„Die Vasallen der Finanzautisten in Hellas“

Von M.G. Efthimiadis, Elladazoi.blogspot.de

Beim Suchen nach interessanten Neuigkeiten im Internet bin ich auf den „Wutausbruch“ Konstantin Weckers gestoßen, den ich so spontan und „aus dem Bauch raus“ empfand, dass ich versucht habe, über seine Büros mit ihm in Kontakt zu treten, um seine Genehmigung zu bekommen, seine Worte ganz offiziell hier abzudrucken, und sie auch auf griechisch übersetzt zu veröffentlichen.

Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich erfahren, dass eine meiner Anfragen noch an dem Tag beantwortet wurde, an dem ich sie gestellt hatte, noch dazu an einem Sonntag. Vielen Dank dafür an den Mitarbeiter Konstantins in München, Alexander Kinsky.

Konstantin Wecker befindet sich gerade im Ausland, dennoch wurde ihm meine Mail zugebracht und bereits heute habe ich seine Antwort erhalten.

Damit meine Leser einen Einblick haben, hier erst meine Mail:
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Hallo lieber Konstantin Wecker,

ich habe gerade in Readers-Edition.de Ihren Facebook-Beitrag gelesen. Ich selbst bin keine „Facebookerin“, allerdings versuche ich seit Oktober vergangenen Jahres mittels Informationen über unser TATSÄCHLICHES Leben in Griechenland ein paar Leichtgläubigen zu mehr kreativen Gedanken zu verhelfen, und zwar in meinem Blog www.elladazoi.gr (Ellada Zoi bedeutet soviel wie Griechenland Leben).
Ich schreibe nicht anonym, habe also meinen tatsächlichen Namen sowie meine Anschrift und E-Mail-Adresse angegeben, ich stehe hinter allem, was ich dort berichte.

Als ich Ihren Beitrag las, hüpfte mein Herz vor Freude, da Sie, ein Idol meiner Jugend, genau das so treffend in Worte fassen, was ich hier Tag für Tag gemeinsam mit den Menschen um mich herum erleben „darf“.
Vielen Dank aus tiefstem Herzen für Ihr offenes Wort, das nicht um Mitleid für „die Griechen“ buhlt, sondern die Dinge ganz schlicht formuliert einfach so bei ihrem Namen nennt.

Ich würde Ihren Facebook-Beitrag sehr gern in meinem Blog veröffentlichen und eine Fotografie von Ihnen dazu setzen. Ich selbst würde, sofern Sie mir Ihre Einwilligung dazu geben, keinen weiteren Kommentar dazu abgeben, ich möchte das Ganze einfach so stehen lassen, denn ich bin der Überzeugung, dass Ihren Worten nichts weiter zugefügt werden muss.

Außerdem möchte ich Sie darum bitten, Ihren Beitrag auf Griechisch übersetzt in einer kleinen, örtlichen Zeitung veröffentlichen zu dürfen. Wenn Sie sich die Zeit nehmen können, in meinem Blog zu blättern, dann werden Sie schnell verstehen, dass mein größtes Interesse darin liegt, gegen die Völker aufhetzende Propaganda zu wirken, die uns MENSCHEN auf „die Griechen“, „die Deutschen“, „die Spanier“, etc. reduziert. Letztendlich jedoch sind wir alle eben doch nur Normalverbraucher, egal ob wir uns Otto oder Kostas nennen, und wir sind keine Kreditnehmer, Wähler oder Konsumenten.

Ja, und wenn ich Ihren Beitrag auf Griechisch übersetzt hier veröffentlichen könnte, so würde einmal mehr dafür gesorgt werden, dass die Menschen hier erkennen, dass eben doch nicht alle Deutschen der Ansicht sind, wir müssten hier Jahrtausende alte Kultur, wunderschöne, noch nahezu unberührte Natur, letztendlich vielleicht sogar uns selbst verhökern, nur um ein paar „Finanzautisten“ zu befriedigen.

Ich hoffe, dass Sie diese Mail tatsächlich persönlich erhalten werden,
ich bedanke mich im Namen aller Griechen für Ihre freundlichen und Mut machenden Worte,
und ich hoffe, von Ihnen persönlich zu hören, auch wenn Sie bislang noch nie von mir, einem unbeschriebenen Blatt, gehört haben.

Mit freundlichen Grüßen aus dem wunderschönen Makedonia

Maritta G. Efthimiadis

koffer-griechenland
Bild: "Ihr Griechen - Verkauft doch Eure Inseln."

