Nikos erzählt…. Kultur und Emotionen, Teil 1/6
Im Zeitalter der modernen Technik geht man nicht wie früher zu einem Reisebüro, sondern versucht alles vom heimischen PC zu organisieren. Die günstigste Variante für unsere Sylvester- Kulturreise nach Athen führte somit von Stuttgart über Zürich nach Athen.
Man nahm eine knappe halbe Stunde mehr Reisezeit in Anspruch als ein Direktflug, konnte jedoch gute € 140. —günstiger fliegen. Swiss Air ist ja auch nicht die schlechteste Fluglinie. Wir sparten also eine erhebliche Summe und lernten nebenbei die netteste Flugbegleiterin, die wir jemals erlebt hatten, kennen. Niemals wieder werde ich das Wort Saftschubse verwenden.
Beim Abflug als auch bei der Landung in Athen saß sie auf dem nicht gerade bequem aussehenden Platz uns gegenüber, und so entwickelte sich in 10.000 Metern Höhe eine spontane Sympathie. Sie berichtete, dass ihr die Städte Tokio, San Francisco, Barcelona und Athen am besten gefallen. Athen vor allem durch diesen leckeren Joghurt mit Honig. Weiterhin erfuhren wir von ihrem Herzschmerz, wenn sie länger als fünf Tagen von ihrem Mann entfernt ist. Dreiundzwanzig Jahre würde sie jetzt diesen Job machen und sie könnte sich trotzdem nichts anderes vorstellen. Als wir gegen 1:00 Uhr nachts in Athen landeten, hatten wir eine positive zwischenmenschliche Erfahrung gesammelt.
Unser Hotel nahe dem Syntagma Platz erreichten wir um 2:15 Uhr. Sehr schön gelegen, sehr sauber und geräumig, also perfekt … bis auf das Frühstück am Folgetag. Aber Frühstück in Athener Hotels war für mich immer ein Graus gewesen. Mir fehlen einfach meine Erdbeere-Marmelade und mein Sesambrötchen. Ansonsten ist das Hotel nur zu empfehlen.
Wie sang einst Marylin Monroe:
….ein Kuss auf die Hand mag zwar ziemlich europäisch sein.
Aber Diamanten sind die besten Freunde eines Mädchens….
( A kiss on the hand / May be quite continental / But diamonds are a girl’s best friend )
Uns reichte, dass das Hotel Diamond Plus hieß.
Am Sylvestermorgen, es versteht sich, dass ich zuerst zwei Koulouri verspeist hatte, beugte ich mich dem Willen meiner Frau und wir machten mit dem Citysightseeing-Bus eine Stadtrundfahrt.
Koulouri oder der Sesamring….
Vielleicht noch ein Wort zu den Koulouri: es handelt sich hierbei um Brotringe, die mit Sesam bestreut sind. Häufig wird dieser Kringel mit der Stadt Thessaloniki in Verbindung gebracht. In dieser Stadt fing die Tradition an, die Brotringe an den Straßenecken zu verkaufen. Brot in Kringelform gibt es jedoch im gesamten Mittelmeerraum seit Jahrhunderten. Heute werden die Kringel in allen griechischen Städten auf der Straße von fahrbaren Wägelchen aus verkauft. Es ist ein beliebter Snack für Zwischendurch, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz, als Reiseproviant oder für Zuhause.
Zurück zur Busreise. Vorteil dieser Busse ist, dass sie auch jetzt zur Wintersaison halbstündig fahren und an den 15 Stationen kann man aussteigen, die Sehenswürdigkeiten bewundern und dann weiterfahren. Wir machten an der Station Nr. 14 „Monastiraki“ halt. Wer schon mal in Athen war, kennt die Taverne Bairaktaris.
…und eine Tonne Gyros
In vierter Generation seit 1879 wird hier nach Rezepten des Urgroßvaters gekocht. Aktuell wird pro Tag 1 Tonne Gyros verkauft und während den olympischen Spielen waren es 5 bis 6 Tonnen täglich, die verspeist wurden. Politiker, Schauspieler, Sänger sind auf Bildern im ganzen Lokal verewigt. Die Königin Sophia von Spanien ist zu sehen, Naomi Campell und, und, und….
„Wir wollen, dass die Leute bei uns Freude verspüren und nicht, dass ihnen das Geld aus der Tasche gezogen wir.“ Das ist das Motto von Spyros Bairaktaris, dem Chef des Familienclans. Wenn man für einige Sekunden die Augen schließt, spürt man den damaligen Zeitgeist. Einen kurzen Einblick vermittelt auch folgender kleiner Film:
Bairaktaris Restaurant – Famous Greek Restaurant – Athens, Greece from CaseyHogan378 on Vimeo.
Teil 2 folgt.
Euer Niko