Einfallsreich und kreativ waren die Griechen ja schon immer – und sind es auch heute noch. Wobei der Ansatz gar nicht allzu „kreativ“ im Sinne von „neu“ bzw. „noch-nie-dagewesen“ ist, sondern eine Rückbesinnung auf alte Zeiten.
Wie die Deutschen Mittelstands Nachrichten berichten, hält der Tauschhandel wieder Einzug in dem krisengebeutelten Land – da bekommt das Modewort „Soziale Netzwerke“ doch mal einen ganz anderen, ursprünglicheren Sinn….
Aber lest selbst:
„Steuerboykott: Griechen entdecken den Tausch-Handel
Mit einem „sanften“ Steuerboykott umgehen die Griechen die erhöhte Mehrwertsteuer: Sie tauschen, versuchen möglichst viele „Gegengeschäfte“ zu vereinbaren. Dieses Barter-Modell hilft den Griechen individuell, entzieht dem Staat jedoch enorme Einnahmen.
Während sich der griechische Ministerpräsident Lukas Papademos bemüht, die Auflagen des Rettungspakets zu erfüllen, sucht das griechische Volk selbst nach einer Lösung, um in der Krise zu überleben (Gegen Mautgebühren haben sie sich ja schon zur Wehr gesetzt – mehr dazu). Der neueste Trend: Die Rückkehr zum Tauschhandel. Dabei ist alles möglich: Eier werde gegen Milch, Sprachkurse gegen Computerreparaturen oder Baby-Sitten gegen eine Einladung zum Essen getauscht.
Seit der Wirtschaftskrise sind in ganz Griechenland soziale Netzwerke, die auf Basis eines Barter-Systems mit alternativen Währungen funktionieren, wie Pilze aus dem Boden geschossen. In Patras auf dem Peloponnes entstand das Netzwerk „Ovolos“ für den Tausch von Dienstleistungen wie der medizinischen Pflege.
Auch Theodoros Mavridis aus Volos ist Mitbegründer eines solchen sozialen Netzwerkes namens „Local Alternative Unit“ oder „TEM“, das im letzten Jahr einen explosionsartigen Zuwachs von 50 auf 400 Mitglieder erfahren hat. Das Konzept ist denkbar einfach: Über ein Online-Portal erhalten die Mitglieder Zugriff auf die Mitglieder-Craiglist, um Tauschgeschäfte einzugehen. In Kombination mit einer Alternativwährung TEM (1 TEM entspricht einem Euro) und Gutscheinen, die als Schecks verwendet werden sind Griechen in der Lage mithilfe der Barter-Deals Geschäfte zu machen.
George Stathakis, Professor für politische Ökonomie und Vizekanzler der Universität von Kreta kennt die Schwächen des sozialen Systems Griechenlands und zeigt sich wenig überrascht über die Entwicklung hin zum Tauch-Handel. „Es gibt so viele große Lücken, die durch neue Arten von Netzwerken gefüllt werden müssen“, sagt er. Selbst das Parlament befürwortet diesen Weg. Mit der Verabschiedung eines Gesetzes im September 2011 sollen zukünftig „alternative Formen des Unternehmertums und der lokalen Entwicklung“ gefördert werden.
Begründer der Tausch-Netzwerke wie Theodoros Mavridis oder Maria Houpis sehen sich selbst weder als Steuerhinterzieher noch als Revolutionäre. Für sie hat das Tausch-Geschäft einen psychologischen Wert, mit dem sie einen Beitrag leisten können, um das Vertrauen der gebeutelten Griechen in die Zukunft und in Griechenland zu fördern. Sollte sich die Situation in Griechenland jedoch weiter verschlimmern, wären Sie bereit mit ihren Netzwerken in die Bresche zu springen.
Natürlich ist den Griechen klar, dass die Tauschwirtschaft keine dauerhafte Lösung ist. Im Moment allerdings ist den Griechen das Hemd näher als der löchrige Rock des Staats, der sie ohnehin nicht mehr wärmen kann. Die Rückkehr der Tauschethik zeigt jedoch, dass die Griechen unter Solidarität etwas anderes verstehen als das sinnlose Bezahlen von Steuern auf Befehl der EU. Die Lektion für andere Länder und Brüssel: Nicht jeder, der Nein zum Staat sagt, ist automatisch ein Asozialer.“
Radio Kreta – Kreativität gegen Krise.
Übrigens: bei Katharina und Stelios im Café Almyrida in Paleochora könnt Ihr Bücher tauschen – das entlastet die Leseratten-Haushaltskasse auch ganz ungemein!!!
Kalhmera anw Biennh !
Die Büchertauschbörse im Almiryda nehme ich schon seit Jahren in Anspruch,ist ne Superidee! Gerade bei einem Langzeitaufenthalt würden Bücher das Reisegepäck sprengen. Ich komm immer nur mit einem Buch,das ich dann eintausche , und ich finde immer etwas.Auch Zeitschriften und Tageszeitungen findet man dort. Ich sage das auch immer all meinen Freunden, die nach Pale kommen, daß sie sich nicht mit Büchern abschleppen sollen.
Diese sogen. „Tauschbörsen“ finde ich auch toll, da geht es um kleine Dinge des Alltags, und jedem ist geholfen. In Zeiten der explodierenden Benzinpreise wäre auch eine „Mitfahrbörse“ anzuregen, und wenn es nur um die täglichen Einkäufe im Supermarkt geht, Man muß nur miteinander reden bzw. habe ich schon öfter mal ein „schwarzes Brett“ angeregt, auf dem man seine Angebote anpreisen kann ( wie zB: ich fahre Montag nach Chania/ zum Flughafen…wer kommt mit gegen Teilung der Benzinkosten o .ä ).Wenn ich an die vielen Autos mit laufendem Motor vor dem Supermarkt oder der Schule denke, sollte man darüber mal nachdenken. Wir „Europäer“ denken darüber anders,ist mir schon klar, ist also sicher nicht leicht,es auch den Griechen nahezubringen, für die ihr Auto ja wie eine heilige Kuh ist…oder sie sind bloss faul. Das Umdenken wird noch lange dauern, vielleicht können wir ihnen dabei helfen.
Mitsos muss aber seine Knochen nicht mit anderen Hunden tauschen….:-)