Von Uta Wagner.
Als ich die Blüten der Zistrose zum ersten Mal sah, dachte ich, `Ah, auf Kreta werden die Hagebuttenblüten nicht gebügelt. Aber da die verknitterten Blütenblättern an Sträuchern wuchsen, die mich an Salbei erinnerten, dachte ich mir, dass es vielleicht doch eine andere Pflanze sein muss ;-).
Die Zistrose ist ein kleiner Busch, der im Mittelmeerraum heimisch ist. In heissen Sommern klappt die Zistrose einfach ihre Blätter ein und wartet auf den nächsten Regen. In dieser unscheinbaren Form kann sie monatelang verharren. Nach dem ersten Herbstregen öffnet sie ihre Blätter und bildet über den Winter dicke Blütenknospen. Im Frühjahr zeigen sich dann die hauchzarten Blütenblätter im einzigartigen Knitterlook.
Die Blätter sind lanzettförmig (wie kleine Salbeiblätter) und haben kleine feine Härchen, die eine klebrige Flüssigkeit ausscheiden. An heißen Tagen riecht man den Duft beim Vorbeigehen – ich finde sie riechen nach Fichtennadeln – da sie dann besonders viel von diesem zähen Sekret bilden.
Dieses Harz wird auch Ladanum (von Ladan= klebriges Kraut) genannt. Man nimmt an, dass es schon in der Bibel erwähnt wurde unter dem Namen „Myrrhe“. Es wird jedenfalls nachweislich schon seit ungefähr 3000 Jahre genutzt. Das Harz wurde zum Reinigungsräuchern von Häusern gegen Krankheiten verwendet. Auf Kreta wurde es auch als Parfüm und als Duftstoff für Kleider eingesetzt. Zur Herstellung von Tees und Ölen werden die Blätter der Zistrose verwendet,
Und wie oft in der traditionellen Volksmedizin haben neue wissenschaftliche Studien bewiesen, das es wirklich wirksam ist.
Die Inhaltsstoffe der Zistrose wirken adstringierend (zusammenziehend) und sie unterstützen die Abwehr gegen Bakterien, Viren und Pilze. Zistrosenextrakt wurde und wird innerlich bei Erkältungen und Halsentzündungen, bei Magenerkrankungen, Durchfall, Harnwegeinfekten und Ruhr eingesetzt. Äußerlich wurden und werden Waschungen und Kompressen mit Zistrosensud zur Wundreinigung gegen Infektionen, bei Neurodermitis und bei Akne genutzt.
Zistrosen wachsen im gesamten Mittelmeerraum. Es gibt 23 verschiedene Arten mit den Blütenfarben von weiß, weiß mit einem Kreis schwarzer Punkte über rosa bis violett. Auf Kreta gibt es die Zistrose „Cistus cretiensis“, die nur auf Kreta wächst, also endemisch ist. Die „Cistus incanus“ enthält besonders viel medizinische wertvolle Wirkstoffe und es gab um Einsatz des Extraktes (Cystus052) einen jahrelangen Streit, wie er vermarktet werden kann. In Deutschland unterliegt er jetzt dem Arzneimittelgesetz und darf nicht mehr in frei verkäuflichen Produkten eingesetzt werden.
Zubereitung eines leckeren und heilsamen Zistrosentees?
Als Getränk: 1 Teelöffel Kraut mit kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen. Mit Honig süßen. Er schmeckt ziemlich lasch und etwas nach Fichtennadeln
Als Sud: 200 ml Wasser in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Ein gehäuften Teelöffel getrocknetes Zistrosenkraut dazugeben (für 1 Liter 5 Teel.) und 5 Minuten ganz leicht köcheln lassen, dann durch ein (Tee)-Sieb geben. Den Tee auf Trinktemperatur abkühlen lassen und nach Geschmack mit einem Teelöffel Honig süßen.
VORSICHT! Wenn ihr den Sud trinkt, hat es gesundheitliche Auswirkungen und ihr solltet im Zweifelsfall erst euren Arzt fragen!
Auf Kreta wird Zistrose nicht als alleiniges Kraut als Tee zubereitet, sondern als Teil von Teemischungen. Zum Beispiel in dem „40 Kräuter Tee„, einen typischen kretischen Frühstückstee.
Frage: wo ist denn das Dorf, in dem es zu dieser Jahreszeit Zistrosen gibt?
Grüße aus Sellia