11 Fragen an…. Peter Ettl.

Autor, Musiker und Tierfreund Peter Ettl

Heute wollen wir Euch mal wieder einen Autoren vorstellen, der sich ebenfalls sehr verbunden fühlt mit Griechenland im Allgemeinen und Kreta im Besonderen.
Et voilà – unser heutiger Kandidat ist Peter Ettl.

Peter wurde am 19.05.1954 in Regensburg geboren. Er studierte der Volkswirtschaft an der Uni Regensburg und lebte lange Zeit als freier Kulturkritiker und Schriftsteller in Regensburg, in der Bretagne und in Paris. Nach seinem Volontariat bei einer bayerischen Tageszeitung wurde er Redakteur, dann Redaktionsleiter, zuerst in Dingolfing, dann in Plattling. Peter lebt heute als freier Schriftsteller mit seiner Frau Renate, vier Pferden und vielen Katzen auf dem eigenen Reiterhof “Silver Horse Ranch” zwischen Dingolfing und Landshut. Er betreute im Verlag seiner Frau, der “Silver Horse Edition” über Jahre die Reihe „Lyrikhefte“. Peter hat bereits in ca. 500 Anthologien, Zeitschriften, Zeitungen sowie im Rundfunk publiziert. Im Jahr 2008 fanden Aufnahmen von zwei Gedichten Einzug in das Standardwerk deutscher Dichtung, den „Großen Conrady“. Bisher hat Peter 37 Bücher veröffentlicht. Seine Freizeit widmet er dem Lesen, der Musik (Gitarre und Schlagzeug), der Fotografie, natürlich seinen Pferden und Katzen – und selbstverständlich seinen Reisen.

Soviel zu seiner bisherigen Vita. Darüberhinaus hat Peter uns aber auch auf kurze Anfrage in absoluter Rekordzeit seine Antworten auf unsere „11 Fragen an….“ geschickt, die wir natürlich ebenfalls gerne mit Euch teilen und durch die wir Euch den Menschen hinter dieser Vita und den Büchen näher bringen wollen. Also lest selbst:

  • Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?

Eine Winzigkeit mehr im Universum.

  • Was war Dein Lieblingsbuch als Kind und als Jugendlicher?

Ich hatte immer mehrere Lieblingsbücher: Die drei Musketiere, Die Schatzinsel, Robinson Crusoe, Huckleberry Finns Abenteuer. Als Jugendlicher waren es Zukunftstories aber auch Entdeckergeschichten über bzw. von Columbus, Darwin. Dann entdeckte ich John Steinbeck und Ernest Hemingway und begeisterte mich für amerikanische Literatur.

  • Was liest du heute am Liebsten?

Moderne Literatur aus aller Welt. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie auf verschiedensten Erdteilen verschiedenste Menschen, sofern sie gut schreiben können, immer ein Thema favorisieren und uns eindrucksvoll schildern: Das Leiden des Individuums am Leben. Und natürlich immer wieder neuere griechische Literatur, sofern sie in deutscher Übersetzung vorliegt: Takis Sinopulos, Miltos Sachturis, Jorgos Seferis, Jannis Ritsos, Odysseas Elytis.

  • Gibt es auch Bücher, die du nur gezwungenermaßen oder nie zu Ende gelesen hast? Welche (und warum)?

Eigentlich die sogenannten Klassiker: Goethe, Schiller etc. Warum? Die Sprache blieb mir fremd, die Gepflogenheiten blieben mir fremd. Ich achte allerdings die schriftstellerische Leistung.

  • Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?

Eine Lehrerin brachte mich darauf, sie schrieb mal klassenintern einen Lyrik-Schreib-Wettbewerb aus. Und dann natürlich auch ständiges Lesen. Seinerzeit war ich begeistert von SF-Lektüre, fand aber bald zu Nikos Kazantzakis, Hermann Hesse, Ingeborg Bachmann, Günter Eich etc. Und schon war die moderne Literatur für mich ein Zuhause. Beispiele: Die Satiren und auch die Nachkriegs-Kurzgeschichten von Heinrich Böll habe ich fast verschlungen. – Sehr intensiv und fast meisterhaft geschrieben. J.M. Coetzee –„Leben und Zeit des Michael K“ – der wohl eindrucksvollste und bitterste Roman um ein Leben in Südafrika. „Schnee, der auf Zedern fällt“ von David Guterson – der Roman zeigt, dass auch ein Krimi literarisch hochwertig geschrieben werden kann.  Walter Helmut Fritz „Gesammelte Gedichte“ – einer der ganz Leisen im Lande, der mit wenigen Zeilen ganze Welten beschreiben kann.

  • Wieso dieses Genre (ein „kretisches Tag- und Nachtbuch, ein „Reise-Verführer)?
Eines von Peters Tausenden kretischen Lieblingsbildern – ein Strand bei Stavros

Weil Kreta eine besondere Insel ist und deshalb auch besondere Literatur verdient hat. Es gibt ja immer sogenannte Klischee-Literatur über bereiste Länder. Krimis, Angelesenes, dazu oft ungeheuer schlechte Liebesbücher, mit einigen scheinbar landestypischen Elementen gespickt. Ich sage bewusst „scheinbar“, da meist nur flüchtig Erkanntes oder oft Verkanntes ist. Ich bin ja auch nur Tourist, habe keine besonders tiefen Erfahrungen mit Griechenland und speziell Kreta, aber ich nehme für mich in Anspruch, dass ich auch in kurzer Zeit tiefer in die Materie einsteigen kann, weil bei mir alle Sinne aktiv werden, wenn ich mich an Fremdes annähern will. Und deshalb auch Tag- und Nachtbuch. Es sind Tag- und Nachtträume, Erlebnisse, Erfahrungen, Dinge aus dem Alltag und auch – wie ich hoffe – ein wenig Philosophie, zumindest „light“.

