Hellas Rally: Hitze, Gebirge und Steine – ein gekonnter Mix in Griechenland.
Halbzeit bei der „Hellas Rally“ in Griechenland, früher bekannt als „Evia Rally“. Am Mittwoch wurde ein (ungeplanter) Ruhetag eingelegt, nachdem ein Bergrutsch die geplante Rallystrecke unpassierbar machte.
Das war allerdings willkommen, denn das (einzige) Rallycamp liegt direkt am Strand der historischen Ortschaft Nafpaktos – und hier herrscht mit strahlendem Sonnenschein und satten 28 Grad schon wunderbarer Sommer.
Nach einer 327-Kilometer Etappe am Montag folgten 304 Kilometer am Dienstag – und die hatten es in sich. Die Organisatoren haben einen interessanten Mix geschaffen, schnelle Passagen folgen auf extrem Steinige, „Fast Speed“ zwischen Feldern und Wäldern, tricky Trial im hohen Gebirge.
So streckten sich die 304 Kilometer über den ganzen Tag hinweg – anstatt schnell abgespult zu werden. Warum so ein Mix? Ganz simpel: Jeder soll eine Chance haben – mit Speed und einem guten Fahrzeug alleine kommt man hier nicht weit.
Das überraschte vor allem die FIA-Profis Jerome Pelichet und Eugenie Decre, die gleichzeitig für eine Weltpremiere sorgten: Der erste Overdrive Toyota Hilux auf einer Amateurrally.
„Nach dem ersten Tag brauchte ich ein wenig, um in den Rhythmus zu kommen“ berichtet Pelichet, „aber jetzt macht es riesig Spass. Es ist komplett anders zu anderen Veranstaltungen, die Durchschnittsgeschwindigkeit ist geringer, die Strecke sehr anspruchsvoll – auch die Navigation. Ein grosses Lob an die Veranstalter, alles passt, die Roadbücher stimmen, das Timing ist super – nächstes Jahr kommen wir mit unseren Freunden.“
Gleiches sagte auch FIA-Profi Heyman aus Israel – beim letzten mal. Die „Balkan Offroad“ 2012 war seine erste Veranstaltung auf griechischem Boden – und er versprach, mit mehreren Teams wiederzukommen. Das tat er auch: 3 Autos und ein Motorrad sowie die halbe Familie sind nun auf der Hellas Rally am Start – und Heyman fährt top.
„Ich bin immer auf der Suche nach besonderen Events. Wir fahren sonst Dakar, Pharaons, Silk Way. Und seit dem letzten Jahr eben auch Bulgarien und Griechenland. Und das wird auch so bleiben.“ Ein grösseres Lob kann man als Veranstalter kaum bekommen…
Ein Lob an die Organisatoren gab es auch vom Österreicher Johannes Lukas, der selbst bestätigt, gerne sehr kritisch zu sein. „Es gibt nichts zu meckern. Die Roadbücher stimmen, die Strecken sind schön, abwechslungsreich und anspruchsvoll, das Timing passt perfekt – und das sage ausgerechnet ich“ lacht der KTM-Pilot.
Wie gut die Chancen sind, mit Amateur-Autos oder älteren FIA-Fahrzeugen gegen die Toyota- oder Israel-Boliden zu bestehen zeigt das aktuelle Klassement.
Es führt das griechische Team Dimitriadis / Kalfas mit einem Mitsubishi Pajero V20 T1, der erst kurz vor der Rally fertiggestellt wurde – vor Heymann / Segal (Israel, Mitsubishi Proto) und Camporese / Terranova (Italien, Isuzu D-Max Proto). Pelichet/Decre im Toyota fielen gestern auf Platz 8 zurück, nachdem der zweite Teil der Strecke wegen eines technischen Defekts nicht mehr gefahren werden konnte.
„Bei den Motorrädern haben wir schon weit über 100 Teilnehmer – jetzt wird es Zeit, das auch die Autos kommen. Da freut es uns natürlich, wenn wir solche Aussagen bekommen – vor allem von Teilnehmern, die wie Pelichet oder Heyman schon alles gefahren haben“ meint Veranstalter Meletis Stamakis.
Nur noch 10 von 15 Autos sind nach drei Tagen Rally im Rennen – vier Fahrzeuge fielen technisch bedingt aus, der T1 BMW X1 aus Bulgarien hingegen musste aus persönlichen Gründen aussteigen: Der Fahrer arbeitet für die bulgarische Politik, in diesem Jahr sind Wahlen und ein Anruf orderte den Piloten nach Bulgarien zurück.
Bei den Motorrädern und Quads (starten gemixt) führt der Italiener Christian Pastori (Beta) mit nur 2:24 Minuten vor Vasilis Boudros aus Griechenland (Husaberg) und Martin Plechaty aus Tschechien (+15:29 min).
Bei den Buggies/Side-by-Side übernahm der Bulgare Gochev mit seiner Polaris RZR900 die Führung, nachdem Dakar-Sieger Josef Machacek am zweiten Rallytag mit seinem Hayabusa-Buggy wegen eines technischen Defekts auf Platz 3 hinter den Bulgaren Tsankov zurückfiel.
Etwas ungewöhnlich ist übrigens das Timing bei den Autos: Da die Rallystrecken aufgrund ihrer Länge nicht komplett gesperrt werden können, haben die griechischen Verantwortlichen eine Vorgabezeit eingeführt, die das maximum Speed reduzieren soll.
Somit ergibt sich für die Pkw eine besondere Herausforderung: Man muss nicht nur schnell sein, sondern eine Vorgabezeit einhalten. Abweichungen werden als Zeitstrafe berechnet, die dann das Ergebnis bestimmt. So kann es sein, das man zwar die schnellste Zeit gefahren hat, dennoch auf Platz 2 liegt, weil die Vorgabezeit nicht erreicht wurde. Fällt ein Teilnehmer hingegen an einem Tag aus, läuft die Zeit weiter und man kann später wieder in das Rennen einsteigen.
Am Donnerstag und Freitag folgen zwei weitere Etappen mit 338 und 196 Kilometern. Die beste Nachricht aber zum Schluss: Bisher gab es keine Unfälle oder nennenswerte Verletzungen…das soll auch so bleiben. |