Ein Grieche – Chatzimarkakis erklärt das Griechendrama

Der EU-Parlamentarier erklärt das große Durcheinander der Gefühle in seiner zweiten Heimat Hellas

Die Griechen sind empört – und wenn man die Lage vor Ort kennt, muss man sagen: zu Recht! Die Milliarden, die sich das Land in den letzten Jahren geliehen hat, sind ja nicht in die Taschen der Griechen geflossen, sondern wurden von Politikern verballert: für teure und überflüssige Waffensysteme aus Deutschland oder den aufgeblähten Staatsapparat.

Die Proteste der Griechen richteten sich deshalb auch gegen ihre Politiker. Viele Griechen leben heute am Rande des Existenzminimums – abzulesen an den Schlangen vor Suppenküchen. Jetzt wird ihnen durch das Spardiktat auch noch das wenige genommen, was ihnen geblieben ist: Mindestlohn und Arbeitslosenhilfe wurden um 22 Prozent gekürzt, ebenso die Renten. Die Arbeitslosigkeit liegt schon bei 21 Prozent! Die Griechen fühlen sich wie ein nackter Mann, dem die Pistole auf die Brust gesetzt wird: Zahl oder stirb.

Krawalle sind dennoch falsch. Viele Chaoten nutzen die Lage aus. Wer die Griechen kennt, der weiß, dass sie auf Krisen eigentlich anders reagieren. Dann, wenn es so richtig brenzlig wird, entfalten sie eine besondere Krisenfähigkeit. Man nennt das in Hellas „Filotimo“. Dieses Wort sollten wir uns merken! Filotimo bezeichnet eine Tugend, die mit Würde, Ehre oder Stolz verbunden ist. Greift man das Filotimo eines Griechen an, dann entwickelt er Fähigkeiten, Begabungen, Kräfte und Tugenden, die ihn wahre Wunder vollbringen lassen. Erinnern wir uns nur an die Olympischen Spiele 2004 oder das grandiose Fußballmärchen von 2004, als die Hellenen Europameister wurden!

So ist die Lage auch jetzt: Die Hellenen wollen ja ihre Schulden zurückzahlen – zurzeit aber wird das Land gnadenlos kaputt gespart. Deshalb sind die Menschen so verzweifelt. Die Griechen brauchen Hilfe zur Selbsthilfe. Statt Spardiktat muss ein Herkulesplan her, der für Wachstum sorgt. Dann werden die Schlagzeilen in Zukunft weniger von Krawallen als von einem Wirtschaftswunder namens Hellas berichten.

Quelle: Chatzi.de

Hier geht es zur Griechenland-Hilfe