Von Marcel Schwarz
Liebe Mitkreter,
nun war es – nach außen hin – längere Zeit ziemlich still geworden, um das angestrebte Wasserprojekt auf Kreta. Der Grund dafür hat mehrere Ursachen, wobei diese vornehmlich im privaten Bereich des Verfassers lagen und liegen.
Die Aktualität der Problematik ist allerdings präsenter und drängender denn je. Nicht nur auf Kreta, rings um das Mittelmeer, wenn nicht gar in den meisten Teilen der Welt, häufen sich die Probleme, Niederschlag und Wasserversorgung betreffend. Hier saufen ganze Landstriche ab, dort vertrocknen sie. Kombiniertgibt es das Ganze auch.
Durch die Geschichte wissen wir von etlichen alten Kulturen, gar Hochkulturen. Ganze Staatswesen mit hunderttausenden, wenn nicht sogar Millionen von Angehörigen gab es. Und gäbe es nicht steinerne oder geologische Zeugen, so wüssten wir von diesen verschwundenen Kulturen heute nichts mehr. Wo sind sie alle hin? Wie kam es zum völligen Zusammenbruch und zur Auflösung ganzer wohlorganisierter Staatswesen?
Die wissenschaftlichen Methoden sind heute sehr ausgefeilt. So gibt es unter anderem Satelliten, die aus vielen hundert Kilometern Entfernung Landstriche von hunderten Quadratkilometern fotographisch erfassen. Mittels entsprechender Computerprogramme wird dann z.B. der gesamte Bewuchs, also Wälder, Felder und Wiesen, „herausgerechnet“. Übrig bleiben extrem detailreiche Aufnahmen ehemaliger Siedlungsgebiete, heute z.B. verborgen unter dichten Waldflächen samt Urwaldriesen. Straßen und Wallanlagen sind zu erkennen, Tempelkomplexe, Bewässerungsgräben und Rückhaltebecken, sogar wo einzelne Bauten oder Brennöfen standen ist zu sehen.
Damit nicht genug. Durch Analysen von Sedimenten, Gletschereis und Stalagmiten sowie durch die Paläobotanik in Verbindung mit der Dendrochronologie lassen sich heute sehr genau die klimatischen Verhältnisse, bezogen auf einen bestimmten Ort, vor z.B. fünftausend Jahren bestimmen. Dabei kommt eigentlich immer heraus, daß Klimaextreme für das Verschwinden der Kulturen verantwortlich waren. Oft blieben irgendwann die Niederschläge aus, in der Folge dann natürlich das Trinkwasser.
Um die ganze komplexe Thematik nicht zu kompliziert zu machen, hier die Quintessenz: Wasser weg – Mensch tot!
Da helfen keine Marmorpaläste und kein Gold. Man kann Regentänze abhalten und Menschen zerhacken und sie den Göttern opfern, alles sinnlos. Manchmal half noch nicht einmal die weise Voraussicht, das Wasser könnte einmal ausbleiben. Dem versuchte man mit einem, heute würde man sagen, Wassermanagement, zu begegnen, dessen Qualität selbst heute in vielen Teilen der Welt nicht annähernd erreicht wird. Aber dann multiplizierte man sich zu sehr, schuf darob in der Folge Monokulturen für menschliches Massenfutter, wurde faul und bequem, ruhte sich auf Erreichtem aus. Kanäle wurden nicht mehr gereinigt und instandgehalten und Staubecken wurden undicht. Das Ganze gepaart mit immer mehr Verbrauch.
Absehbar, wie das ausgehen würde.
Sollte man meinen. Denn was passiert in unserer Welt? Oder, in unserem Fall, was passiert auf Kreta? Nichts anderes! Hier wurde irgendwann zwar einmal eine gewisse Infrastruktur geschaffen, die teilweise sogar über einen längeren Zeitraum mehr oder weniger instandgehalten wurde. Aber, wir kennen das alle, inzwischen lecken verschiedene Leitungen schon seit Jahren an der genau gleichen Stelle. Zisternen haben nasse Außenmauern; zum Teil schon so lange, daß sich eine komplett neue Flora und Fauna an diesen Stellen etabliert hat.
