11 Fragen an…. Cornelia Ziegler.

Griechenlands Außenposten am Rand Europas, wo bisweilen der warme Wind aus der Sahara weht, ist ein Kontinent für sich.

Buch 111 Orte auf Kreta
Unser Buchtipp

Fast zu groß, um in einem einzigen Menschenleben entdeckt zu werden – auf jeden Fall nicht auf einer einzigen Reise. Altbekanntes neu gesehen, Mystisches und Rätselhaftes, Unbemerktes und Außerordentliches wie die Hose des Freiheitshelden, der Elefant vom Steinestrand, die Rose von Knossos, die keine ist – dieses Buch wird auch diejenigen überraschen, die glauben, schon alles auf Kreta zu kennen. Und die, die es nicht kennen, erleben auf ihrer ersten Reise 111 faszinierende Orte auf dieser einzigartigen Insel.

Und sie werden wiederkommen, wie so viele.

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Cornelia Ziegler hatte fast ihr ganzes berufliches und privates Leben mit Griechenland zu tun. Sie liebt Griechenland und hat in den letzten Jahren auf Kreta, wo sie in den Sommermonaten in einem Bergdorf lebt, ihre zweite Heimat gefunden. Ihre Wahlheimat ist München, die Stadt in Deutschland, wo die meisten Griechen leben.

Der Fotograf: Der Bayer Chris Sindermann verbrachte viele Urlaube auf Kreta, um sich dann vor einigen Jahren hier häuslich niederzulassen.

Und hier nun unsere 11 Fragen an Cornelia Ziegler:

  • Wenn Du nur 5 Worte hast, um dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?

Originell, unterhaltsam, chaotisch, neugierig, beharrlich. Bei meinen Freunden nachgefragt, war die Grundaussage: Eine tolle Freundin. Freundschaft finde ich ungemein wichtig und ich bin dankbar, sehr gute Freunde zu haben.

  • Was war Dein Lieblingsbuch als Kind und als Jugendlicher?

Karl May und nochmals Karl May, nie Liebesromane. Auch die „Fünf Freunde“,“ Hanni und Nanni“. Und „Gut gebrüllt Löwe“ mit dem Kamel und dem Löwen auf dem fliegenden Teppich.

Was Griechenlandbücher anbetrifft, so hab ich in meinen frühen Zwanzigern, als ich als Reiseleitung auf Samos arbeitete, mit Hingabe das Buch „Der Magus“ gelesen von John Fowles. Heute wäre mir das wohl zu mystisch. Sehr früh habe ich auch Nikos Kazantzakis „Griechische Passion“ verschlungen, genial, wie er drei Ebenen ineinander verwebt: die Passion, den Freiheitskampf der Kreter und ein individuelles Schicksal. Mein allererstes Griechenlandbuch war aber „Alexis Zorbas“, klar. Hat ja damals jeder gelesen, der nach Griechenland mit dem Rucksack auf dem Buckel gereist ist. Ach nein, mein wirklich allerallererstes Griechenlandbuch waren die griechischen Sagen.

  • Was liest du heute am Liebsten?

Da zähle ich am besten die Bücher auf, die ich zuletzt gelesen habe: „Anatomie der Wolken von Lea Singer“ (weil ich von der Terrasse unseres Hauses auf Kreta immer die Wolken beobachte), den Schafskrimi „Glenkill“ (weil vor unserem Haus immer die Schafe vorbeiziehen), „Der kretische Gast“ von Klaus Modick (weil es hier um die Nazis auf Kreta geht, die laut Buch Kreta als „Prägermanische Einflusszone hellenischen Ariertums“ sahen). Mit Vergnügen habe ich auch Klaus Modicks Buch „Bestseller“ gelesen. Ansonsten lese ich Geschichtsbücher und Krimis, letztere vorzugsweise mit historischen Hintergrund, gerne auch gut geschriebene Regionalkrimis.

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Cornelia mag Schafe.
  • Gibt es auch Bücher, die du nur gezwungenermaßen oder nie zu Ende gelesen hast? Welche (und warum)?

Neulich hab ich eines geschenkt bekommen von einer Bekannten. Ich musste es ihr zuliebe lesen. Es war ein Beziehungsroman, den man unter „Frauenroman“ oder „leichte Strandlektüre“ kennt. Am Strand liege ich sowieso so gut wie nie. Ich schwimme dort oder gehe Steine oder Muscheln sammeln.

  • Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?

