Gesundheitssystem Griechenland – Live bei Doktor Aligizakis in Kandanos

Kandanos, 545üNN, 19:00, 28°.

In ganz Griechenland streiken die Ärzte seit 10 Tagen. Wir wollten uns mal Live vor Ort anschauen, wie die Situation wirklich ist. Im Health Center von Kandanos trafen wir Eftihis Aligizakis, den leitenden Arzt.

Eftihis ist 38 Jahre alt, hat seine medizinische Ausbildung in Genua erhalten. Seine Mama ist Italienerin. Unsere Lieblings-Moderatorin hat sich mit ihm auf italienisch unterhalten, während die Chef-Redaktion das Arztzimmer vollgequalmt hat.

Der junge Allgemeinmediziner erzählte uns, dass Griechenland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat.
In jedes Dorf kommt mindestens einmal die Woche ein Arzt und hält Sprechstunde. Die medizinische Grundausstattung wird vom Staat gestellt. Momentan ist noch alles vorhanden. Es mangelt jedoch an Sonstigem. Bürostühle, Schreibtische etc.. Hier werden die Dorfbewohner aufgefordert, Sachspenden zu leisten. So wurde auch die Treppe und das Geländer auf dem Foto vor der Arztpraxis von den Einwohnern gebaut.

Die Arztpraxis in Fournes: links vorher, rechts nachher Die Arztpraxis in Fournes: links vorher, rechts nachher

Momentan wird das Gesundheitssystem grundlegend renoviert. Bekamen noch die Schwestern, Pfleger und weitere Angestellten ein Grundlohn von ca. 1.500€, reduziert sich dieser jetzt auf ca. 1.200€. Das Arztgehalt, welches bei ca. 1.000€ lag, wurde auf 1.500€ erhöht. Die Benzinkosten von 350€ für die Fahrt durch die Dörfer muss Eftihis jedoch selber tragen. Allerdings sind diese Gehälter seit März 2012 nicht gezahlt worden. Eftihis und das gesamte Personal arbeitet trotzdem weiter und streikt nicht. „Wir können die Menschen doch nicht hängen lassen“, sagte er uns.

„In Italien sei das Gesundheitssystem zu 10% korrupt. 90% funktioniere aber. In Griechenland ist es umgekehrt“, so Eftihis.

Wir sprachen auch über Sachspenden wie Rollstühle, Röntgengeräte und vieles mehr. Am Besten sei es hier, nur mit vertrauenswürdigen Ärzten zusammen zu arbeiten, die auch via Internet nachweisen, wo die Dinge später eingesetzt werden. Das schützt davor, dass sie nicht unter der Hand verscherbelt werden, erklärte uns Eftihis. Zwischendurch hat Dottore sich noch die Verletzung unserer Lieblings-Moderatorin angeschaut und sie aufgefordert, die Behandlung in Kandanos fortzuführen, da man nicht wisse, wie lange das Krankenhaus von Chania noch bestreikt wird.

Der junge Doktor hat im letzten Jahr die erste Blutbank auf Kreta ins Leben gerufen. Im November sind auch wir herzlich zum Blutspenden eingeladen. Als Lohn gibt es dann Spaghetti Milanese bei Eftihis Mama in Chania.

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