. Die abendländische Kultur ist maßgeblich durch die Sprache und Kultur des antiken Griechenlands geprägt. In griechischer Sprache beginnt die europäische Literatur, Philosophie und Wissenschaft. In zahlreichen Lehn- und Fremdwörtern ist Griechisch in vielen modernen Sprachen lebendig“.
Griechisch ist schwer
Jeder, der die griechische Sprache nicht mit der Muttermilch aufgesaugt hat weiß, wie schwer es ist, griechisch zu lernen.
Unser Freund Stefan, liebevoll Stefanaki genannt, ist so einer, der nicht nur ein Griechenland- Fan ist, sondern er könnte von Geburt her ein Grieche sein. Er singt und tanzt wie Zorbas und sein Herz geht auf, wenn er griechischen Boden betritt. Stefan bemüht sich redlich, griechisch zu lernen und ist inzwischen auch über das Servietten-Griechisch hinausgewachsen. Stets freundlich und immer mit einem netten Wort versuchte er, sich verständlich zu machen. Dabei bin ich ihm natürlich gerne behilflich, schade nur, dass er mir in der Beziehung nicht so recht vertrauen will. Warum wohl?
Vielleicht könnte es daran liegen, dass folgende Episode in unserem Freundeskreis die Runde machte: ein Bekannter, Sebastian, der nach Griechenland flog, wollte von mir einige Ratschläge. Ich sagte ihm, dass er, wenn er bei der Passkontrolle sei, dem Beamten auf Griechisch sagen solle: „Ich freue mich, Ihr schönes Land zu besuchten und wünsche Ihnen einen schönen Tag“. Ok, tatsächlich brachte ich ihm bei: Ise aschimos ke echis ena spiri stin mitiâ, was nichts anderes bedeutet als als: Du bist hässlich und hast einen Pickel auf der Nase.
Stefan, der diese Geschichte kannte, wollte nicht darauf reinfallen und passte auf wie ein Luchs. Aber eines Tages ergab sich die Gelegenheit, in Deutschland griechisch zu Üben. Unser gemeinsamer Freund Christos hatte sich ein neues Auto gekauft und wir machten uns auf den Weg, ihn abzuholen, um gemeinsam essen zu gehen. Auf dem Weg dorthin fragte mich Stefan, wie er Christo zu seinem neuen Auto gratulieren solle und ich brachte ihm bei: Na to katourisoume. Was heißt das? fragte Stefan misstrauisch. Ich antwortete: „Herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto. Er übte den Satz fleißig. Endlich erreichten wir Christo´s Haus. Stefan stieg aus, steuerte auf Christo zu, reichte ihm die Hand und sagte stolz: Na to katourisoume. Christos, etwas verdutzt, meinte auf Deutsch: Aber nur von außen bitte. Nach Sekunden des Stillseins schaute mich Stefan an und ich gestand, dass ich mich vertan hatte. Der Satz bedeutet nämlich nicht: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto, sondern lass es uns anpinkeln.
Die griechische Mitgift
Ok, Stefan hatte daraus gelernt und mich nicht mehr als Dolmetscher angefordert. Er sagt immer noch, dass ich zwar ein guter Freund, aber ein miserabler Übersetzer sei. Trotzdem möchte ich eine kleine Episode nicht unerwähnt lassen.
Zu viert, unsere Frauen fuhren mit, machten wir uns während eines Kreta Urlaubs auf die Reise zur Lasithi- Hochebene. Die Frauen vorne und wir hinten im Auto freuten uns auf die schöne Fahrt. Im Dorf Potamies war es, glaube ich, als meine Frau bremsen musste, weil vor uns irgendein Eselskarren den Weg kreuzte. Eine nette Oma, weit über achtzig, die sich an ihrem Gartenttürchen anlehnte, schaute uns an und Stefan, wie immer ein Gentleman, rief auf Griechisch: Na ise kala (lass es Dir gut ergehen). Die Oma, etwas schwerhörig, schaute erneut zu uns und krächste: Ti thelis? (Was willst Du?) Stefan schaute mich fragend an und ich soufflierte: Tin prika sou, woraufhin er im akzentfreien Griechisch ihr zurief: Tin prika sou. Dieses hörte jedoch die Oma, hob ihren Stock in die Luft und humpelte schimpfend auf uns zu. Was sie sagte, konnten wir nicht mehr hören, weil meine Frau geistesgegenwärtig Gas gab und weiter fuhr. Da ich über meine eigenen Witze am meisten lache, vergingen einige Augenblicke, in denen mich Stefan erwartungsvoll anschaute. Was hast Du wieder für einen Stuss von Dir gegeben? fragte er mich. Ich daraufhin: Nichts schlimmes, Du hast auf ihre Frage was willst Du? Geantwortet: Deine Mitgift.
Was ich jetzt nicht verstehe ist, warum mich Stefan nie wieder bittet, etwas auf Griechisch zu Übersetzen. Kostas meinte zu dieser Geschichte lediglich: „Lieber Gott wir haben nur ein Leben. Danke dass ich es als Grieche leben darf“.
Euer Niko
herrlich wie immer…