Geschichten von Kreta
Schönes Studentenleben heißt nicht unbedingt viel Geld. Eher im Gegenteil. Studierende müssen oft jeden Cent umdrehen. Es ist bekannt, dass Studenten/innen zu den untersten Einkommensschichten in Deutschland gehören. Studierende, die 37% aller 19- bis 24-jährigen Deutschen ausmachen, sind also sehr vorsichtig, wenn es um den Geldbeutel geht.
Zwei dieser Studenten, ich sage nicht, dass einer davon mein Sohn Christopher und die zweite Person seine herzallerliebste Freundin Patricia ist, haben sich für die Herbstferien einen kleinen Kreta-Ausflug genehmigt. Zu dumm, dass die ersten der vier Tage die regenreichsten vier Tage der letzten sieben Jahre auf Kreta waren, aber die Zwei bringt nichts aus der Ruhe.
Man hat ja die Möglichkeit, Kreta kulinarisch besser kennen zu lernen.
Dann kamen die Sonnenstrahlen wieder und man(n) bzw. Frau beschloss, einen kleinen Ausflug mit einem Mietauto in den Süden zu machen. Da beide schon Kreta-Erfahrung haben wussten sie, dass Vorsicht immer die Mutter der Porzellankiste ist und somit war ein vorsichtiges und umsichtiges Fahren fest eingeplant. Zwar wird in Kreta überholt wo es nur geht und geparkt, wo nur ein Stückchen Erde frei ist und das Wort Straßenverkehrsordnung kann von keinem Autofahrer unfallfrei ausgesprochen werden, aber getreu dem Motto „doppelt die Augen auf“ ging es voller Selbstvertrauen los.
Hat auch alles wunderbar geklappt, bis man eine Ausfahrt verpasste. Mein Sohn, Halbgrieche eben, sagte sich, was andere können kann ich auch, überfuhr die durchgezogene weiße Linie und wendete. Und dann geschah es: wie in einem schlechten Film erschien plötzlich aus einem sehr guten Versteck ein Polizeiauto mit zwei netten Polizisten.
„Ihre Papiere bitte“, sagte der eine Polizist. Der andere roch an Christophers Atem, ob er angetrunken war. Sie sahen den Führerschein, lasen den Namen und aus der zunächst anfänglichen englischen Konversation wurde ein griechisches Palaver. Christopher machte den zwei Schutzheiligen der Straße klar, dass er leider kein griechisch sprechen könnte. Fast gleichzeitig nahm der jüngere Beamte einen großen Block, den er in der Hosentasche drei Mal gefalzt hatte, heraus und füllte einen Strafzettel aus.
In einem sehr guten Englisch teilte er mit, dass das Überfahren der doppelten Linie und die dreieinhalb Meter Abkürzung nicht gestattet wären. „Sind Sie froh, dass Sie Papadakis heißen,“ sagte einer der der Beamten. „ Das kostet nach den Vorschriften € 700.—Euro und drei Monate Führerscheinentzug. Aber Sie bekommen einen Strafzettel über 160.—Euro, und wenn Sie das innerhalb von zehn Tagen bezahlen, reduziert sich das Ganze auf 80.—Euro. Als Christopher zurück nach Heraklion kam und sein Erlebnis erzählte, sagte Kostas nur : „Sei froh, dass Du nicht Müller oder Maier heißt“ und fügte hinzu:
„Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“
Euer Niko