Juhuuuu! Wieder einen neuen Autor gefunden, der bereit war, sich von uns telefonisch-persönlich „löchern“ zu lassen und uns ausser der Beantwortung unserer „11 Fragen an….“ auch noch seine bisherige Vita zur Verfügung zu stellen: Konstantinos „Kostas“ Feslidis.
Seineszeichens Übersetzer der griechischen Sprache hat er nun auch ein Buch geschrieben: “Wir alle sprechen und denken Griechisch – Der Einfluss der griechischen Sprache auf Deutschland und Europa”.
Da war die Neugierde groß, wer sich denn dahinter verbirgt. Verbergen braucht Kostas sich nun mal mitnichten – und tut es auch nicht. Hier seine selbstverfasste bisherige Vita:
„Am 28. Oktober 1959 wurde ich als erstes der beiden Kinder der Christina und des Stergios Feslidis in Drama / Griechenland geboren, wo ich seit meinem ersten Lebensjahr bei meinen Großeltern aufwuchs, da meine Eltern im Jahre 1960 nach Deutschland ausgewandert waren, um für unseren Unterhalt sorgen zu können.
Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums wurde mir im Jahre 1977 nach erfolgreicher Abiturprüfung das Reifezeugnis zuerkannt. Im selben Jahr kam ich zwecks Studium nach Deutschland, wo meine Eltern bereits lebten und arbeiteten. Nach Anerkennung meines griechischen Abiturs durch den Besuch des Studienkollegs in Köln immatrikulierte ich mich im Anschluss an einige Orientierungssemester in den Fächern Geschichte, Politik und Philosophie, schließlich für Germanistik und Neugriechische Philologie an der Ruhruniversität in Bochum. Zwecks Verbesserung meines Ausdrucksvermögens in der deutschen Sprache besuchte ich zusätzlich Sprachkurse der VHS und erhielt nach erfolgreicher Prüfung im Jahre 1992 das Große Sprachdiplom des Goetheinstituts. Im Rahmen meines Studiums (Germanistik und Neugriechische Philologie) besuchte ich Veranstaltungen des fachsprachlichen Übersetzens an der Ruhruniversität Bochum. Im Jahre 1993 legte ich meine Prüfung zum Übersetzer und Dolmetscher vor dem staatlichen Prüfungsamt für Übersetzer in Berlin mit Erfolg ab.
Danach erhielt ich die Möglichkeit, an der Universität Bochum Vorbereitungskurse für angehende Übersetzer/Dolmetscher zu leiten. Während dieser Lehrtätigkeit über 7 Semester machte ich mich als Übersetzer und Dolmetscher selbstständig. Seit dieser Zeit hat sich meine Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden, wie zum Beispiel Polizei, Gerichten und anderen Institutionen kontinuierlich entwickelt, für die ich als Dolmetscher tätig bin und auch schriftliche Übersetzungen anfertige. Auch übersetzte ich wichtige Unterlagen für Großfirmen und Privatpersonen und dies stets zur vollsten Zufriedenheit meiner Auftraggeber.
Im Jahre 1998 erhielt ich die deutsche Staatsangehörigkeit. Heute – verheiratet mit Frau Elke Hözer-Feslidis, Gymnasiallehrerin für Englisch & Französisch, bin ich nach wie vor als Übersetzer und Dolmetscher tätig“.
Und hier nun Kostas´ Antworten auf unsere „11 Fragen an….“:
- Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?
Chaotisch und dennoch ordnungsliebend, respektvoll gegenüber Natur- und Tierwelt, flexibel, hilfsbereit, traditionsgebunden und trotzdem modern, verlässlich.
- Was war Dein Lieblingsbuch als Kind und als Jugendlicher?
„Onkel Toms Hütte“; heute aktueller denn je, denn der Kampf um Demokratie, Freiheit und Menschenrechte wird sich weiterhin zuspitzen. Denn die Sklaverei hat heute neue Formen angenommen. Der Mensch muss die künstliche Intelligenz, welche versucht, ihre Herrschaft über ihn zu erringen, mit Argusaugen beobachten und sich ihr nicht kampflos ergeben.
- Was liest du heute am Liebsten?
Fantasy Romane, Sachbücher und historische Romane. Zur Zeit lese ich „ SIE WISSEN ALLES“ von Yvonne Hofstetter
- Gibt es auch Bücher, die du nur gezwungenermaßen oder nie zu Ende gelesen hast? Welche (und warum)?
