Die Geschichte der Barbiere in Griechenland.

Heute widmen wir uns einmal einem – im wahrsten Sinne des Wortes – „haarigen“ Themas: den Barbieren. Überall in Europa sprießen diese „Barber-Shops“ derzeit schier aus dem Boden, zum Barbier zu gehen scheint gerade der letzte Schrei unter den Herren der Schöpfung zu sein und ist offenbar ein Teil des aktuell „hippen lifestyles“. Also wollten wir dieser Sache einmal auf den Grung gehen – und siehe da: diese Zunft hat auch in Griechenland eine lange Geschichte und es lohnt sich wirklich, diese einmal zu erzählen.

Wie alles anfing

Angefangen hat der Kult um die Rasur bereits im alten Ägypten: das älteste gefundene Rasiermesser stammt von dort und ist bereits mehr als 6.000 Jahre alt. Haarpflege und Rasur hatten also damals schon einen hohen Stellenwert, genauso wie die restliche Körperpflege. Angesehenen Barbieren wurde sogar die Ganzkörperrasur der Priester anvertraut. Und sie hatten gut zu tun, denn die hohen Herren wurden alle drei Tage komplett rasiert.

Griechenland ganz vorne mit dabei

Auch im alten Griechenland waren Barbiere sehr angesehene Personen, bereits im 5. Jahrhundert wurden in Griechenland die ersten Friseursalons eröffnet, wo neben dem Schneiden der Haare und Bärte auch die Gesichtspflege mit im Programm waren. Diese Salons wurden schon bald Treffpunkt für Herren, um tiefgreifende Konversationen über Politik oder Philosophie zu führen (wann genau für Letzteres der Friseursalon vom Kafenion abgelöst wurde, ist nicht überliefert). Neben dem Schneiden der Haare und Bärte war auch die Haar- und Gesichtspflege ein Aufgabengebiet der Barbiere, denn die alten Griechen waren sehr gepflegte Herrschaften.

Rasiert kämpft es sich besser

Überlieferungen zur Folge soll Alexander der Große bei seinen Feldzügen gegen die Perser seinen Soldaten die tägliche Rasur befohlen haben. Der Grund dafür scheint kurios, soll aber der Wahrheit entsprechen: bei den Kämpfen auf den Schlachtfeldern in Asien zogen die Perser die Griechen an ihren Bärten vom Ross und besiegten diese schlussendlich. Gut rasiert wäre das nicht passiert!

Aber nicht nur deswegen setzte sich die Rasur immer weiter durch und wurde zur Mode. 1800 v.Chr gründeten die Barbiere in Mesopotamien die erste Berufsvereinigung. Das Barbierhandwerk war zu dieser Zeit also weit verbreitet. Die Haarpflege und Behandlung hatte einen hohen Stellenwert und so kam bereits 1400 v. Chr. Henna für die ersten gefärbten Haare zum Einsatz. Schon in der Antike erweiterten die Barbiere Ihr Angebot nach und nach. Außer der Haarpflege fielen so auch bald die Zähne in den Aufgabenbereich der Barbiere.

Die Römer kupfern ab  

Während die Griechen also bereits mit gepflegten Bärten und einem ordentlichen Haarschnitt die Antike unsicher machten, waren die Römer noch ungepflegt. Erst 296 v. Christus brachte der römische Senator Ticinus das Barbierhandwerk auch nach Rom. Danach sahen auch die Römer besser aus und führten viele interessante Gespräche in den Barbershops des Landes. Die Römer fanden Gefallen an der Rasur und ließen teilweise sogar mit Bienwachs die Gesichtsbehaarung entfernen. Für die Rasur setzten sie Bronzeklingen ein. Auch Haarmassagen, Pediküre und Maniküre waren Teil der Dienstleistungen, die die römischen Barbiere erbrachten.

Dass Haarpflege im Mittelalter sehr wichtig war, zeigt die Erfindung des Lockenstabs aus dieser Zeit. Bereits um das Jahr 1000 war ein Tonstab zum Formen von Locken im Einsatz.

