(Temenia-) Limonade – wer hat´s erfunden?

Neulich wurde mir dann wieder mal klar, dass der einzige Sinn und Zweck eines Kafenions ja bei weitem nicht ausschließlich der Genuss von Kaffee oder sonstigen Getränken ist. Da wird kommuniziert, diskutiert, phantasiert, philosophiert, recherchiert, kritisiert, verifiziert, harmonisiert und hin und wieder auch mal ganz diskret intrigiert.

Und oft kann man auch ganz wundervolle Theorien zu Alltäglichem mit auf den Weg bekommen. So auch neulich geschehen. Das Thema: Limonade.

Ganz speziell ging es um die in diesem Teil Kretas sehr verbreitete Temenia-Limonade, die meine Leute auch immer mal wieder gerne trinken. Scheint schön erfrischend und lecker zu sein.

Herrchen bestellte sich also so eine im Stammkafenion seiner Wahl – und prompt kam man vor und hinter dem Tresen auf´s Thema. Der sich daraufhin entwickelnde Dialog, den ich von unter´m Tresen mitbekommen habe, entspann sich ungefähr wie folgt (K=Kellner Kostas, S=Scheff, also Herrchen)

K: „Ist lecker, die Limo, ne?“
S: „Ja klar, sonst würd ich sie ja nicht trinken.“
K: „Ist ja so ähnlich wie dieses Bitter Lemon von Schweppes, ne?“
S (norddeutsches Plappermaul aber auch…): „Jou“.
K: „Weisst du Was?“
S: „Nö, was?“
K: „Ich glaube ja, dass diese Amerikaner da, also die Schweppes-Leute, unsere Temenia-Limonade einfach nur abgekupfert haben. Die sind hier rübergekommen, haben das kopiert und dann ganz groß gemacht! Aber unser Original ist immer noch um Längen besser! So!“
S: „Eeeeeeeecht? Meinst wirklich? Da ist wirklich so ein Amerikaner in den 1950-er Jahren hier rüber gekommen, ist mit dem Esel nach Temenia raufgewackelt und hat sich das Geheimrezept erschlichen? Is ja ´n Ding!“
K (bestätigt im Brustton der Überzeugung): „Absolut!“

In Ermangelung weiterführender Informationen ließ Scheff es mal dabei bewenden, war auf der Fahrt nach Hause aber doch recht nachdenklich-schweigsam und setzte sich dann – kaum zu Hause angekommen – direkt wieder an diese Mattscheibe mit Tastatur. Um kurz darauf schenkelklopfenderweise in lautes Gelächter auszubrechen… Denn Tatsache ist folgende:

Schweppes:

Schweppes LimonadeDer aus Deutschland stammende Schweizer Uhrmacher und Silberschmied Johann Jacob Schweppe (1740–1821) ließ sich 1766 in Genf nieder und arbeitete als Bijoutiermeister. Ab 1780 entwickelte er ein Verfahren, bei dem Wasser sich mit Kohlensäure versetzen lässt. Diesen Vorgang ließ Schweppe 1783 anfangs für medizinische Zwecke patentieren, nur wenige Jahre, nachdem bereits Joseph Priestley ein entsprechendes Verfahren beschrieben hatte.

Zusammen mit dem Mechaniker Nicolas Paul und dem Apotheker Henri-Albert Gosse gründete er 1790 in Genf eine Fabrik zur Herstellung von Sodawasser. Wegen des begrenzten lokalen Absatzes gründeten die drei Partner 1792 eine Niederlassung in London. Schweppe gilt als „creator of the bubble“ – quasi der Erfinder des „Blubbs“… (so viel zm Thema „wer hat´s erfunden?“)

Die Anfänge der Firma „Schweppe, Paul and Gosse“ in London gestalteten sich schwierig wegen großer Konkurrenz und politischer Unruhen, die durch den Krieg mit Frankreich ab 1793 herrschten.

Schweppe selbst verkaufte 1802 drei Viertel seines Anteils und kehrte nach Genf zurück. Das Unternehmen behielt aber den Namen Schweppes. Bis 2006 bezeichnete es sich als „Soft Drink Manufactures Schweppes Ltd. London. Famous since 1783“.

Die Bezeichnung „Indian Tonic Water, Limonade, chininhaltig“ auf jedem Schweppes-Tonic-Water-Etikett weist auf Schweppes Idee hin, die zur Malariaprophylaxe notwendige, aber lästige Chinintablette in etwas Limettensaft und Tonic Water aufzulösen. Die in Indien stationierten Kolonialoffiziere nahmen das Getränk begeistert an. Schon bald erwies es sich als enormer Erfolg im ganzen Britischen Weltreich, und Schweppes wurde 1831 königlicher Hoflieferant. 1836 erhielt es das „Royal Warrant“ – die königliche Empfehlung. 1851 waren die Schweppes Drinks die offiziellen Erfrischungsgetränke der Großen Ausstellung in London – ca. 1 Million Flaschen des Getränkes wurden damals verkauft – und wir trinken´s heute noch….

Und nun zu Temenia:

Temenia LimonadeDer Gründer des Familienunternehmens „Temenia“ – George Garofalakis – gab seinen Produkten den Namen seines Heimatdorfs: „Temenia“. Er hatte realisiert, dass die natürlichen Quellen der Gegend so einzigartig waren, dass die Produktion von „Soft-Drinks“ die beste Verwendung für diese wertvollen Rohstoffe wären.

Zum Anfang arbeitete er eng mit seinem Cousin Ioannis Daoudaki zusammen – die beiden starteten ihr Familienunternehmen im Jahr 1954. Sie produzierten Soft-Drinks, die sie mit dem Quellwasser aus Temenia herstellen, sowie auch Fruchtsäfte aus frischem Obst und natürlichen Ingredienzen, die sie von lokalen Produzenten bezogen. Trotz aller Widrigkeiten – die Rohstoffe wurden dazumal noch per Esel transportiert und die Produktion lief ausschließlich manuell ab – schaffte es George Garofalakis auch nach dem Ausstieg seines Cousins, diese kleine Geschäftsidee in ein erfolgreiches und wettbewerbfähiges Unternehmen zu transformieren – nachdem die Stromversorgung dann auch im Jahr 1969 das Dorf Temenia erreicht hatte.

Seit 1970 erfolgt die Produktion der Temenia-Soft-Drinks maschinell, was der Produktion und Distribution den „kick“ über die Grenzen der Region „Selino“ im Südwesten Kretas hinus gab. Heutzutage arbeitet man mit lokalen Distributoren der Präfektur Chania zusammen, in der „Temenia“ bereits ein etablierter Markenname ist.

Quellen: Wikipedia, schweppes.eu, temenia.com, Kostas S. und Wasser von Kreta.

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Temenia hat u.a. auch noch eine prima „Gazosa“ für den, der´s mag..