Nun gut, mag man sich gesagt haben, wenn das schon immer so war, kann es ja auch so bleiben. Mögen sich auch die Behörden, die Gemeindemitarbeiter und wer sonst noch alles gesagt haben. Es interessierte schlicht nicht. Aber inzwischen paaren sich diese Versäumnisse und Nachlässigkeiten mit immer weniger Niederschlag bei einem immer höheren Verbrauch. Eine explosive Mischung!
Aktuell werden noch Marmorpaläste gebaut, es wird Gold gescheffelt… danach kommen irgendwann die Regentänze – hoffentlich nicht mehr ….
Soweit nochmal zur überall auf Kreta vorzufindenden Ausgangssituation, mit der sich mein Wunsch verbindet, hier zumindest die Anregung für eine lokale Teillösungsmöglichkeit zu bieten – um das einmal ganz vorsichtig auszudrücken.

Das Projekt „Wasser für Kreta! soll so aussehen, daß eine Art Ausschreibung veranstaltet wird. Interessierte Gemeinden können sich darum bewerben, daß Ihnen bei der Gestaltung eines vernünftigen Wassermanagements geholfen wird.
Um etwas mehr Bewegung und Wettbewerb in die Sache zu bringen, sollen an dem Projekt mehrere Gemeinden bzw. Interessenten teilnehmen. Fachleute und Fachfirmen werden diesen Rat, Tat und Material zur Verfügung stellen, um eine zukunftsorientierte, nachhaltige und unabhängige Wasserversorgung aufbauen zu können. Wie in den zuvor erschienenen Artikeln nachzulesen, ist das gedankliche Konzept hierzu weit gefasst.
Einen Bewerber gibt es schon, einkleines verlasenes Dorf in einem Tal in Südwestkreta. Besonderes Herausstellungsmerkmal hierbei: es gibt keine aufgeblähte Verwaltung, keine monatelangen Entscheidungsfindungsprozesse, ähnlich lang wie das Wort selbst. In kleinstem Kreis erarbeiten, umsetzen, fertig! Und dieses Dorf verfügt über eine superschnelle Internetverbindung (Ein Outdoor-Router auf Kreta).
Die mag wenig interessant sein, wenn es darum geht, mit der Gießkanne einen Salatkopf zu gießen. Aber heutige computergestützte Systeme lassen sich per Internet problemlos überwachen, anpassen und steuern. Hört sich vielleicht kompliziert und teuer an, ist aber sehr einfach und kostengünstig. Auch ich habe einen solchen Bewässerungscomputer installiert. Kostet wenig mehr als ein normaler, aber ich kann dadurch z.B. von Deutschland aus einer Pflanze auf Kreta dann, und nur dann, Wasser zuteilen, wenn sie welches benötigt. Ich kann sogar festlegen, wieviel Liter sie bekommt. Wassersparender geht es nicht!
Aber die Teilnahme verpflichtet auch! So ist für einen festgelegten Zeitrahmen unter anderem ein Tagebuch zu führen, in dem Fortschritte aber auch Rückschläge bebildert festgehalten werden. Es soll berichten von den ersten Schritten bei der Umsetzung des geistig Erarbeiteten, über die Nutzung und Funktion der zunächst installierten Infrastruktur, bis hin zu Bewertungen wie Gut, Weniger Gut, Im Alltag Unbrauchbar.
Das Ganze ist ein dynamischer Prozess, „fertig“ wird eigentlich nie etwas. Immer wird es Änderungen und Verbesserungen geben. Schon alleine deswegen, weil das Wetter ständig Neues bietet.
Es wird auch nie darum gehen und gehen können, DIE EINE Lösung anzubieten. Denn jeder Standort ist speziell und erfordert individuelle Herangehensweisen. So wird ein solches Tagebuch später eine wichtige Grundlage sein, auf der Lösungen für Gemeinden in ähnlicher Situation erarbeitet werden können.
Und dann natürlich die klassischen Hausaufgaben!
Zunächst einmal sind u.a. sämtliche Leckagen zu beseitigen, und zwar mit den Eigenmitteln der Teilnehmer. Rohre und Zisternen sind abzudichten oder neu zu ziehen bzw. zu bauen. Alle neuen Leitungen, vor allem die überall zu sehenden
schwarzen PE-Rohre, sind ausnahmslos unterirdisch, ausreichend tief und in einem Sandbett zu verlegen. So lassen sich schon einmal nahezu 100% der allseits bekannten Leckagen vermeiden; durch darüber fahrende Fahrzeuge, durch Steinschlag, durch Unachtsamkeit oder gar vorsätzliche Sabotage, zu welchen Zwecken auch immer.