Haare, Zähne und Aderlass – die Barbiere diversifizierten

Etwa um das Jahr 900 lebte in Europa die Kultur der Bader, oder Badeknechte auf. In Warmbädern wuschen sich die Kunden und die Bader, oder Stübner versahen die Körperpflege. Haarschnitt und Rasur, aber auch medizinische Behandlungen gehörten zu den Dienstleistungen. Die Badehäuser waren lange Zeit Zentrum der Körperpflege. Aus den Badeknechten entwickelten sich nach und nach auch die Barbiere, die als Trockenscherer Rasur und Haarschnitt, sowie verschiedene medizinische Dienstleistungen anboten. Sogar Wundpflege, Aderlass, Zahnbehandlungen und Einläufe konnte man dort bekommen – das bisher eher gewaltlose Barbierhandwerk wurde also etwas blutiger.

Der „Babierpfosten“ – der „Barberpole“

Die bekannte weiß-rot-blaue Säule, die sich vor den Barbiershops weltweit dreht, hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert. Bader und Barbiere zeigten damit ihre Dienstleistungen an. Das obere Ende symbolisierte eine Schüssel nämlich die Schüssel, in der die für den Aderlass vorgesehenen Blutegel gehalten wurden. Am unteren Ende fand sich eine weitere Schüssel, die für das Gefäß stand, mit dem das Blut aufgefangen wurde. Dazwischen befand sich die bemalte Säule und zeigte die Dienstleistungen an.

Die wahrscheinlichste Theorie über die Herkunft und Farbgebung des Barberpoles ist, dass die roten Verbände nach dem Aderlass und sonstigen Eingriffen vor der Tür zum trocknen um einen Pfosten gehängt wurden. Begünstigt durch den wehenden Wind wickelten die roten Bandagen sich um den Pfosten und sorgten somit für das markante streifenförmige Muster. Die klassische Variante besteht somit auch nur aus den Farben Rot und Weiß.

Die Barbiere wiesen damit auf Ihre chirurgischen Zusatz-Dienstleistungen hin – anhand dieses Pfostens konnten die Kunden sehen, welcher Barbier neben den klassischen Haarschnitten auch medizinische Dienste anbot und welcher nicht.

Die Barberpole ist ein internationales Erkennungsmerkmal für Barbershops, die Herkunft des blauen Streifens ist allerdings nicht ganz geklärt

Schon früh wurden die rot-weißen Streifen um einen blauen Streifen ergänzt. Weiß steht hier für die Zahnbehandlung. Rot symbolisiert Aderlass und Eingriffe und blau zeigte an, dass auch Haarpflege und Rasur angeboten wurde. Heute kann man an den Farben nicht mehr ablesen, welche Behandlungen angeboten werden. Andere Theorien gehen davon aus,  dass blau für das venöse, rot für das arterielle Blut und der weiße Streifen den sauberen Verband symbolisiert. Einen exakten Beleg für die Herkunft des blauen Streifens gibt es nicht.

Heute ist der Barberpole Kultobjekt und Wegweiser zum Barbershop gleichzeitig. Nur schmerzhaften Eingriffen kann man sich hier nicht mehr unterziehen – soweit man davon ausgehen darf, dass der Barber Eures Vertrauens nur die besten Rasierklingen verwendet…..

Griechische Bärte heute

Nun wird der geneigte Leser sich sicher fragen, wieso es denn so viele bärtige Griechen gibt – darunter natürlich akkurat gepflegte, aber auch wortwörtliche Auswüchse in Form von Wildwuchs. Das ist sicher zum Teil mit der jeweiligen Mode, zum Teil mit einer gewissen Form der Zurschaustellung der Männlichkeit des jeweiligen Bartträgerszu erklären – aber auch althergebrachte Traditionen haben hier (mal wieder) ihren Einfluss.

Auch hier liegt die Beurteilung mal wieder im Geschmack des jeweiligen Betrachters (oder natürlich der jeweiligen BetrachterIn) begründet – schöne stolze Griechen gibt es nach wie vor mit und ohne Bart!