„Nicht alle Griechen sind Betrüger und korrupt“ Vicky Leandros verteidigt das Land ihrer Wurzeln

„Nicht alle Griechen sind Betrüger und korrupt“ Vicky Leandros verteidigt das Land ihrer Wurzeln – und kocht die perfekte Moussaka

Unter diesem Titel erschien heute im „Tagesspiegel“ der folgende Artikel:

Warum sie gern von Liebe singt, vor ihrem Hit „Theo“ wegrannte und Berlin mag.

Frau Leandros, geboren sind Sie als Vassiliki Papathanasiou, und obwohl Sie von Ihrem Mann getrennt leben, heißen Sie immer noch Freifrau von Ruffin. Wie dürfen wir Sie anreden?

Nennen Sie mich einfach Vicky Leandros.

Wir haben gerade Ihrer Probe zugehört. Sie singen Französisch, sprechen mit Ihren Mitarbeitern Griechisch und wir reden nun Deutsch miteinander. Wie viele Sprachen beherrschen Sie eigentlich?

Griechisch, Deutsch, Englisch, Französisch. Gesungen habe ich auch auf Italienisch und Spanisch.

Nicht zu vergessen Ihre japanischen Hits.

Zum Beispiel „Machi Kutabireta Nichiyobi“ von 1967…

… übersetzt heißt das „Sonntags nie“.

Sie erinnern sich noch an den Text?

Also der Anfang ging so: „Kami mo kirei ni tokashita shi, kutsu mo pikapika hikatta shi“.

Ihr Stil liegt irgendwo zwischen Schlager und Chanson. An Weihnachten wird man Sie in Berlin mit Big Band erleben können. Haben Sie keine Angst, Ihre Fans zu erschrecken?

Für das Publikum wird es neu sein. Ich bin in meinem Leben musikalisch viele Wege gegangen, habe mit verschiedenen Orchestern zusammengearbeitet, mit Oscar-Preisträger Michel Legrand, mit Philharmonikern. Wenn man so lange singt wie ich, wäre es langweilig, immer dasselbe zu machen.

Neulich hat man Sie sogar an der Seite von Scooter gesehen, Sie haben Ihren Klassiker „L’amour est bleu“ in einer Techno-Version gesungen. Wussten die Teenager im Publikum, wer da auf der Bühne stand?

Ich glaube nicht, dass sie mich kennen. Wahrscheinlich sind die 16-Jährigen wirklich nicht so mein Publikum. Ich bin mit H. P. Baxxter von Scooter befreundet und habe das aus Spaß mitgemacht.

In Deutschland hatten Sie einen Ihrer größten Erfolge 1974, da waren Sie 22, mit „Theo, wir fahren nach Lodz“. Stimmt es, dass Ihr Vater den Song für Sie ausgesucht hat und Sie ihn gar nicht wollten?

Damals war mein Programm auch schon sehr gemischt. Zwei Jahre vorher hatte ich für Luxemburg den Grandprix mit „Après toi“ gewonnen, ich hatte Lieder von Jacques Brel, Elton John, den Moody Blues aufgenommen. Ich durfte mir für jede Platte zehn Songs aussuchen, zwei hat das Team bestimmt. Als ich den „Theo“ hörte, bin ich aus dem Studio gerannt, Tür zugeknallt, weg war ich. Wir haben dann lange diskutiert. Das Lied wurde übrigens erst ein Hit, als es das ZDF in die „Starparade“ nahm. Vorher wollte das kein Sender spielen, die meinten, das passe nicht zu mir.

„Ich habe die Liebe gesehen“, „Ich liebe das Leben“, „Liebe, wo ist dein Zuhause“, alles Titel von Ihnen. Geht das nicht schon sehr in eine Richtung?

Ich singe gerne über verschiedene Liebessituationen, aber ich war eine der Ersten, die mit „Verlorenes Paradies“ über den Klimawandel gesungen hat.

Das war 1982 und …

… dafür wurde ich von Kollegen beschimpft, wie ich denn über die Umwelt singen und die Welt schlecht darstellen könne, dass die Flüsse verschwinden, die Blumen sterben. Oder „Die Welt vor deinem Fenster“, ich hatte einige dieser Lieder.

Sie haben auch mit Mikis Theodorakis gearbeitet.

Einer meiner größten Erfolge, „Ich habe die Liebe gesehen“, ist von ihm geschrieben und ich habe auch CDs mit seinen Liedern aufgenommen.

Der Titel hieß im Original „O Kaimos“, was so viel wie „Sorge“ bedeutet. Bei Ihnen wurde es Liebe.

Er entstand unter dem Eindruck der griechischen Militärregierung Anfang der 70er Jahre. Als wir 2004 die letzte CD gemeinsam aufgenommen haben, erzählte Mikis über sein Leben, wie er im Gefängnis saß, aber er meinte, alles sei jetzt vorbei. Das Lied war dann international mit verschiedenen Texten erfolgreich. Schauen Sie: Ich habe mir vorgenommen, dass ich mich in meinen Liedern nicht politisch ausdrücken muss. Man kann seine Meinung auch auf anderem Weg kundtun.

Sie kandidierten 2006 in Piräus und waren dann zwei Jahre Vizebürgermeisterin.

Ich war für zwei Bereiche verantwortlich: Kultur und internationale Beziehungen. Ich habe mit über 100 Beamten zusammengearbeitet.“

Wie es weitergeht, was Vicky über die derzeitige Situation in Griechenland denkt, was sie selbst bewogen hat, sich nicht weiter in der Politik zu betätigen und wie sie ihre weltbeste Moussaka macht, lest Ihr hier im „Tagesspiegel“.