Damit einhergehend wird Wasser nach Wichtigkeit zugeteilt werden müssen. Über sogenannte intelligente Steuerungssysteme lässt sich zum Beispiel verhindern, daß Schwimmbäder mit kostbarem Trinkwasser gefüllt werden. Grünflächen und schöne Blumen haben viele Menschen gerne um ihr Haus. Aber erst kommt der Mensch, dann die Blumen! Separat ansteuerbare Zapfstellen in Verbindung mit Durchflussmengenmessern sorgen dafür, daß bei Mangel Trinkwasser im Haus zwar immer zur Verfügung steht, die Blumen dann aber warten müssen, bis wieder genügend Wasser vorhanden ist. Idealerweise wird eben gar kein Zierrasen usw. mehr angelegt, sondern das Grundstück mit dem Standort gemäßen Gewächsen bepflanzt.
Zwischendurch einmal Grundsätzliches zur Wassernutzung überhaupt, auch was Pools und Schwimmbäder anbelangt:
Es ging und geht nicht darum, eine vernünftige Wassernutzung zu verteufeln. Wenn sauberes Oberflächenwasser im Überfluss vorhanden ist, spricht nichts dagegen, damit großzügig Pflanzen zu bewässern oder Pools zu füllen. Ganz im Gegenteil! Ohne diese Art der Nutzung würde es einfach ins Meer laufen. Ausdrücklich spreche ich hier nicht von Grundwasser!
Sinnvoll bepflanzte und bewässerte Flächen aktivieren und begünstigen einen natürlichen Wasserkreislauf.
Und ein Schwimmbad oder Pool kann als Speicher wertvolle Dienste dann erfüllen, wenn das Oberflächenwasser fehlt. Letztlich macht ein Stausee nichts anderes; er hält Wasser dann zurück, wenn es im Überfluss vorhanden ist, damit es dann genutzt werden kann, wenn es fehlt.
Damit aber überhaupt Wasser vorhanden ist, das verteilt werden kann, müssen Niederschläge und natürliche Vorkommen vorhanden sein. Damit verbindet sich aber schon eine grundlegende Frage: wenn jemand eine Quelle auf seinem Grundstück hat, wem gehört dann das Wasser?
„Mir natürlich!“, wird der Grundstückseigentümer sagen. Logisch betrachtet ist er aber der Allerletzte, der Anrecht auf das Wasser hat, denn die Quelle speist sich aus Niederschlägen, die auf vielen, vielen Quadratkilometern niedergehen. Wo das Wasser letztlich zutage tritt, ist mehr oder weniger Zufall. Wenn überall im Einzugsgebiet der Quelle kein Regen mehr fällt oder dort das Wasser aufgefangen und abgeleitet wird, heißt es für die Quelle „aus die Maus!“.
Auch das gilt es bei einem guten Wassermanagement zu beachten. Wenn im Einzugsgebiet der Quelle viele andere Landeigentümer leben, die den dort niedergehenden Regen für sich nutzen wollen, sitzt der Mann an der Quelle plötzlich auf dem Trockenen. Ist „der Mann an der Quelle“ aber zum Beispiel eine Stadt, wird sich diese nicht mit Regentänzen zufrieden geben.
Alles hängt mit allem zusammen – und nur zusammen ist man eine Einheit!
So muss ein vernünftiges Konzept weiter gedacht und gefasst sein, als daß man nur das Wasser auffängt, das sonst jemand anderer hätte. Neu anzulegende Wald- und Naturflächen schaffen zunächst einmal überhaupt Bedingungen für ein ein umfassendes Wassermanagement begünstigendes Kleinklima. Aufgefangenes Wasser muss mehrfach verwendet und ganz zum Schluß dem Gesamtkreislauf wieder zugeführt werden. Wasser für die Toilettenspülung kommt dann eben aus der Zisterne, die wiederum zuvor anderweitig verwendetes Trinkwasser auffängt usw.. Daran schließt sich eine natürliche Kläranlage mit nachgeordneter Verrieselung an.