Eigentlich nicht! Denn ich glaube, dass jeder Autor etwas Wichtiges mitteilen möchte, auch wenn diese Botschaft manchmal gut versteckt sein mag.
- Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?
Als diplom. Übersetzer übersetze / schreibe ich tagtäglich Texte, auch wenn diese nicht meine Unterschrift tragen, dennoch versuche ich, dem Autor eine authentische Stimme in der anderen Sprache zu geben. Meine Motivation ein Buch zu schreiben erstarkte durch die Schmutzkampagne von Teilen der gelben Presse gegenüber meinem Geburtsland. Mein Buch sollte indirekt eine Antwort derjenigen sein, die für Deutschland, mein zweites Heimatland, alles gegeben haben. Da denke ich auch sehr oft an meine Eltern, die als Schichtarbeiter in der BRD 12 Stunden am Tag, sehr oft auch an Wochenenden, Akkordarbeit geleistet haben.
- Wieso dieses Genre (ein hintergründiger „Sprachführer“ der anderen Art….)
Auch wollte ich zeigen, dass man mit griechischen Wörtern ein deutsches Sachbuch schreiben und dies auch humorvoll gestalten kann. Man kann es auch Sprachführer bezeichnen, da viele Hintergrundinformationen über mein Geburtsland geliefert werden
- Wieso Griechenland und Kreta? Was verbindet dich mit diesem Land bzw. dieser Insel?
Griechenland ist mein Geburtsland, die stolzen Kretaner und die minoische Kultur faszinierten mich auch schon als Gymnasiast.
- Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher? Was treibt dich um?
Wie schon bereits erwähnt war es mein Motiv, eine Antwort zu geben (wenn auch indirekt) auf die Schläge unter die Gürtellinie seitens der deutschen „Yellow Press“; denn diese feindselige Berichterstattung gegen Griechen haben die traditionelle deutsch-griechische Freundschaft beschädigt und die Verständigung zwischen Griechen und Deutschen ins Wanken gebracht.
- Wir alle sprechen und denken Griechisch: Der Einfluss der griechischen Sprache auf Deutschland und Europa“ ist dein erstes Buch. Hast du noch weitere Bücher auf dem Plan und werden das wieder eher „Sachbücher“ sein, oder vielleicht sogar ein Roman?
Ja, es ist das erste Buch. Abhängig von seiner Resonanz möchte ich zunächst das Buch um folgende 3 Kapitel erweitern: Die griechische Katastrophe, Griechenland auf dem Prokrustesbett, Sisyphus und die Neugriechen. Es wird eine andere Sicht bezüglich der Krise in Griechenland dargestellt werden, abweichend von derjenigen, welche von gewissen Kreisen in Deutschland geäußert wird. Ob ich dann Zeit finde, etwas anderes zu schreiben, ist momentan nicht abzusehen.
- Vielleicht hast du vom griechisch-deutsche Lesefestival vom 13.-21. Mai 2016 in Paleochora auf Kreta gehört. Was hältst von einer solchen interkulturellen Initiative und hättet du Lust, daran teilzunehmen?
Die Initiative seitens des „Radio-Kreta“ in Bezug auf das griechisch-deutsche Lesefestival finde ich sehr wichtig; so bekommt man die Möglichkeit, sich auszutauschen, näherzukommen und sich eventuell über Nöte und Probleme der Einheimischen zu informieren. Meine Teilnahme an dem Lesefestival hängt von vielen Faktoren ab, die ich noch nicht absehen kann. Auf jeden Fall plane ich, mir Kreta noch ein weiteres Mal anzuschauen.
- Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands – und für deine Eigene?
In Griechenland sollte es wieder eine Renaissance geben, auch sollen gewisse und bekannte Missstände in dem Land beseitigt werden, damit die Zukunft der nächsten Generationen meines Geburtslandes gesichert wird; dies wird jedoch ohne die Hilfe des „Europäischen Hauses“ nicht möglich sein. Meine Zukunft sehe ich in Deutschland, meinem zweiten Heimatland, in dem ich seit 1977 ansässig bin, arbeite, mit meiner deutschen Frau lebe und allwöchentlich mit Borussia Mönchengladbach fiebere. Es ist einfach interessant, sich in zwei Welten zu bewegen und 2 Sprachen- / Systeme immer wieder miteinander zu vergleichen und auf Eigenarten zu stoßen, die auch die verschiedenen Mentalitäten zum Ausdruck bringen. Auch erhoffe ich mir, dass ich weiterhin als Übersetzer / Dolmetscher erfolgreich bin.
Lieber Kosta, von Herzen Dank für dieses Interview!