Nikos erzählt…. Geschichten von Kreta und anderswo
Wenn man die wunderbare deutsche Sprache analysiert, dann weiß man, dass der liebe Gott doch nicht so vieles falsch gemacht hat. Er gab den Blumen den schönen Namen“ Blume,“ er gab dem Himmel den schönen Namen „ Himmel“ und dem Regenbogen den schönen Namen „ Regenbogen“. Alles ist schön anzuschauen und auch akustisch sind diese Worte nicht unbedingt als Störgeräusche zu empfinden.
Andere Beispiele belegen jedoch, dass nicht nur schöne Worte für schöne Dinge verwendet werden sondern auch hässliche Worte für Hässliches. Betrachten wir hier die Worte Cholera oder Lepra oder vor allem eines, wenn nicht das grässlichste aller grässlichen Wörter: Feta-Käse.
Lasst uns das Wort genüsslich aussprechen: Kääääse. Meine Familie und alle, die zu meinen Freunden zählen wissen, dass allein die Aussprache dieses Wortes in mir eine Schüttellähmung verursacht. Feta- Liebhaber, die soll es auch geben, sind bei mir der Kategorie „Nasenbohrer“ und „Toilettenvollscheißer- ohne- zu- spülen“ gleichgestellt.
Kostas erklärte mir, dass die Käsesorten nach dem Wassergehalt eingestuft werden. Manche, die noch glauben, dass die Erde eine Scheibe wäre, sind absolute Feta-Fans. Bekanntlich scheinen uns die Afrikaner und Asiaten geistig um Jahrhunderte voraus zu eilen, denn dort ist dieses Produkt weniger beliebt. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass die Chinesen den Käse als verdorbene Milch betrachten.
Am Hafen von Thessaloniki
Genug davon, ich will nun den wunderschönen Tag wieder preisen, der uns zum Hafen von Thessaloniki führte. Es war gegen 14.00 Uhr, die Sonne schien sich selber zu übertreffen, mindestens 35 Grad, im Schatten versteht sich, und ein wolkenloser blauer Himmel. Das Lokal „Kitchen Bar“ war sehr gut besucht und wir hatten Glück, ein schönes schattiges Plätzchen zu finden. Die Luft wurde von zahlreichen Möwen zirkuliert, trotzdem war es feuchtwarm und schwül. Neben dem typischen Meeresgeruch geisterte der Hauch von vielen europäischen und orientalischen Düften herum.
Meine Frau, niemals probierscheu, wählte eine Paella. Dieses spanische Reisgericht aus der Pfanne ist zwar das Nationalgericht der Region Valencia, aber in Griechenland kann man alles bekommen und so versetzte man die spanische Ostküste kurzerhand hierher.
Die nette Kellnerin mit einem IQ, der sicherlich nicht viel höher als der IQ einer Garnele war, meinte auf meine Bitte, den griechischen Bauernspieß nicht mit Kartoffelsalat sondern mit Pommes Frites zu servieren, dass dieses nicht ginge, ich müsste Pommes Frites schon separat bestellen. Alternativ würde sie mir den Schweinespieß empfehlen, der würde mit Pommes serviert werden. Ich stimmte zu mit der ganz deutlichen Anmerkung, dass auf dem Teller keinerlei Käse oder Tzaziki sein sollte, nur der Spieß und die nackten Pommes.
Die Teller mit den Gerichten, die die fleißigen Kellner servierten, waren eine Augenweide. Nachdem der Tisch schräg vor uns bedient wurde, wussten wir, dass wir auch bald dran kommen würden, denn diese drei Gäste hatten kurz vor uns ihre Bestellung aufgegeben. Wie gedacht, so geschehen. Ein sichtlich gut gelaunter Kellner, auf seinem Namenschild stand –Dimitris-, stellte die Paella vor meine Frau und mir servierte er elegant den anderen Teller. Er wünschte uns guten Appetit, als ganz in der Nähe ein schrilles Stimmchen erklang. Es war meine Stimme: „ Hallo junger Mann!“ Als er näher kam, zeigte ich ihm etwas auf meinem Teller. „Was ist das auf den Kartoffelscheiben?“ Er sehr selbstbewusst: “Zerbröselter Feta“.
„Junger Mann, ich habe Ihrer Kollegin groß und breit erklärt, dass Käse für mich auf einer Stufe mit einer Kriegserklärung steht, und wenn ich mal zum König von Griechenland gewählt würde , würde ich als allererstes Feta verbieten. Trotz seines etwas verwirrten Gesichtsausdrucks lächelte er und sagte, dass er auch kein Käse mag und ob er sich für den Posten des Vizekönigs bewerben dürfte. Er entschuldigte sich erneut, nahm den Teller, um fünf Minuten später mit einer weiteren Entschuldigung mir einen neuen Teller zu bringen. Es war kein neuer Teller, es war derselbe, lediglich einige Kartoffelchips, die voller Feta waren, sind entfernt worden. Deutlich war jedoch die Spur, die der Feta hinterlassen hatte, zu sehen. Inzwischen war der Spielraum meiner Geduld ausgeschöpft.