Als für das Projekt „Wasser für Kreta“ wesentlicher Partner konnte die international tätige Firma
ACO GmbH mit Sitz in Deutschland gewonnen werden (www.aco.de).
Die Firma ACO GmbH ist zum Beispiel auf dem Gebiet der Regenwasserbewirtschaftung ein sogenannter Global Player, in Teilen sogar Weltmarktführer. Der Begriff „Regenwasserbewirtschaftung“ umfasst z.B. das Anlegen geeigneter Regenauffangstellen, Bündelsysteme, Speicher und nachgeordneter Verteilersysteme. Die Firma ACO GmbH hat sich bereit erklärt, das Projekt „Wasser für Kreta“ durch kostenlose und umfassende Beratungen vor Ort samt Projektierung und Material zu unterstützen.
Als weiterer, für das Anlegen von Grünflächen, hier insbesondere für die Aufforstung, wichtiger und wesentlicher Partner, nimmt an dem Projekt „Wasser für Kreta“ die deutsche Firma
Düng Me, vertreten durch Herrn Andreas Friedrich teil (www.duengme.de).
Düng Me stellt vor allem biologischen, zu 100% aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnenen Dünger her. Ideal für alle Pflanzenarten, verspricht DüngMe eine umfassende und natürliche Nährstoffversorgung – ganz ohne chemische oder tierische Zusätze.
Dieser Dünger in Pelletform, jahrelang haltbar und einfach zu transportieren und dosieren, ist unabdingbar für die Versorgung der für die Aufforstung verwendeten Pflanzen mit allen notwendigen Wachstumsstoffen.
Das Projekt ist von mir als eine Deutsch-Griechische Zusammenarbeit ausgelegt, und so hätte ich an dieser Stelle sehr gerne von notwendigen weiteren teilnehmenden Partnern berichtet. Unter anderem habe ich versucht, auf Kreta ansässige Baumschulen für das Projekt zu gewinnen. Auch mit einer griechischen Solarfirma war ich zwecks Stromversorgung für Pumpen und Bewässerungscomputer im Gespräch. Beim Thema Baumschule scheint es inzwischen allerdings Fortschritte zu geben.
In Kürze wieder auf Kreta unterwegs, werde ich mich weiterhin bemühen, noch den einen oder anderen Partner für das Projekt „Wasser für Kreta“ zu gewinnen. Es bringt nichts, auf halber Strecke stehen zu bleiben.
ABER: Hilfe zur Selbsthilfe! Hier soll kretischen Gemeinden nichts von außen übergestülpt werden. Es handelt sich letztlich um ein Angebot, das vor Ort angenommen, aber auch, mit eigenen Ressourcen und eigenen Leuten umgesetzt und – ganz wichtig! – auch langfristig am Leben gehalten werden muss. Kurzfristige Blender bringen rein gar nichts. Nur wenn die eigene Bevölkerung vor Ort für solche Projekte sensibilisiert und gewonnen werden kann, und auch eigenes Geld investiert wird, macht das Ganze einen Sinn und hat Aussicht auf langfristigen Erfolg. Soweit für den Moment – es geht weiter!
Viele Grüße vom Inselmax
Mail: info@originelles-handwerk.bayern
Hallo Inselmax.
Das ist generell ein Problem.
Habe hier auf Kreta selbst ein Haus gebaut mit einem deutschen Bausystem Magu Bau. Hier auch gleich das Wasser
in einem Wassertank aufgefangen und für die Toielettenspülung wiederverwendet.und das Rohrsystem gleich beim Bau mit eingelegt.Ebenso das Rückspülwasser ( Backwash)
mit einbezogen aber meine griechischen Nachbarn spritzen mit dem Hochdruckreinger ihre Steinflächen und das Auto gleich mit ab.Wenn man Sie drauf anspricht nur deutsches Gemecker
ist die Antwort. Nur ohne Wasser geht hier nichts mehr auf der Insel und man muss hier endlich in der Schule anfangen was es heisst hier ein Schulleben ohne Wasser
zu erleben.
Dies ist hier leider die Tatsache .
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Brenner
TÜV Süd Sachverständiger Gebäudetechnik
E. Meister und Ing. Technik
Langzeiturlauber in Panormo /Kreta