Türken kaufen griechische Yachthäfen auf

Bei Reedern und im Tourismus ist noch was zu holen: Türkische Geschäftsleute investieren deshalb in griechische Yachthäfen. Die Rechtsextremen beklagen schon den „Ausverkauf des Vaterlandes“.

Von Boris Kálnoky und Dimitra Moutzouri, Welt.de

Im vergangenen Jahr tingelten griechische Regierungsvertreter durch die Türkei und luden Investoren ein, das „Tafelsilber“ der griechischen Wirtschaft und des zu privatisierenden Staatsbesitzes zu kaufen. Griechenland brauchte Geld, dringend, egal woher.

Die türkischen Geschäftsleute ließen sich nicht lange bitten. Insbesondere griechische Yachthäfen haben es ihnen angetan. Nachdem bereits die türkische Koc-Gruppe gemeinsam mit der griechischen Firma Folli-Folie die Marina von Mytilini auf der Insel Lesbos für 40 Jahre gepachtet hat, zieht nun die Dogus-Gruppe nach. Sie erwarb laut Medienberichten 50 Prozent der Athener Floivos-Marina sowie 51 Prozent der griechischen Firma Medmarinas S.A. und damit einen Mehrheitsanteil an Marinas auf den Inseln Korfu und Lefkada sowie der Zea-Marina in der Hafenstadt Piräus.

Das sind sichere Investitionen: Die Kunden sind vor allem reiche Griechen, die trotz aller Hiobsbotschaften zur griechischen Wirtschaft immer noch reich genug sind. Sie mögen vielleicht keine Steuern zahlen, aber die Liegegebühren für ihre Yachten sind ein Muss, wenn man den gehobenen Lebensstil weiter pflegen möchte.

Ins Tourismusgeschäft expandieren

Allerdings ist ein politischer Entrüstungsturm die Folge. In Blogeinträgen hat die rechtsextreme „Goldene Morgendämmerung“ die Verkäufe als „Ausverkauf des Vaterlandes“ kritisiert, und die national gesinnte Partei „Unabhängige Griechen“ donnerte im Parlament, man habe entdeckt, dass ein Geschäftspartner der Dogus-Gruppe die türkische Armee sei. Die extrem rechte Webseite antinews.gr, immerhin unter den Top 300 der meistbesuchten Internetseiten in Griechenland, taufte die Zea-Marina prompt auf ihren alten Namen aus osmanischer Zeit zurück: Pasalimani, Hafen des Paschas.

Die türkischen Investoren machen kein Hehl daraus, dass sie mittelfristig offensiv ins gesamte griechische und überhaupt mediterrane Tourismusgeschäft expandieren wollen. Eine vernünftige Strategie für sie, nachdem die Wachstumsperspektiven in der Türkei nach vielen Boom-Jahren an Grenzen stoßen.

Getrieben von Angstreflexen

Derweil will die türkische Ziraat-Bank etwas tun, was griechische Banken selbst nicht wagen: Griechischen Bauern großzügige Kredite gewähren. Und weil sie eine staatliche Bank ist, ist das ein politischer Vorschlag, der den Athener Behörden über die türkische Botschaft unterbreitet wurde.

Nun spekulieren die griechischen Medien, getrieben von Angstreflexen, über Hintergründe und Worst-Case-Szenarios: Was ist, wenn die türkische Wirtschaft zusammenbricht ? (Eine etwas seltsame Perspektive, aus Griechenland kommend). Und was ist, wenn griechische Bauern diese Kredite nicht bedienen können? Griechisches Land gehört dann einer türkischen Staatsbank. Die „Unabhängigen Griechen“ warnen vor einer Durchdringung der griechischen Wirtschaft durch den türkischen Staat.

Die griechische Krise nützt auch türkischen Exporteuren, die besonders im Osten des Landes den Markt mit billigen Waren überschwemmen. Da Griechen immer ärmer werden und immer billiger einkaufen, wird der türkische Marktanteil immer größer. Freilich sind die Waren deswegen so preiswert, weil sie teilweise zollfrei als Transitgüter mit dem angeblichen Zielort Bulgarien ins Land kommen. Die Polizei ermittelt gegen korrupte Zollbeamte, die in das Geschäft verwickelt sein sollen.


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