Tierschutz auf Kreta: verflixte Viren – der Parvo-Virus.

Nun ist mein Frauchen ja schon seit über anderthalb Jahren hier für den lokalen Tierschutz im Dienst. Dazu gehörte und gehört u.a. das allmorgendliche Füttern, mit Medikamenten versorgen und Bespassen der Hunde an der Futterstation am Hafen, wo leider auch immer wieder Hunde ausgesetzt werden.

Meist handelt es sich dabei um Welpen –  hier mal fünf, da mal sieben – die meisten aber glücklicherweise in einem Alter um die 6-8 Wochen, soll heißen, dass sie oft noch eine Zeit lang bei der Mutter gewesen sein und immunsystemstärkende Muttermilch bekommen haben sollten.

Oft sehen sie auch ganz „proper“ aus, sind aber natürlich fast immer verängstigt und scheu – außer so ein paar Rotzlöffeln, die es in jedem Wurf zu geben scheint (ich war wohl auch mal so einer….) die sich gleich mit Gebrüll auf jedes freundliche menschliche Wesen stürzen, dieses (also in meinem Fall Frauchen) abschlabbern, anknabbern und mit Dreck einsauen oder auch gerne mal vor lauter Freude anpinkeln.

Aber das weiß Frauchen ja aus Erfahrung und geht nicht gerade in Gala-Garderobe dorthin, sondern am Besten in den abgerissensten Klamotten – da geht auch nix kaputt und wenn doch, macht es nix. 

Aber nicht immer handelt es sich um „propere“ Welpen – wir sind auch schon zum Hafen gekommen, wo wir am frühen morgen einen Pappkarton mit 9 neugeborenen, verzweifelt fiependen Hundebabies vorgefunden haben. Wirklich neu geboren, Augen noch zu, Nabelschnuren noch blutig. Keine Chance, diese Rocker durch zubekommen war die einhellige Meinung aller damit sehr erfahrenen Kollegen. Eine Affenschande für diese Menschheit – einfach zu grausam. 

PAWS Puppies in Huette Jan 2017
Platz ist in der kleinsten Hütte.

Nun gut, dies nur als Appell an all diejenigen, die sich zwar immer noch standhaft weigern, ihre Hündinnen kastrieren zu lassen und sich dann aber trotzdem nicht den Konsequenzen stellen wollen: lasst die Babies wenigstens 8 Wochen bei ihrer Mama und bringt sie dann an den Hafen – dann haben sie wenigstens eine reelle Chance!!! Und bitte, lasst die Mama kastrieren – das gibt es 2 mal im Jahr hier sogar gratis!

Jetzt aber zum eigentlichen Anliegen, um das es in diesem Artikel geht: auch bei uns am Hafen geht ein fieses Virus um, das schon mehr als einen Welpen das Leben gekostet hat – und zwar auf jämmerliche Weise: Das Parvo-Virus und die damit einhergehende Erkrankung Parvovirose.

Die Parvovirose, hervorgerufen durch das canine Parvovirus ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheit für den Hund. Sie befällt vor allem das Immunsystem und die Darmschleimhaut und ist hinsichtlich ihres Verursachers und der durch ihn hervorgerufenen Symptome eng verwandt mit der Katzenseuche. Drei bis zehn Tage nach der Ansteckung, die über Nase und Maul erfolgt, bekommt der Hund Fieber, wird matt und appetitlos. Kurz darauf folgen die typischen Symptome Erbrechen und übelriechender, zunehmend blutiger Durchfall. Wird das Tier jetzt nicht sofort behandelt, kann es innerhalb von wenigen Tagen sterben. Am empfänglichsten für die Erkrankung sind Welpen im Alter von 2 bis 16 Wochen und alte Hunde.

Der fiese Erreger

Auslöser der Erkrankung ist, wie gesagt, das Canine Parvovirus (CPV-2), welches erstmals 1977 beschrieben wurde und seitdem in verschiedenen Subtypen (CPV2a-c) auftritt. Die Vermehrung des Virus findet im Zellkern der betroffenen Zelle statt und benötigt hierbei Funktionen, die nur während der Zellteilung vorliegen. Der Erreger ist gegenüber Umwelteinflüssen sehr unempfindlich. Bei Raumtemperatur bleibt er über ein Jahr infektiös, die meisten handelsüblichen Desinfektionsmittel vermögen ihn nicht zu inaktivieren. Zu den gegen das Virus wirksamen Substanzen zählen Natriumhypochlorit, Formaldehyd und Glutaraldehyd.

Wie entwickelt sich die Krankheit?

