Was ist eigentlich Mastix?

Jede(r) Griechenlandreisende oder gar hier ansässige „Xenos“ stolpert früher oder später – ein Minimum an Interesse an der griechischen Kultur und Traditionen vorausgesetzt – über dieses „Mastix“ (mastiha – μαστίχα). Aber worum handelt es sich hierbei? Wozu ist dieses – hmmmmmm…. „Dings“ gut? Oder wogegen? Wo kommt es her? Und warum überhaupt?

Fragen über Fragen….

….die wir uns natürlich auch schon vor einiger Zeit gestellt haben. Und nach eingehender (natürlich nicht ausschließlicher, sonst hätte es ja nicht so lange gedauert…) Recherche haben wir über die Jahre einiges an Informationen zusammen getragen, die wir natürlich mit Euch teilen wollen.

Wir kannten Mastix zugegebenermaßen in erster Linie als Weihrauch. Auf das, was in deutschen Kirchen so als Weihrauch verbrannt wird, reagiere ich zwar ziemlich allergisch mit Nies- und Hustenanfällen – ist mir hier auf Kreta allerdings noch nie passiert. Irgendwie riecht Weihrauch hier anders. Angenehmer. Sanfter. Verträglicher.

Das war´s dann aber auch schon bis dato mit unserer Mastix-Erfahrung. Also höchste Zeit, das über die Jahre angesammelte Wissen aus erster Hand noch mit Erkenntnissen aus dem WWNetz anzureichern, damit wir Euch ein möglichst umfassendes Bild dieses Wundermittels bieten können.

Wo kommt´s her?

Das Wort „Mastix“ kommt vom altgriechischen „mastiché“ (μαστίχη) und bezeichnete „wohlriechendes Harz des Mastixbaumes, das zum Kauen benutzt wird“. Nahe liegt hier auch das lateinische (übrigens auch italienische und spanische) Wort „masticar(e)“ : kauen, mit den Zähnen knirschen.

Mastix selbst ist das Harz des Mastixbaumes oder -strauches (müssen mindestens 5 Jahre alt sein!) und entsteht dadurch, dass man die Äste der Bäume oder Sträucher mit einem scharfen Messer anritzt, woraufhin „Harzbalsam“ austritt, eintrocknet und aushärtet. Dieses Harz ist übrigens ein Verwandter der Echten Pistazie und sein Harz ist von denen der Pistazie chemisch nicht zu unterscheiden.

Aufgrund des Erscheinungsbildes des getrockneten und gehärteten Harzbalsams hat Mastix auch den Beinamen „Tränen von Chios“ – auch Herodot und Hippokrates waren einst erklärte Fans dieses Harzes.

Warum jetzt Chios?

Wir machen ja nun mal „Radio Kreta“, aber wie unsere geneigte langjährige oder erst neulich dazu gekommene Leser- und Hörerschaft weiß, schauen wir ja auch gerne mal über den Tellerrand – solang der Teller noch in Griechenland steht…..!

Und so von Insel zu Insel tauscht man sich ja auch gerne mal aus, weswegen hier und heute dann auch mal die wundervolle Insel Chios zur Sprache kommt.

Mastix ist das Harz eines besonderen wildwachsenden Baums (Pistacia lentiscus) der ausschliesslich im Süden der Insel Chios wächst. In Chios nimmt der Baum eine Sonderstellung ein, denn nur hier bildet der Mastix-Baum unter der Rinde Harzkanäle, aus denen das kostbare Harz Mastix gewonnen wird.

Und das wurde 2014 auch entsprechend gewürdigt, denn in diesem Jahr wurde das „Know-how“ des Mastix-Anbaus in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen! Grund genug, sich damit näher zu beschäftigen, oder ?

Mastix – ein echter Allrounder!

Man soll es nicht glauben, aber mit Mastix kann man fast alles machen. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Natur weiser und klüger ist, als Mensch es jemals werden kann. Bzw. die Basis bildet für menschliche Eskapaden.

Zur Anwendung gelangt Mastix…

  • in Lebensmitteln (Kaugummi, Backwaren, Limonade, Süßigkeiten)
  • bei der Zubereitung von Fleisch und Käse oder als Gewürz
  • als Gewürz im Gebäck wie zum Beispiel in Kuchen, Keksen oder im Osterbrot
  • in Spirituosen und Likören
  • in der griechischen, arabischen und türkischen Küche als Gewürz und Kaffeezusatz
  • als Naturkosmetik mit Antiaging-Effekt, Gesichts- und Körperpflege, Seife und Zahnpasta

Soviel zur Anwendung zu Hause. Aber Mastix kann noch viel mehr – auch wenn ich mich immer wieder frage, wer wohl auf die Idee gekommen ist, diese Anwendungsmöglichkeiten auszuprobieren bzw. die Anwendung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Vermutlich „trial and error“…. Spannend!

Von daher wird Mastix auch angewendet….

