Heidi Jovanovic wurde 1954 im niederbayrischen Deggendorf geboren.
Sie arbeitet als Autorin, freie Journalistin und Übersetzerin und liebt das Reisen. Zahlreiche Länder auf fünf Kontinenten hat sie bereits auf eigene Faust besucht.
Auf Reisen ist sie stets, auch wenn sie gerade nicht unterwegs ist. Dann finden die Reisen im Kopf statt, dann ist die Zeit der Vor- und Nachfreude, die die Beschäftigung mit der Kultur des fernen Landes bietet.
Heidi lebt derzeit in Augsburg, von wo sie ihre Lesungen und die Sehnsucht nach Griechenland aber auch regelmäßig wieder wegtreiben.
Und Heidi war auch spontan angetan von unserer „11 Fragen an….“-Aktion und sofort bereit, uns Schreibe und Antwort zu stehen. Was dabei rauskam? Sehr interessante Dinge – aber lest selbst:
- Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?
Neugierig, ungeduldig, quirlig, sinnen- und reisefreudig
- Was war Dein Lieblingsbuch als Kind und als Jugendlicher?
Das einzige reine Kinderbuch meiner ganz frühen Jahre, das noch im Bücherschrank steht, ist „Wurzelputz“ – Die Geschichte eines kleinen Zwerges – so ein Sammelband eines Lebensmittelherstellers, in den ich als Kind hübsche, bunte kleine Bildchen selbst einkleben durfte. Ob das wirklich mein Lieblingsbuch war, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls ist es das einzige, das Umzügen und Entrümpelungsaktionen widerstand und noch im Regal steht – wirkt so schön altmodisch und sollte nicht ins Altpapier, nachdem ich schon mal die Geduld aufgebracht hatte, all die Bildchen zu sammeln und einzukleben.
Später, dann, als Teenager, verschlang ich die Bücher von Simone de Beauvoir – am besten im Gedächtnis verankert hat sich davon wohl „L’invitée“ (Sie kam und blieb)
- Was liest du heute am Liebsten?
Zu meinen Favoriten zählen die Krimis von Petros Markaris über den vorwiegend in Athen agierenden und bei seinen Ermittlungen kreuz und quer durch die Stadt brausenden Kommissar Charitos. Überhaupt lese ich gern griechische Autor(inn)en, wie beispielsweise Vassilis Vassililkos, Ioanna Karystiani und Siranna Sateli und die Poesie von Giorgos Seferis. Aber natürlich nicht ausschließlich. Ich lese gern und viel. Werke, wie die gerade genannten mehr zur Entspannung und zum Wegträumen nach Griechenland – andere eher, um Gedanken und Überlegungen über Phänomene unserer Zeit auf die Sprünge zu helfen und sie etwas profunder zu betrachten, als dies in den Massenmedien geschieht, wie beispielsweise aktuell Landolf Scherzers und Christian Rathners Blick auf das krisengeschüttelte Griechenland und mögliche Hintergründe und Ursachen der Krise.
- Gibt es auch Bücher, die du nur gezwungenermaßen oder nie zu Ende gelesen hast? Welche (und warum)?
Zwang tue ich mir beim Lesen kaum an. Wenn etwas keinen Nerv in mir trifft oder nicht in dem Maße erhellend wirkt, wie ich es erwartet hätte, lege ich es beiseite und greife zu einem anderen Buch. Schließlich warten viele darauf, gelesen zu werden und die Zeit reicht nie für alles, was mich interessieren würde.
- Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?
Teils hat sich das aus meiner vormaligen Übersetzertätigkeit heraus entwickelt, teils auch aus einer Flut angesammelten Materials und aufgestauter Erfahrungen, die ich in eine Form bringen wollte.
- Wieso dieses Genre (ein „Griechenlandratgeber“ der anderen Art)?
Mein erstes Griechenlandbuch war mehr als Kultur- und Genussführer angelegt, der ergänzendes Wissen zu gängigen Reiseführern vermitteln sollte. Dann folgte der „Fettnäpfchenführer“ zu einer Zeit, als Massenmedien, die mehr zur Propaganda als zu echter Berichterstattung oder gar Aufklärung tendierten, drauf und dran waren, das bis dahin gute Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen zu vergiften. So sollte das Buch auch ein kleiner Entgiftungsversuch sein und für ein aufgeschlossenes, verständnisvolles Miteinander werben und dies ganz unverkrampft auf unterhaltsame Art, indem es um Begegnungen von Mensch zu Mensch geht, jenseits von Parolen, Floskeln und Politik. Es soll Unterschiede bei Sitten und Gebräuchen, Mimik und Gestik, Kultur und Lebensart aufzeigen, aber vor allem auch helfen, dem Anderssein des Gegenübers nicht mit Furcht, Misstrauen oder Missgefallen, sondern mit Neugier und Aufgeschlossenheit zu begegnen und miteinander Spaß und Freude zu haben.
- Wieso Griechenland? Was verbindet dich mit diesem Land?
Eine große Liebe zu dem Land und seinen Menschen, die gleich bei meinem ersten Griechenlandbesuch aufgekeimt ist und dann langsam und stetig bei bis jetzt weit über dreißig Griechenlandreisen gewachsen ist, so dass ich begann, nicht nur seine Sonne, antiken Stätten und Strände zu genießen, sondern mich immer stärker für seine aktuelle Kultur und die Lebensweise der Menschen zu interessieren und mir auch die Sprache anzueignen.
- Sind die Handlungen und Protagonisten deiner Bücher reine Fiktion oder gibt es da Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Geschehen und realen Personen oder gar autobiographische Züge?
Die Geschichten des Buchs beruhen großenteils auf eigener Erfahrung. Alle beschriebenen Reiseziele habe ich selbst besucht. Die kleinen Faux pas, Irritationen und befremdlichen Situationen, von denen erzählt wird, habe ich entweder selbst einmal getan beziehungsweise erlebt oder in meinem Umfeld beoachtet.
- Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher? Was treibt dich um?
Von meinen Griechenlandreisen und den vielen interessanten Begegnungen bei jeder einzelnen davon. Davon möchte ich möglichst viel festhalten und weitergeben.
- Vielleicht hast du vom 1. deutsch-griechischen Lesefestival im September 2013 in Paleochora auf Kreta gehört. Für 2016 steht ein weiteres solches an – auf Kreta oder „irgendwo“ in Griechenland. Was hältst von einer solchen interkulturellen Initiative und hättet du Lust, daran teilzunehmen?
Natürlich finde ich solche Initiativen sehr gut und wichtig. Gern würde ich selbst einmal teilnehmen, wenn ich gerade in der Gegend unterwegs bin, in der eine solche Veranstaltung geplant ist, und es einrichten kann.
- Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands – und für deine Eigene?
Ein Umfeld, in dem Zuversicht gedeihen kann und die Menschen eine Chance haben, in Frieden zu leben und sich zu entfalten. Und Verständnis und Solidarität zwischen den Menschen und Völkern.
Radio Kreta dankt für diese Antworten, Heidi!
Und hier geht’s zu Heidi’s „Fettnäpfchenführer“.