Nikos erzählt…. Zypern – 5 Tage, 4 Nächte.
Für mich als fanatischen Kretaner ist Zypern lediglich eine Insel, nicht mehr und nicht weniger.
„Was hat Zypern, was Kreta nicht hat,“ war immer mein Argument, wenn es darum ging, diese Insel zu besuchen. Aber nun hat es mich doch nach Zypern verschlagen. Ok, meine Frau hat mich nicht geschlagen, aber wenn sie mit den Augen rollt, dann kann ich niemals nein sagen. Sie wollte mir immer schon das Kykkos-Kloster zeigen, und so traf es sich gut, dass eine Taufe, besser gesagt die Taufe der Zwillinge Emily und Valentinos, bevorstand. Also reisten wir für 5 Tage nach Zypern.
5 Tage und vier Nächte oder in fünf Tagen vier Länder, da unser Hinflug über Zürich und der Rückflug über Wien ging. Meine Frau, die bereits mehrmals die Insel besucht hatte, wollte mir ihre Lieblingsorte näher bringen und ich sagte mir zunächst, sie kann reden was sie will, ich will zuerst Aphrodite begegnen. Ok, vielleicht kommt sie nicht persönlich, erweist mir jedoch die Ehre, mich einen Hauch ihres Geistes spüren zu lassen. Sind wir doch ehrlich, hat sie bisher jemand wirklich gesehen? Aber als ich am Ufer vor den zwei bewussten Felsen stand, spürte ich entweder den an diesem Tag starken Wind oder tatsächlich den Hauch ihres Atems.
Im Troodos-Gebirge
Wir fuhren danach weiter ins Troodos- Gebirge zu dem sehr beeindruckenden Kykkos-Kloster. Der Legende nach wurde der Einsiedlermönch Isaias Ende des 11. Jahrhunderts vom damaligen Gouverneur, der bei einer Jagd vom Weg abkam, in seiner Einsamkeit gestört. Der Mönch erhielt einen Tritt, als er sich weigerte, den Weg zum nächsten Dorf zu zeigen. Nach seiner Heimkehr erkrankte der Gouverneur. Er schickte einen Gesandten, um den Mönch um Verzeihung zu bitten. Isaias heilte ihn auf Anweisung der ihm im Traum erschienenen Mutter Gottes, worauf er als Gegenleistung eine vom Evangelisten Lukas gemalte Marienikone erhielt. Zu der als wundertätig bekannt gewordenen Ikone pilgern täglich hunderte Gläubige. Am Tag unseres Besuches war die Kirche mit russisch sprechenden Erdenbürger bevölkert.
Anschließend besuchten wir noch das Grabmal von Erzbischof Makarios, der die Insel 17 Jahre nach Ende der britischen Herrschaft regierte und manche christliche und manch andere fragliche Entscheidung getroffen hatte. Was mir auf dem Hinflug spontan noch einfiel ist, dass der Heilige Barnabas, Sohn jüdischer Eltern, der später zum Christentum konvertierte, ein treuer Begleiter des Apostel Paulus war und aus Zypern stammte. Aber all das ist sehr lange her.
Da wir nun auf Zypern waren, fasste ich den Entschluss, in diesen fünf Tagen nur Lieder von Marios Tokkas, auch ein Kind der Insel, zu singen. Wir gingen die Uferstraße von Paphos entlang und ich erfreute mich, indem ich „Ladadika“ anstimmte, dann „Didima Feggaria“ interpretierte und dann zu „I Ethniki mas monaxia“ kam.
Folter auf Zypern
Als ich weiter singen wollte, hörte ich, wie jemand rief, das Wort Folter hätte eine neue Bedeutung. Besprach er politische Themen mit seiner Frau oder meinte er meine musikalischen Ergüsse, ich weiß es nicht. Ich tröstete mich damit, indem ich mir sagte, dass Cat Stevens, der auch aus Zypern kam, sicherlich genau wie ich verkannt wurde, obwohl sein erstes Lied „Kypros“ hieß. Er änderte daraufhin seinen Namen. Geboren wurde er als Stavros Demitrios Georgiou, dann nannte er sich Cat Stevens und inzwischen Yusuf Islam. Na soweit werde ich nun doch nicht gehen.
Wie ist das mit dem Linksverkehr?
Bekanntlich singe ich beim Autofahren, nur das hat auf Zypern nicht geklappt, denn ich hatte gewisse Umstellungsschwierigkeiten mit dem Linksverkehr. Nur 25% der Länder dieser Welt haben Linksverkehr. „Es ist ganz einfach“, sagte Kostas einmal. „Linksverkehr ist entstanden, weil viele Bauern beim Aufsitzen auf einen Esel zuerst mit dem linken Bein in den Steigbügel steigen und dann das rechte Bein über den Rücken des Tiers schwingen. Die Ausrichtung des Tieres befindet sich also in solchen Fällen notwendigerweise nach links blickend vom Reiter aus gesehen. Damit der Esel nicht auch noch gewendet werden musste, blieb man einfach auf der linken Seite bzw. führte das Tier direkt mit dieser Ausrichtung an den Weg heran.“
Diese Aussage von Kosta lasse ich unkommentiert. Er fuhr fort: „Im wilden Westen führte man sein Pferd links, um den Gegner mit der rechten Waffenhand abzumurksen.“ Aber ich besitze weder Esel noch Waffe, Linksverkehr war trotzdem angesagt und zu meiner Verwunderung klappte es einigermaßen gut, aber wie gesagt, ohne mein Singen. Und dann war endlich Sonntag und die Taufe war in den Mittelpunkt gerückt mit der anschließenden Feier mit allem Drum und Dran.
Was uns da erwartete, ist eine andere Geschichte. Fortsetzung folgt …..
Euer Niko