Geschichten von Kreta
Sehr oft habe ich darüber gesprochen, wie froh ich bin, dass meine Frau der typischen Frauenkrankheit „Schuhgeschäft“ nicht verfallen ist. Viele meiner Geschlechtsgenossen jedoch können ein Lied davon singen.
Durch die Schuh-Kauflust der Ehefrauen müssen einige einen Zweitjob annehmen, manche einen Anbau in der Wohnung tätigen und ganz arme Schweine müssen Privatinsolvenz anmelden.
Ich berichte jetzt von einer Anekdote, die in Heraklion passierte. Für einige Tage war Elke, die Freundin meiner Frau, bei uns zu Besuch. Alles verlief optimal, bis wir an einem Vormittag den Fußweg vom Elefteria-Platz zum Löwenbrunnen antraten. Personen mit Ortskenntnissen wissen, dass dieser Fußweg maximal zehn Minuten dauert. Wir aber brauchten exakt 44 Minuten, weil Elke die unzähligen Schuhgeschäfte einzeln aufsuchte.
Unser Glück war, dass sie sich die Auslagen nur aus der Vitrine betrachtete. Das so langsame Schlendern machte mich regelrecht müde, so dass ich zwei Tage später, als wieder die Rede davon war, beim Brunnen in einer Cafeteria Loukoumades zu essen, vorschlug, doch mit dem Auto zu fahren. Ich wurde überstimmt und wir gingen zu Fuß, und dieses Mal benötigten wir 50 Minuten. Als der griechische Mokka serviert wurde und die Hefeteigbällchen voller Honig und Sesamgeruch serviert wurden, kam das Thema auf die Auslagen der Schuhgeschäfte.
Elke meinte, sie wolle am nächsten Tag auch einige Geschäfte von innen ansehen. Ich sagte: gerne, aber nicht mit mir. Sie konterte, dass sie kein griechisch sprechen könnte. Ich erwiderte, dass sie sicherlich nicht mit den Schuhen weltpolitische Themen diskutieren wolle. Auf den Schuhen steht ein Preis, wenn die Schuhe gefallen, der Preis ok ist und diese auch die Anprobe bestehen, zahlt man den Betrag und eine weitere Kommunikation sei nicht nötig.
Elke ging am Folgetag und kam nach über drei Stunden zurück. In der Hand keine Plastiktüte irgendeines Schuhgeschäfts sondern lediglich eine Flasche stilles Wasser. Auf meinen fragenden Blick hin meinte sie, sie hätte kein einziges Paar gefunden, das ihr gefallen hätte. Ich überschlug in Gedanken: zwanzig Schuhgeschäfte mit mindestens jeweils tausend Paar Schuhen ergibt, und ich will nicht übertreiben, weit über zwanzigtausend Schuhe und sie hat nichts gefunden?
Vielleicht bin ich durch die Tatsache, dass meine Frau den Spleen „Schuhe kaufen“ nicht hat, sehr gut dran.
Mein Cousin Kostas hat sich später köstlich über diese Geschichte amüsiert und sagte: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“
Die stehen bei mir auf der Weihnachts-Einkaufsliste, Nicolas! Aber psssssssssst…. nix meinem Goettergatten verraten, ok?
Tolle Schuhe von artshoes. Ich habe die mit der griechischen Fahne. Einfach toll. 😉
Viele Grüße
Nicolas