In dem Bergdorf Karanou, bei Chania fand am letzten Wochenende (16./17. Juli) das „1. Symposium der griechischen Gastronomie“ – mit dem Untertitel „Die kretische Küche: Geschichte, Evolution, Fragen und Antworten“ statt – wir berichteten im Vorfeld.
Da wir selbst es leider nicht geschafft haben, teilzunehmen, berichtet heute unsere Gastreporterin Uta Wagner, wie sie das (und was sie beim) Symposium erlebt hat:
„Schon auf dem kurvenreichen Weg bergan in das abgelegene Dörfchen dachte ich über die Unterschiede zu deutschen Symposien nach. Dies ist kein zentral gelegener Ort, den alle Teilnehmer bequem mit öffentlichem Verkehrsmittel erreichen können.
Der Grundgedanke von Mariana Karoulaki war, eine etwas andere Veranstaltung durchzuführen. Zum Thema passt das kleine Dörfchen, in dem noch so gekocht wird, wie „kretische Kost“ berühmt geworden ist, einfach perfekt.
Eine weitere Idee war es, keinen großen und in sich geschlossenen Ort zu wählen, in dem die Teilnehmer unter sich sind, sondern eine Gemeinschaft, in die die Teilnehmer aufgenommen werden.
Der Veranstaltungsort war der Gemeindesaal der örtlichen Kirche. Die Dorfbewohner waren immer dabei, sowohl als Zuhörer während der Vorträge, als auch als Gastgeber bei den beiden abendlichen Mahlzeiten.
Es waren insgesamt um die 100 Teilnehmer gekommen.
Am ersten Tag ging es um die Geschichte, die Entwicklung der speziellen Kostform und einem Besorgnis erregenden Ausblick auf die Zukunft. Die sich über Jahrtausende entwickelte ursprüngliche kretische Ernährungsweise geht seit den 1960er Jahren rapide verloren.
Der Hauptschwerpunkt aller Vorträge lag bei dem Einsatz von essbarem Wildgemüse im Verlauf der Zeit. Für mich als Ernährungswissenschaftlerin natürlich ein super spannendes Thema, da es neu für mich als Deutsche ist. Vor allem die Vielzahl von essbarem „Unkraut“ hat mich beeindruckt.
Am Vormittag des 2. Tages (Sonntag) fand ein schöner kleiner Ausflug in eine Molkerei (Meierei) statt. Dort wurde, unter anderem, gezeigt – für viele Griechen unbekannt – wie Butter hergestellt wird.
Am Abend wurde dann das Thema „kretische Küche“ wieder aufgenommen. Zwei Referentinnen aus der Türkei, deren Eltern bzw. Großeltern ausgewandet waren, berichteten über die Beibehaltung und langsame Anpassung der kretischen Essgewohnheiten an die neue Umgebung.
Ein türkischer Witz ist mir im Gedächtnis geblieben: Ein Junge zu seinem Vater: „Papa da ist eine fremde Kuh auf unserer Wiese und eine kretische Frau“. Der Vater: „Lass die Kuh ruhig auf unserer Wiese, die geht wieder wenn sie satt ist, aber vertreib die kretische Frau, die bleibt sonst so lange bis alles Grün weg ist.“
Passend zum Ausklang der Veranstaltung ging es zum Schluss um Musik, die in einigen Regionen Kretas traditionell zu den Mahlzeiten gespielt wird – leider ohne Beispielmusik – und um Wein.
Die Vorträge über die Verbesserung der Weine, vom „Bauernwein“ zum Weinen, die international geschätzt werden und die neuen Methoden der Weinbauern auf Kreta rundeten die, in meinen Augen rundum gelungenen Veranstaltung perfekt ab.
Für deutsche Organisatoren wäre die Veranstaltung jedoch eventuell ein Horror gewesen: keine der vorgegebenen Zeiten wurde eingehalten, ständiges Kommen und Gehen störten die Vorträge und ein Ende an einem Sonntagabend um 21.30 wäre undenkbar gewesen.
Ein tolles Abendessen, das aus traditionell zubereiteten, typisch (ursprünglichen) kretischen Zutaten bestand und gemeinsam mit fast der kompletten Dorfgemeinschaft eingenommen wurde, war ein schöner Ausklang des Symposiums.
Ich habe es sehr genossen dabei zu sein und freue mich auf das 2. Symposium, das jetzt geplant wird.“
Danke Uta, für diesen schönen Bericht. Wir sind nächstes mal auch dabei – ganz bestimmt!
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