„11 Fragen an….“: Anja Renner von Futouris.

Unsere heutige Interview-Partnerin ist Anja Renner von Futouris – dem Tourismus-Nachhaltigkeitsprojekt der TUI. Anja stellt sich und ihre Funktion im Projekt hier selbst vor: 

Ich bin Projektmanagerin bei Futouris und seit 2015 im Verein tätig. In erster Linie bin ich verantwortlich für die Gestaltung, Begleitung und das Controlling der Nachhaltigkeitsprojekte, die wir gemeinsam mit Tourismusunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum und lokalen Partnern in der Destination umsetzen.

Anja hat unsere „11 Fragen an…“ ausführlich beantwortet, die Antworten könnt Ihr hier lesen:

Wenn du „Futouris“ in 5 Worten beschreiben solltest, welche wären das?

Nachhaltigkeit, Tourismus, Netzwerk, Projekte, Vorbildcharakter/ Zukunftsfähig

Das Konzept?

Gemeinsam mehr erreichen als jeder Einzelne für sich allein.
Alle Tourismusunternehmen, auch wenn sie im Wettbewerb zueinander stehen, stoßen früher oder später an die gleichen oder ähnliche Herausforderungen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Es macht also keinen Sinn, wenn jedes Unternehmen für sich Lösungsansätze sucht und nur in seiner „Box“ denkt. Nachhaltigkeitsthemen sind komplex, ein gesamtheitlicher, breiter Denkansatz ist daher notwendig. Wir bringen bei Futouris die Expertise aller Akteure (Tourismusunternehmen, Wissenschaftler, Menschen aus der Destination) zusammen, damit haben wir einen größeren Hebel Lösungsansätze für die gesamte Branche zu entwickeln und eine wirkliche Veränderung hin zu einem nachhaltigeren Tourismus zu erreichen.

Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, das Rad immer wieder neu zu erfinden, sondern aufbauend auf vorhandenem Wissen und gut funktionierenden Beispielen die Nachhaltigkeitsthemen mit gebündelter Kraft anzugehen.

Auch die Kirche macht mit
Auch die Kirche macht mit.

Mission & Vision?

Eine intakte Natur, gastfreundliche Menschen und eine reiche Kultur sind in keiner anderen Branchen so lebensnotwendig wie für die Zukunft der Tourismusbranche.
Wir streben einen Tourismus an, der die natürlichen und sozio-kulturellen Ressourcen schont und die Menschen in den Urlaubsländern am Tourismus teilhaben lässt. Damit künftige Generationen so vielseitige Reiseerlebnisse haben, wie wir heute (tolle Natur/ einmalige Kulturen und Traditionen).

Unsere Mission: Die Reisebranche zukunftsfähig gestalten, Urlaubsdestinationen bewahren

Warum gerade Kreta?

Kreta ist eine wichtige touristische Destination, gerade für deutsche Urlauber. Die Insel vereint ein reiches kulturelles und historisches Erbe, gastfreundliche Menschen, gutes Essen mit einer kontinuierlich gewachsenen touristischen Struktur.

Tourismus und Landwirtschaft sind die beiden wirtschaftlichen Säulen der Insel.
Wenn wir beide miteinander verknüpfen, schaffen wir einen win-win Effekt für alle, wovon insbesondere die lokalen Farmer & die Menschen auf Kreta, aber auch die Produzenten und die Hotellerie profitieren können.

Futouris-Ziele (kurz-, mittel- und langfristig)?

Dass noch möglichst viele, weitere Unternehmen zu uns stoßen, die die nachhaltige Zukunft des Tourismus mitgestalten.

Dass die deutschsprachige Tourismusbranche ihr Angebot nachhaltiger Reisen kontinuierlich ausbaut, die Ressourcennutzung reduziert und ihre Wertschöpfungsketten im In- und Ausland an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit ausrichtet.

Unser langfristiges Ziel ist es, einen schonenden, fairen und partizipativen Tourismus für alle zu ermöglichen – für die Menschen & Natur in den Urlaubsländern, die tourist. Akteure in der Destination, die Tourismusunternehmen selbst.

Plant Ihr (TUI) auch eine „Saisonverlängerung“ (bspw. Flüge im Winter, „Futouris“-Angebote auch im Winter, Hotels im Winter offen etc.)?

Für jede Tourismusdestination ist es erstrebenswert die saisonalen Schwankungen abzufedern und die Saison weiter zu strecken. Aber aufgrund von gebunden Ferienzeiten usw. ist dies meist nicht so einfach, da die Nachfrage nun einmal in den Ferienzeiten am höchsten ist.