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Hier die Antwort Konstantin Weckers:

liebe maritta
ihr schreiben hat mich sehr gefreut und noch mehr würde ich mich freuen, wenn mein kleiner „wutausbruch“ ins griechische übersetzt wird und somit auch ein kleiner beitrag dafür geleistet wird klar zu stellen, dass nicht alle deutschen so denken wie es ein großteil der verantwortungslosen deutschen presse zu vermitteln scheint.
vor etwa einem jahr stand ein aufruf in der bild mit dem titel: verkauft doch eure inseln, ihr pleite griechen. so etwas unverschäntes hab ich selten gelesen.

am 1. mai hatte ich das glück mit mikis theodorakis in athen zusammenzutreffen und er hat mir lange und eindringlich die politische situation aus seiner sicht erklärt. ich war beeindruckt von der geistigen klarheit des grossen alten mannes.

bitte verteilen und verlinken sie meinen beitrag so oft und so viel sie wollen.
und übermitteln sie meine herzlichsten grüsse an alle ihre freunde in griechenland.

ihr
konstantin wecker

Von meinem iPad gesendet
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Und nun, nach der freundlichen Genehmigung Konstantin Weckers, sein „Wutausbruch“ in Facebook:

Liebe Freunde,
entschuldigt bitte diesen sicherlich sträflich spontanen Beitrag. Und das ist jetzt viel zu unüberlegt, unbedacht,unvorsichtig und meinetwegen auch naiv.

Aber ich höre gerade Nachrichten, und es geht um Griechenland und meine griechischen Freunde, und ich höre zwischen dem üblichen Ökonomiekauderwelsch immer nur: PRIVATISIERUNG.

Ja, vielleicht habe ich nicht differenziert zugehört, vielleicht habe ich uneinsichtig und von Vorurteilen besessen nur dieses Wort aus dem allgemeinen Gerausche entblättert – aber ich frage euch jetzt, geht es wirklich nur darum, dieses wunderschöne Land mit seinen wunderbaren Menschen an ein paar reiche Arschlöcher und Konzerne zu verkaufen?
Strände, Post und Hafen, Kunstschätze und Telekommunikation, und so vieles mehr was dem Staat gehört und damit nach meinem Verständnis den Bürgern dieses Staates verscherbeln, damit für immer ein paar Oligarchen das Land besitzen und das Sagen haben gegen Poesie und Anmut, Schönheit und Eigenständigkeit, Herzlichkeit und Gemeinsamkeit?

Bin ich ein unverbesserlicher Altachtundsechziger und hab mir deshalb ein Herz für Menschen und Freiheit, Demokratie und – ja, am Ende eben doch Vernunft – verspielt?

Vielleicht. Aber – ob Söder oder Rösler, Merkel oder Juncker – wie sie auch alle heissen mögen , diese Totengräber einer menschlichen, gerechten und sozialen Gemeinschaft, diese Vasallen der Finanzautisten – ich kann sie nicht mehr ertragen.

Erst wenn die Akropolis zur Empfangshalle der Deutschen Bank mutiert ist, geben sie wohl Frieden.
Und das ist einfach nur ekelhaft.

Verzeiht mir. Das musste mal raus.
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VIELEN DANK, KONSTANTIN,
und liebe Grüße aus Griechenland.

Ich hoffe, dass von Konstantins Bitte, sein „Wutausbruch“ möge verteilt und verlinkt werden, regen Gebrauch gemacht werden wird. Das gilt selbstverständlich auch für diesen Artikel, der mit meiner ausdrücklichen Genehmigung in jeder Form verbreitet werden darf.
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Über die Bloggerin:

M.G.Efthimiadis
Landkreis Kilkis, Greece
Seit 1999 in Griechenland lebend konnte ich die Entwicklung hin zum sprichwörtlichen „Game Over“ live mitverfolgen und im täglichen Leben immer wieder erfahren. Ziel dieses Blogs ist nicht – und das kann ich gar nicht oft genug betonen – Sympathien für die Menschen in diesem Land zu gewinnen. Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen, dass wir alle in einem Boot sitzen, und dass es wichtig ist, uns zu allererst als MENSCHEN zu verstehen, die durch einen gesunden Zusammenhalt dafür sorgen sollten, dass aus dem Boot nicht komplett eine Sklavengaleere wird. Halten wir, die MENSCHEN dieser offensichtlich nur für wirtschaftliche Interessen geschaffenen Europäischen Union endlich zusammen, dann macht sie endlich auch einen Sinn für uns alle, und nicht nur für einige wenige, gern auch als „Elite“ bezeichnet, die von unserer Uneinigkeit grenzenlos profitieren.
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