„Bitte nimm den Teller mit“, sagte ich ihm. „Mein Vertrauen zur Qualität des Lokals ist nicht mehr gegeben.“ Inzwischen hatte mein zukünftiger Vizekönig einige Male seine Gesichtsfarbe verändert. „Darf ich Ihnen was anderes bringen?“ fragte er etwas eingeschüchtert. Ich erklärte ihm, dass es nicht an ihm liegen würde, mein Appetit wäre schlagartig verschwunden. Wütend fuhr ich fort, dass ich Restaurantkritiker sei und über dieses Lokal berichten würde, auch dass man hier gar nicht auf meine Wünsche eingegangen war. Er brachte den Teller zurück. Wenige Minuten später erschien der Restaurantmanager und bei dem Gespräch mit Paul, so hieß der Mittdreißiger, begann ich, meine inzwischen feste innere Meinung, dass es sich um ein Scheißlokal handelte, zu überdenken.
Der nette Mensch entschuldigte sich erneut, inzwischen war es mir auch sehr peinlich, weil ich die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste nicht unbedingt auf mich lenken wollte. Ich erklärte ihm, dass ich, wenn ich in Italien oder Spanien wäre, sicherlich Probleme mit der Sprache hätte, hier in Griechenland hätte ich jedoch klipp und klar in meiner Muttersprache erklärt, was ich nicht haben möchte, dieses sei jedoch nicht respektiert worden. Paul, ein Diplomat und sichtlich feinfühliger Mensch, bat mich, dem Lokal noch eine Chance zu geben, er würde mir ein saftiges Stück Fleisch mit Pommes servieren, ohne Schnickschnack und sonstige Beilagen, und er bat mich, zuzustimmen. Meine Frau genoss die Paella und war voll des Lobes über das Lokal und die Küche, ich harrte jedoch der Dinge, die da kommen sollten. Und tatsächlich kam in diesem Fall ein wirklich neuer Teller, drei wunderbar gebratene Stücke Fleisch, ein zauberhafter Geschmack, und die Pommes waren handverlesen, genau mit der Portion Salz versehen, die nötig ist , um dem Ganzen das Erfolgserlebnis „1A“ zu verleihen.
Das Filet Mignon, aus dem schmalen Teil des Rinderfilets gewonnen, erzeugte in mir ein Glücksgefühl und ich musste die Küche trotz der zuvor geschilderten Eskapaden loben. Als wir bezahlten, machte uns die Bedienung klar, dass wir nur den Preis für das ursprünglich Bestellte bezahlen müssten, nicht aber das Filet Mignon, dessen Preis drei Mal so hoch war. Kosta meinte später kopfschüttelnd:
„Lieber Gott, wir haben nur ein Leben. Danke dass ich es als Grieche leben darf“.
Euer Niko
Heute hatte ich etwas Zeit und dachte mir „schau doch mal, was die bei Radio Kreta so in ihren Kolumnen schreiben“….und treffe auf das hier.
Zuerst dachte ich, es handele sich um den Schulaufsatz eines von schwerer Pubertät gepeinigten Zehntklässlers. Dann aber las ich, der Schreiberling hat eine Frau. Er ist verheiratet. Und er ist auch noch ein Poet. Er ist also einer, der wohlwissentlich, bedacht und zielgerichtet seine Worte setzt.
Sein Ergebnis all dessen hier als „Käse“ zu bezeichnen, widerstrebt mir zutiefst, denn es wäre eine Beleidigung dieses unglaublich vielfältigen europäischen Kulturproduktes.
Dass „Radio Kreta“ als anerkannte Institution, die sich der Völkerverständigung und der interkulturellen Kommunikation verschrieben hat, dieses an faschistoid zu nennender Egomanie kaum noch zu übertreffende Geschreibsel kommentarlos veröffentlicht, halte ich (gelinde gesagt) für extrem fragwürdig.
Denn wenn der Schreiberling allein schon beim Thema „Käse“ in solch sendungsbewusste Hysterie verfällt, dann will ich nicht wissen, was er über Menschen schreibt, die er nicht leiden kann. Mit der netten Kellnerin, deren IQ sicherlich nicht höher als der einer Garnele sei, hat er ja schonmal eine Kostprobe abgegeben.