  • von Maskenbildnern, nämlich um künstliche Bärte, Warzen etc. zuverlässig anzukleben
  • auf (Öl-) Gemälden als Schlussfirnis
  • im Geigenbau als Lack-Bestandteil
  • als Klebstoff für Glas und Porzellan

Und nicht zuletzt ist Mastix – wie eingangs bereits erwähnt – seit der byzantinischen Zeit einer der ältesten und beliebtesten Weihrauchdüfte.

Aber Mastix kann noch mehr!

Ihr seht schon, die Liste ist noch lange nicht erschöpft, denn in neuerer Zeit wird Mastix auch wegen seiner Wirkung auf die „inneren Werte“ beworben (Leber- Cholesterin- und Zuckerwerte), darunter die Unterstützung der Verdauungsgesundheit und antimikrobielle Eigenschaften. 

Dank seiner zähen Konsistenz bietet sich Mastix vor allem für die Herstellung natürlicher Kaugummis an. Auf diese Idee sind auch schon die schlauen und experimentierfreudigen alten Griechen gekommen, denn wenn man den Überlieferungen glauben darf, haben auch diese bereits auf dem verfestigten Harz gekaut, um ihre Zähne zu reinigen und ihren Atemgeruch zu verbessern.

Desweiteren soll Mastix helfen gegen…

  • Bauchschmerzen
  • Sodbrennen
  • Magengeschwüre
  • Darmentzündungen
  • hohe Cholesterinwerte
  • und hohe Blutzuckerwerte.

Mastix soll aufgrund seiner antioxidativen, antientzündlichen und antimikrobiellen Inhaltsstoffe auch dem Entstehen von Krebszellen vorbeugen. Das ist zwar noch nicht wirklich wissenschaftlich bestätigt, aber immerhin ist die Wirkung gegen Karies und Bauchschmerzen amtlich. Alles andere wird noch erforscht, aber man darf optimistisch sein.

Und Schaden richtet Mastix wohl keinen an, denn es sind bislang keine gesundheitsbeeinträchtigenden Effekte aktenkundig – man geht davon aus, dass Mastix keine gefährlichen Nebenwirkungen hat. Dennoch sollten Schwangere, stillende Mütter und Kinder auf den Verzehr des Harzes verzichten, da diese Vermutung noch nicht als ausreichend gesichert gilt.

Wie schmeckt Mastix und was kann man noch daraus machen?

Die Konsistenz des Harzes hängt von den Umweltbedingungen ab: Konnte der zähflüssige Saft kontinuierlich aus dem Stamm treten, bilden sich größere und weiche Harzklumpen. Ist dies nicht der Fall, werden die Mastix-„Tränen“ kleiner und härter.

Nach dem Aushärten ist Mastix kristallin und schmeckt zu Beginn leicht bitter. Das bittere Aroma verschwindet jedoch schnell. Stattdessen bleibt ein leicht herber Geschmack, der an den Geruch von Tannennadeln erinnert (was mich wiederum an den geharzten Retsina erinnert… urgs….). Also vermutlich prima zur Weihnachtszeit….

Mastix gibt´s auch als Likör!

Und die Griechen wären ja nicht Griechen, hätten sie nicht auch bereits im 18. Jahrhundert versucht, ein leckeres Gesöff aus Mastix herzustellen. Dabei wurde lustig mit der Destillation der Mastixkristalle experimentiert. Dem Mastixdestillat wurde reiner Alkohol biologischen Ursprungs und Zucker hinzu gefügt – und fertig war der „Mastix-Likör aus Chios“!

Und was sagen Experten zu diesem Likör? Ich zitiere: „Im Gaumen pur getrunken schmeckt er honigsanft, schmeichelnd mit einer etwas öligen Konsistenz und einer überraschend leichten, aber sehr erfrischenden Schärfe im Abgang“.

Aha! Dann wissen wir das auch…

Mastiha in ein mit Eiswürfeln gefülltes Longdrinkglas geben und mit kalter Limonade auffüllen, leicht umrühren. Mit Limette garnieren

Aufgrund seiner zähen Konsistenz bietet sich Mastix vor allem für die Herstellung natürlicher Kaugummis an. Dies wussten schon die Menschen im antiken Rom und Griechenland zu nutzen: Auch sie sollen National Geographic zufolge bereits auf dem verfestigten Harz gekaut haben, um ihre Zähne zu reinigen und ihren Atemgeruch zu verbessern.

Aufgrund seines intensiven Aromas kommt Mastix aber auch in vielen anderen Produkten zum Einsatz. So findest du es zum Beispiel in Getränken, Schokolade, Aufstrichen oder (besonders in der arabischen Küche) pur als Gewürz. Zudem steckt es in Naturkosmetikprodukten wie Zahnpasta, Cremes oder Seifen und Klebstoffen. Du kannst Mastix auch in Form von Kapseln zu dir nehmen oder nur das extrahierte ätherische Öl kaufen.

Jedes Kauen fördert die Speichelproduktion und ist vorteilhaft für die Mundhygiene.

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