„11 Fragen an….“: Clemens Glismann.

Wer bist du, woher kommst du?

Moin, ich komme aus Hamburg und bin Altenpfleger. In ein paar Tagen werde ich 50 Jahre.

Wann, warum und wie hast du Kreta für dich/Euch entdeckt?

Durch Zufall ging es Ende August/Anfang September 2008 das erste Mal nach Kreta (das „alte Kreta“ habe ich nicht mehr kennen gelernt). Ein Freund hatte mich eingeladen…..

Inseln haben mich schon immer interessiert. Wenn ein Zeitungs-Artikel über eine griechische Insel erschien, habe ich den Artikel aufgehoben. Die große Anzahl an griechischen Inseln, bzw. die Wahl der Insel, und die Schrift/Sprache habe mich aber erst einmal von einem Besuch einer griechischen Insel abgehalten.

2008 hat mich dann ein guter Freund aus Rendsburg nach Kreta eingeladen. Der Freund hatte für 6 Monate im Tourismus an der Nordküste bei Chania gearbeitet. Meine Wahl wäre nicht auf Kreta gefallen, da mir die Insel eigentlich zu groß ist und ich kleine Inseln vorziehe. Umso kleiner und abgelegener die Insel, um so besser.

Auf jeden Fall hat der Aufenthalt auf Kreta mein Leben verändert. Seitdem bin ich vom Kreta-Virus infiziert.

Was ist dir als Erstes positiv und negativ hier aufgefallen?

Negativ ist mir natürlich, der Massentourismus an der Nordküste und die Zubetonierung der Küste aufgefallen. Diese Orte haben für mich nichts mit Kreta zu tun und sind beliebig austauschbar. Störend fand ich auch den vielen Müll an den Straßenrändern und auch in der Natur, z.B. in den Olivenhainen. Leider finde ich, daß es mit dem Müll nicht besser geworden ist, eher im Gegenteil.

Positiv habe ich die überwältigende Natur/Landschaft, die ursprünglichen Dörfer, die Gerüche, das Licht und die Farbe des Wassers wahrgenommen.

Ich bin gleich in die Sfakia gefahren und bin einige Teilstücke vom E4-Küstenwanderweg gewandert, daß hat mich schon richtig beeindruckt. Bis heute ist die Gegend zwischen Paleochora und Frangokastello meine Lieblingsecke.

Ich bin schon in vielen Ecken in Europa gewesen, inzwischen bin ich auch auf über 20 griechischen Inseln gewesen, Kreta ist aber etwas ganz besonderes. Für mich ist Kreta der schönste Fleck, hier geht es mir einfach am besten.

Wie nimmst du die Menschen hier wahr?

Als sehr stolze Menschen, freundlich und ich mag diese antistaatliche Haltung.

Deine Aktivitäten hier auf der Insel? Oder was sollte man gesehen haben?

Meine Hauptbeschäftigung auf Kreta besteht aus Wanderungen, Lesen und Ausflüge im Hinterland. Ich liebe die vielen kleinen Dörfer…..

Was schätzt du am Meisten an der Insel?

Ich schätze die Einzigartigkeit/Besonderheit von Kreta, auf Grund der Geschichte. Und wie ich schon erwähnt habe, die Natur/Landschaft ist einfach der Hammer, die ursprünglichen Dörfer im Hinterland, der Geruch und das Licht auf der Insel und die Farbe vom Meer. Toll ist auch die Möglichkeit, tagsüber Wanderungen im Hinterland oder den Bergen zu unternehmen und danach ins Meer zu springen. Ganz wichtig ist natürlich auch das Wetter – die Sonne.

Ich liebe auch die traditionelle kretische Musik. Es gibt nichts schöneres als Abends in einem Kafenio zu sitzen, ein bisschen Raki trinken und traditionelle kretische Musik zu hören.

Es ist hier einfach ein anderes Leben als in Hamburg, Wien oder Zürich. Mir gefällt die Einfachheit des Lebens.

Dein Lieblingsstrand auf Kreta?

Ich bin kein Strand-Typ, liege aber gerne abends wenn die Sonne nicht mehr so viel Kraft hat, bis zum Sonnenuntergang am Strand.

Mein Lieblingsstrand ist ein kleiner Strand östlich von Plakias.

In Paleochora hänge ich immer gerne am Limnaki Beach vor der Kantina Limnaki ab (siehe Foto). Am Gialiskari Beach bin ich auch gerne. Der Blick auf das „Krokodil“ hat einfach etwas beruhigendes. Westlich von Paleochora gefällt mir der Vienna Beach, mit den vielen antiken Marmorsäulen und Tonscherben. Und noch weiter westlicher der Kedrodasos Beach.

Unglaubliche Wasserfarben hat der Seitan Limania auf der Akrotiri-Halbinsel.

Auch wenn die Anfahrt beschwerlich und es oft sehr windig ist, Balos/Gramovousa. Was die Natur hier geschaffen hat, ist auf der Welt einmalig.

Ein weiterer Genuss fürs Auge, der Preveli Beach.

Welche ist deine Lieblingstaverne hier auf Kreta?

Ich gehe eher selten in eine Taverne, ich bin ein Kafenion-Gänger. Ich koche gerne selber, auch aus ökonomischen Gründen. Von 2015-2017 hatte ich altes Haus gemietet, jetzt miete ich mir immer ein Studio mit Küche, da bietet sich das Kochen einfach an.

In Paleochora, gerade im Winter hänge ich fast jeden Abend im Anemos ab. In Frangokastello im Kali Kardia.

Welches ist dein griechisches Lieblingsgericht?

Ein spezielles Lieblingsgericht habe ich nicht. Kochen tue ich fast immer vegetarisch. Wenn Fleisch, dann Befteki oder Kebab und ein Salat gehört immer dazu. Der Schlachter in Paleochora ist sehr gut.

Wovon möchtest du, dass es sich auf Kreta niemals ändert?

Die vielen neuen 5 Sterne Hotels und Luxus-Resorts die in den letzten Jahren gebaut wurden und noch in Planung sind gefallen mir überhaupt nicht. Das große Kapital der Insel, ist die Natur/Landschaft und die sollte unbedingt erhalten bleiben.

Die Regionalregierung von Kreta sollte auf einen ökologischen und nachhaltigen Tourismus setzen.

Und was sollte sich hier unbedingt ändern?

Die beiden Dauerthemen, die allen Kreter-Freunden am Herz liegen, Umweltschutz – mehr Umweltbewusstsein bei den Einheimischen und der Umgang mit Tieren. Beim Thema Umweltschutz ist auch die Regionalregierung von Kreta gefragt.

Eine Entmilitarisierung der Insel liegt mir auch sehr am Herzen.

Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands im Allgemeinen und für Kreta im Besonderen?

Griechenland wünsche ich ein Ende der Austeritätspolitik und eine schnelle Erholung von der Krise. Für die Menschen auf Kreta wünsche ich mir z. B. ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, ein gutes Schulsystem, Arbeitsplätze für die Jugend.

„kaló chimónas“ (καλό χειμώνας) – einen guten Winter

Clemens aus Hamburg, November 2018.