Der Erreger dringt über die Nasen- und Maulschleimhaut in den Körper ein. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 10 Tage. Da das Virus zur Vermehrung Zellen mit hoher Teilungsrate benötigt, befällt es besonders die sich fortwährend stark regenerierenden Zellen des Darmepithels, des Knochenmarks und des lymphatischen Systems. Ferner kann der Herzmuskel befallen sein, auch Embryoschädigungen sind beschrieben. Von der Krankheit werden vor allem Jungtiere befallen, deren eigenes Immunsystem noch nicht genügend entwickelt ist. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über den Kot, möglicherweise auch mittels Speichel und Erbrochenem. Infolge seiner hohen Widerstandsfähigkeit bleibt der Erreger lange infektiös und wird mittels Beschnuppern oder Belecken kontaminierter Oberflächen von einem neuen Wirt aufgenommen. Als Überträger kommen gleichfalls mit dem erkrankten Tier in Berührung gekommene Menschen in Frage (Hundebesitzer, Händler, Tierärzte, über Schuhwerk verschlepptes Virusmaterial). Obgleich für die Erkrankung Hunde aller Altersgruppen empfänglich sind, werden die schwersten Krankheitsverläufe bei Welpen beobachtet.

Symptome

Die Erkrankung kündigt sich mit dem Auftreten von Fieber (39,5−41,5 °C), verminderter Futteraufnahme und Teilnahmslosigkeit an. Entsprechend den befallenen Organsystemen dominieren etwa 6–12 Stunden nach den ersten Anzeichen vor allem Symptome des Magen-Darm-Traktes und des Abwehrsystems. Neben dem Auftreten starker, oftmals blutiger Durchfälle kommt es zu einer starken Abnahme weißer Blutkörperchen (Leukopenie) und damit einer Verminderung der Abwehrfähigkeit des erkrankten Organismus, der daher für bakterielle Sekundärinfektionen besonders empfänglich ist.

Neben diesen Symptomen zeigen die betroffenen Tiere während des gesamten Krankheitsverlaufes die bereits eingangs aufgetretenen Symptome Mattigkeit, Fressunlust, Austrocknung und Fieber. Mit dem Kot werden große Mengen hochinfektiösen Erregermaterials ausgeschieden. Bei schweren Verlaufsformen tritt innerhalb von 24 bis 48 Stunden der Tod ein. Drei bis zwölf Wochen alte Hunde sterben häufig an der Infektion, ohne dass es vorher zur Ausprägung klinischer Symptome gekommen ist. Hier kommt es infolge des Befalls des Herzmuskels zum akuten Versagen der Herz-Kreislauf-Funktion. 

Behandlung

Eine Behandlung erkrankter Tiere sollte natürlich am Besten durch einen Tierarzt erfolgen und zielt zunächst auf eine Stabilisierung des Patienten hin. Hierzu sind Infusionen während eines stationären Aufenthaltes in einer Tierklinik nötig (bei uns werden die infizierten Patienten immer bei Zoi liebevoll aufgenommen und meist auch wieder hochgepäppelt – Todesfälle haben wir trotzdem jedes Jahr wieder zu beklagen, allerdings wenige). Um bakterielle Infektionen zu vermeiden, bedarf es der Verabreichung von Antibiotika. Das Virus selbst wird durch die Applikation von Interferonen und Serum-Antikörpern bekämpft. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Krankheit ist die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen, um die Weiterverbreitung des Erregers zu verhindern.

Vorbeugung

Vorbeugend gegen eine Infektion mit Parvovirose kann eine Impfung wirken. Daher sollten Hunde mittels einer Grundimmunisierung und anschließende Wiederauffrischungsimpfungen geschützt werden. Weil Hundewelpen oft noch sehr lange über einen Schutz durch mütterliche Antikörper verfügen (so sie denn in den Genuss von Muttermilch kamen und die Mutter ihrerseits gegen CPV geimpft war!), kann der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer Grundimmunisierung variieren. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für junge Hunde eine Erstimpfung im Alter von acht Wochen, vier Wochen später die Zweitimpfung und mit 16 Wochen die dritte Vakzination sowie eine Wiederauffrischung nach 15 Monaten. Ab dem zweiten Lebensjahr ist eine Wiederauffrischung im dreijährlichen Rhythmus ausreichend. Sollte ein Welpe erst nach zwölf Lebenswochen erstmals geimpft werden, reichen zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen sowie eine Auffrischung nach einem weiteren Jahr zur Grundimmunisierung. Es sind auch Impfstoffe verfügbar, mit denen Hunde bereits in der sechsten Lebenswoche geimpft werden können.

Warum ich Euch das alles schreibe? Naja, erst mal natürlich, weil mir das Wohl diese kleinen Hosenscheißer doch sehr am Herzen liegt – vielleicht wäre ich ja auch auf immer und ewig ein kleiner Kreta-Streuner geblieben oder gar misshandelt, angekettet oder vergiftet worden, hätte ich meine Leute nicht damals in Tsoutsouras so bezirzt – und weil ich wirklich gerne dazu beitragen möchte, dass möglichst viele Zweibeiner wissen, welchen Gefahren wir Vierbeiner so ausgesetzt sind. Bitte helft uns!!!

Wenn Ihr wissen wollt, wie: mail an mitso@radio-kreta.de reicht!


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Ach ja, schaut doch auch mal hier rein, wenn Ihr generell am Tierschutz auf Kreta interessiert seid.