Angeliki Chondromatidou, Director of the Greek Tourism Minister’s office, hat in Ihrer Rede bei der Futouris-Auftaktveranstaltung am 3.7. aber betont, dass es das Ziel des griechischen Tourismusministeriums ist, Kreta zu einer 365 Tage-Destination zu machen. Auch der Gouverneur von Kreta, Stavros Arnaoutakis, hat deutlich gemacht, dass die Verbindung der Tourismusindustrie mit qualitativ hochwertigen Produkten Kretas die Saison auf der Insel ausweiten kann. Unser Projekt leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Wie funktioniert die Integration der lokalen Partner und wie hoch ist das Interesse und Engagement?

Das Interesse der lokalen Partner an dem Projekt ist riesig, was einmal mehr die überwältigende Beteiligung an der Auftaktveranstaltung am 3.7.  gezeigt hat. Aktuell sind rund 100 Bauern in die Pilotphase des Projekts involviert und noch einmal genau so viele haben ihr Interesse signalisiert zukünftig mitmachen zu wollen.

Olivenölverkostung
Verkostung extra nativen kretischen Olivenöls.

Das Thema Lebensmittel/ nachhaltige Ernährung ist ein Thema, welches alle Akteure betrifft: die Landwirte, die Menschen auf der Insel, die Produzenten und nicht zuletzt die Hotels, die Urlauber selbst. Qualitativ hochwertige Nahrungsmittel, welche regional und auf ökologische Weise angebaut wird sind für alle ein Gewinn.

Wichtig ist, dass alle beteiligten Akteure eine gemeinsame Vision teilen. Dank unserer tollen und sehr engagierten Partner Local Food Experts – die eine sehr enge und persönliche Verbindung zu den Bauern und Produzenten pflegen – ist es gelungen, bereits mehr Farmer als im Projekt geplant von der Vision zu begeistern.

Local Food Experts = erfahrene Landwirtschaftsexperten, leben schon seit 25 Jahren auf der Insel und kennen die Gegebenheiten vor Ort.

blueContec = bringen Expertenwissen aus Hotelberatung mit und pflegen sehr enge, individuelle Kontakte zu den Hotelketten auf der Insel

kretische Koestlichkeiten 2
Leckeres kretisches Essen gab´s auch.

Zusammenarbeit mit lokalen Tour-Operators? 

Aktuell über die TUI mit dem TUI Destination Service, die nachhaltige Ausflüge mit Besuchen von Produzenten und Verkostungen ab August neu in ihr Programm aufnehmen. Eine Ausdehnung auf lokale Reiseanbieter ist aber auf längere Sicht auch denkbar.

Bürokratie in Griechenland – hilfreich oder eher hinderlich?

Unsere lokalen Partner stoßen hin und wieder an die Hürden der Bürokratie. Bürokratie manchmal hinderlich, aber wir hoffen, dass die regionale Politik – der kretische Gouverneur war auch zum kick-off anwesend – alles Mögliche dafür tun kann, um unser Projekt zu unterstützen.

Wo seht Ihr Futouris in 10 Jahren (in Kreta und ggf. auch in anderen Destinationen)?

Unser Wunsch für in 10 Jahren: Kreta ist eine etablierte Destination für nachhaltige Ernährung. Neben Wein und Olivenöl werden alle Produkte nachhaltig erzeugt. Alle Farmer auf der Insel leben den nachhaltigen Anbau aus ganzem Herzen. Für Gäste ist die Insel attraktiver denn je und weitere griechische Inseln und auch andere Destinationen weltweit folgen dem kretischen Vorbild und stellen nach und nach ihre Landwirtschaft und das Tourismusprodukt um.

Was wünscht Ihr Euch für GR im Allgemeinen und für Kreta im Besonderen und wie hofft Ihr, dazu beizutragen?

Wir wünschen uns, dass die Wirtschaft und die Menschen Griechenlands vom Tourismus profitieren, und dies unter Beteiligung aller Einwohner. Und, dass ein nachhaltig ausgerichteter Tourismus dazu beiträgt, die reiche Kultur und Natur der Insel zu erhalten. Allen Bewohnern und Akteuren auf der Insel müssen dazu ihren eigenen Beitrag leisten.

Wir hoffen, mit diesem tollen Projekt auf Kreta sowie dem landwirtschaftlichen und touristischen Know-how ein gutes Beispiel mit Vorbildcharakter anzuschieben, von dem weitere Destinationen lernen und auf sich selbst übertragen können.

Wir sagen: Vielen Dank, liebe Anja, für dieses Interview.

Radio Kreta – es tut sich was auf der Insel!


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Und hier gibt es alle Hintergründe zum Projekt Futouris