  • Wieso Griechenland und Kreta? Was verbindet dich mit diesem Land bzw. dieser Insel?

Das war fast schon zwangsläufig. Im Geschichtsunterricht die Auseinandersetzungen der Staatstaaten, der Kampf der Kleinen gegen die Großen (Griechen gegen Perser), Alexander, die Homer´schen Geschichten um Troja und die Odysee. Daraus erwuchs der Wunsch, dieses bereits innerlich erlebte Arkadien mal selbst zu sehen. Den Anfang machte die Insel Kos, die ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin besuchte, dann Kreta. Und schon war es zu spät. Auf Kreta war ich insgesamt 12 Male, zweimal mit meiner Frau, sonst solo. Mit kleineren Unterbrechungen auf kleineren griechischen Inseln, im Epiros, in Makedonien und auf der Peloponnes. Verbundenheit entstand bei jedem Besuch durch die Landschaften, die Sonne, das Meer, das Essen. Oft auch die Herzlichkeit der Menschen. Oft, weil nicht immer. Aber das gehört mit zum Land. Es ist nicht immer heile Welt.

  • Sind die Handlungen und Protagonisten deiner Bücher reine Fiktion oder gibt es da Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Geschehen und realen Personen oder gar autobiographische Züge?

Wie fast immer und wie bei vielen Schriftstellerkollegen ist es eine Mischung aus allem. Manche Menschen, manche Landschaften geben den Anstoß für Geschichten, dann verändert man ein wenig, mischt anderes hinzu, speist mit Erinnerungen – und schon hat man diese Mixtur.

  • Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher? Was treibt dich um?

Das wenn ich wüsste, dann könnte ich 24 Stunden am Tag schreiben. Die Formel kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass ein besonderer Moment präsent sein muss. Ein besonderes Ereignis, sei es noch so unwichtig. Eine schlafende Katze unter einer Blüte. Ein Boot auf dem Meer. Ein paar Klänge kretischer Musik beispielsweise, einer Musik, die so gänzlich anders ist als die touristisch erahnte griechische Volksmusik. Und mit besonders meine ich: für mich muss es besonders sein, für andere können es lapidare Momente oder Dinge sein. Ein Beispiel hier stellvertretend: Ich suchte nach einer Küstenwanderung bei Rethymnon ein schattiges Lokal und fand eine urige Kneipe, etwas erhöht, auf der Hälfte des Weges zum Kastell. Eine alte Kreterin bediente mich und war sichtlich erfreut über meine griechischen Sprachbrocken. Sie tischte mir einen „Ouzo auf kretische Art“ auf, also mit Oliven, Zwieback, Tomatenstücken etc. Dann begannen Sprachschwierigkeiten und ich bestellte daraus resultierend 6 Stück „klitzekleine Fische“. Dass es dann große Barben waren, die serviert wurden, naja. Daraus entstand dann die gleichnamige Geschichte im Band „Nachmieter für den Olymp gesucht“, in dem mehrere, eher lustige, Kreta-Geschichten versammelt sind, neben Festland-Erlebnissen. Diese Kneipe gibt es leider nicht mehr – und so fand meine vergebliche Suche danach kurzen Einzug in „Der Wind kam von Afrika“.

  • Vielleicht hast du vom griechisch-deutsche Lesefestival vom 13.-21. Mai 2016  in Paleochora auf Kreta gehört. Was hältst von einer solchen interkulturellen Initiative und hättet du Lust, daran teilzunehmen?

Solche Initiativen finde ich grundsätzlich gut. Aber zum einen bin ich zu dieser Zeit auf Island – meiner zweiten Liebe – und zum anderen meide ich Menschenansammlungen und sonstige Zusammenkünfte. Ich genieße die Natur und, wenn es möglich ist, die Einsamkeit.

  • Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands – und für deine Eigene?

Griechenland und seine Menschen mögen so bleiben dürfen, wie sie lange Jahre waren: Fröhlich, bescheiden, weise, beschaulich, reich an Erfahrung und in Angesicht landschaftlicher Schönheit. Und wenn dies nur außerhalb der EU und ihrer monetären Zwänge geschehen kann, dann mag es so sein. Aber dieses Land darf seine Eigenheit und Eigenart nicht auch noch den Kapitalsinteressen opfern. Für meine Frau und mich erhoffe ich noch einige Jahre in Gesundheit. Und ich hoffe, dass ich wieder mal ein oder zwei Wochen auf Kreta erleben darf, vor allem auf meiner Lieblingshalbinsel Akrotiri, im Norden rund um Stavros.

Radio Kreta dankt von Herzen für dieses Interview!


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Zu Peter´s „Tag- und Nachtbuch“ mit dem Titel „Der Wind kam von Afrika“ geht es hier.