Nikos erzählt…. „von Kaliopi aus Mannheim“.

Nikos erzählt…. Kaliopi in Mannheim

Was hat unsere Nichte Kaliopi mit Mannheim zu tun? Eigentlich genau so viel wie ein Wellensittich mit den Niagarafällen. Aber ich möchte die Verwirrung auflösen.

Kaliopi ist 36 Jahre jung, ist gelernte Visagistin, wurde jedoch nach ihrer Lehre in Heraklion nicht in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten hatte sie dann immer wieder Saisonanstellungen. Sei es als Köchin in einem Hotel oder als Barfrau in einer Poolbar, sei es Bäckereifachgehilfin oder wie zuletzt in einem kleinen Imbiss nahe der Uni in Heraklion. Dort war sie die letzten sieben Jahre beschäftigt. Sie verdiente bei einer 42- Stundenwoche im Schichtbetrieb knappe 550 Euro und war krankenversichert.

Das war auch ihr Glück, weil sie auf einmal krank wurde und der Arzt ihr anriet, sich in der Klinik umgehend einer Schilddrüsenoperation zu unterziehen. Wir wissen, dass die Schilddrüse Ausgangspunkt für zahlreiche Erkrankungen ist, die unter anderem zu Störungen des Hormonstoffwechsels führen und eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse hervorrufen können.

Das „Venizelio“-Krankenhaus in Heraklion

venizelio-krankenhaus
Das große Krankenhaus in Heraklion

Somit begab sich Kaliopi ins „Venizelio“ in Heraklion. Frühzeitig hatte sie auch den Termin mit ihrer Chefin abgesprochen. Am Tag der Operation, es war gegen 18:30 Uhr, kam dann ihre Chefin zu Besuch. Kaliopi war zunächst erfreut und danach total verwundert, als ihr eben diese besagte Chefin sagte, Kaliopi solle ihr die Ladenschlüssel geben und sie bräuchte nicht mehr zur Arbeit zu kommen. Sie hat eine neue Hilfskraft, diese arbeitet für über 100 Euro weniger und wäre kerngesund. Als Kaliopi erwidern wollte, dass sie doch in den letzten sieben Jahren keinen einzigen Tag gefehlt hatte, war die gute Frau samt Schlüssel schon aus dem Zimmer. Fairerweise muss ich erwähnen, dass sie beim Hinausgehen: „Gute Besserung“ gemurmelt hat.

Ok, das war letzte Woche. Heute bei der Lektüre der Tageszeitung lese ich, dass das Mannheimer Möbelhaus Mann Mobilia exakt 99 Mitarbeiter ausgesperrt hat. Kann ja gut sein, dass man in der Geschäftsführerebene einen Nena- Fan hat, der 99 Luftballons mag. Diese besagten 99 Mitarbeiter wollten am Montagmorgen arbeiten gehen und standen vor verschlossenen Türen. Ohne Vorankündigung wurden sie freigestellt. Die Angestellten sind vor der Tür des Zentrallagers abgefangen worden und man händigte ihnen ein Schreiben aus. Vielleicht sollte hier auch erwähnt werden, dass eben bei diesem Unternehmen eine Standortsicherung bis Ende 2016 besteht und die Arbeitsplätze bis dahin fest vereinbart waren.

Jetzt versuche ich herauszufinden, wo der Unterschied Heraklion / Mannheim besteht. Erklären kann man es sicherlich nur durch eine griechische Metapher:

„Ti Lozani ti Kozani“, was sinngemäß heißt: Wo siehst Du einen Unterschied zwischen dem schweizerischen Lausanne und der nordgriechischen Stadt Kozani. Im Lied geht es weiter …“Schnee hüben wie drüben“.

Violaris, Ti Lozani ti Kozani

Als ich mit Kosta sprach, machte er mich auf dieses Lied aufmerksam und fuhr fort : Gott, wir haben doch nur ein Leben. Danke, dass ich es als Grieche leben darf.

Euer Niko


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