NÜRNBERG – Wettergegerbte Bauern auf dem Feld, Kinder im Sonntagsstaat und ein bepackter Esel: Maria Androulaki, von ihren Stammgästen liebevoll „Maria“ genannt, hat das Speisehaus Kopernikus mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Familienalbum und ihrer Heimat Kreta dekoriert.
Und auch die Karte in dem kleinen Lokal in der Südstadt unterscheidet sich von herkömmlichen griechischen Gaststätten hierzulande: Es gibt kein Gyros, dafür original griechische und vor allem kretische Gerichte, so wie sie bei vielen Familien in Griechenland auf den Tisch kommen. „Ich hatte immer wieder Gäste, die nach einem Griechenlandurlaub vom leckeren Essen geschwärmt haben. ,Maria, warum gibt es das hier nicht?‘, haben sie gefragt“, erzählt die 49-Jährige, die früher in griechischen Lokalen gekellnert hat.
„Vorspeisen aus der Dose oder vorgekochte Bratkartoffeln aus der Tüte – das kommt mir nicht ins Haus“, sagt sie und erklärt, dass ihre Küche nicht „eingedeutscht“ sei. Maria legt Wert auf frische Zutaten: „Ich gehe zuerst auf den Markt und schaue dann, was ich koche.“
Bei diesem Konzept steht natürlich die Tageskarte im Vordergrund. So gibt es an einem Tag ein wunderbar zartes Ochsensteak, das mit hausgemachten Kartoffelecken und gegrilltem Gemüse serviert wird. Butterweich ist die in kretischem Olivenöl und mit Kräutern und Fenchel gegarte Sepia an Gemüsereis.
Anderntags steht Zicklein auf der Karte, das entweder mit Olivenöl, frischen Tomaten und Kräutern oder mit frischen Artischocken auf den Teller kommt. „Das sind Gerichte, die etwas Zeit in der Zubereitung brauchen, aber toll schmecken“, sagt Maria. Die kretische Küche sei nicht so überwürzt, durch die frischen Zutaten und die Kräuter aber äußerst schmackhaft.
Ganz einfach, aber dennoch ein intensives Geschmackserlebnis bieten auch Vorspeisen (zwischen 4,50 und 7 Euro) wie Fava, ein Bohnengericht, oder kretisches Brot mit Olivenöl und Oregano oder Tomaten.
Auf der Standardkarte finden sich Marias Fleischküchle nach einem alten Familienrezept und Souvlaki – beides saftig und aromatisch. Für Vegetarier zaubert die Chefin einen Gemüseteller mit gegrillten Auberginen, Zucchini und Spitzpaprika, die mit einer leckeren Knoblauch-Marinade, Kartoffelecken und hausgemachtem Zaziki serviert werden. Hauptgerichte kosten in der Regel zwischen 9 und 15 Euro und werden mit einem marktfrischen Salat gereicht.
Wer noch etwas Platz im Magen hat, sollte nicht auf Marias Desserts verzichten. Nicht zu süß und schön saftig ist zum Beispiel der Walnusskuchen Karidopita (3,50 Euro) oder Galaktaboureko mit Vanilleeis (4,50 Euro).
Den obligatorischen Ouzo gibt es übrigens auch nicht im Speisehaus Kopernikus. Stammgeästen oder sympathischen Zeitgenossen stellt Maria aber oft ein Stück Kuchen oder einen Schnaps mit einer eingelegten Feige auf den Tisch. „Das soll von Herzen kommen“, findet Maria, die ihrer Kundschaft ein Stück griechische Kultur näherbringen möchte.
Speisehaus Kopernikus, Kopernikusstraße 4, 90459 Nürnberg, Tel. 2126130, geöffnet Di.-Sa. 17-23 Uhr, So. und feiertags 12-23 Uhr und nach Vereinbarung.
Quelle: Nürnberger Zeitung
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