Da muss ich etwas ausholen: Ich war Reiseleitung bei einer griechischen Incoming-Agentur auf Samos und hatte die Gäste von dem Münchner Griechenland-Reiseveranstalter Attika Reisen betreut – heute DER Reiseveranstalter für Griechenlandreisen in Deutschland. Die Firma Attika Reisen selbst kannte ich nicht – ich wurde damals über einen kleinen Griechenlandveranstalter in Karlsruhe eingestellt.

Auf Samos war Attika Reisen dann für mich der große wichtige Reiseveranstalter in München. Nun hatte die TUI Infomappen in den Hotels, solche wollte ich auch für meine Gäste auslegen. Also habe ich ein Telex nach München geschickt, mit der Bitte, dass ich gerne Mappen hätte. Es kamen aber keine. Ich dachte, ich hätte irgendwie falsch bestellt oder sonst was falsch gemacht. Dass die Firma damals schlicht und einfach keine hatte, da wäre ich niemals darauf gekommen. Und so mache ich mich halt auf meiner Insel ans Werk. Und ich glaube, es ist gut geworden. Auf jeden Fall habe ich meine Mappen inhaltlich später in denen eines anderen, sehr großen Reiseveranstalters wiedergefunden. So fing es an mit dem Schreiben. Für Attika Reisen war ich dann nicht nur für die Reiseleiter, für die ich ein Handbuch verfasst habe, zuständig, sondern auch für das ganze Werbe- und Infomaterial.

Das Infoheft, das ich federführend damals verfasst habe wird noch heute den Reiseunterlagen beigefügt. Jahre später war ich Leiterin eines Fremdenverkehrsamtes im Schwarzwald. Damals gab es nicht einen einzigen Reiseführer, der den Schwarzwald aus Sicht eines Fremden gesehen hatte, eines Fremden, der eine exotische Region wie den Schwarzwald erkundet. Also habe ich es halt getan, die Erkundung und das Buch geschrieben.

  • Wieso gerade Griechenland/Kreta? Was verbindet dich mit diesem Land, dieser Insel?

Nach Kreta bin ich gekommen, weil Chris Sindermann sich diese Insel vor unserem Kennenlernen schon ausgeguckt hatte. Und nun bin ich hier. Und freue mich darüber. Irgendwie hatte ich immer mit Griechenland zu tun. Noch in meinem Heimatdorf im Badischen war mein erster Verehrer ein Grieche. Den empfand ich damals noch als so einen richtig exotischen Menschen! Und nach Griechenland bin ich durch Zufall gekommen.

Ich arbeitete schon als 17-jährige nebenher bei einem griechischen Reiseveranstalter in Karlsruhe. Hätte auch ein thailändischer oder ein mexikanischer Veranstalter sein können, Hauptsache, Ausland. Ein griechischer Partner meines Chefs suchte eine Agenturangestellte für die Sommersaison auf Samos. Also war mein „Ausland“ Griechenland, bis auf einige „Ausrutscher“ ist es so geblieben. Kreta ist für mich so einzigartig, weil es ein Kontinent für sich ist. Hier gibt es so unendlich viel zu entdecken, ich kenne keine Region, deren Natur so viel zu bieten hat. Alleine was wir oder unsere Gäste in unserem Garten entdecken; den gemeinen Hebammenfrosch, den so gesunden wilden Spargel und die allerschönsten Schmetterlinge.

Und dann die Sterne, wie jetzt gerade Jupiter und Venus, wir haben neulich auf der Fahrt hierher ewig gerätselt, was da oben am Himmel so leuchtet!

  • Sind die Handlungen und Protagonisten deiner Bücher reine Fiktion oder gibt es da Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Geschehen und realen Personen oder gar autobiographische Züge?

Ich habe noch keinen Roman geschrieben, sondern „nur“ Reiseführer, wobei „Reiseführer“ für 111 Orte nicht ganz zutrifft. Es ist ja eine sehr subjektive Auswahl, beschrieben aus einer subjektiven Sicht. Sowohl bei meinen Büchern als auch bei meinen Stadtführungen geht es mir nicht so sehr um Wissensvermittlung, sondern darum, genau hinzusehen. Und zu erkennen. Wenn ich über etwas schreibe, dann mit sehr viel Liebe. Wenn diese durch das Buch weitergetragen wird, dann ist es gut.

  • Woher nimmst du die Inspiration für deine Bücher? Was treibt dich um?

In der Regel schreibe ich das Buch, das ich vermisse, das ist selbst gerne gelesen hätte, wenn es das denn gegeben hätte. Ich nehme meine Inspiration aus dem, was ich um mich herum sehe. Und hier auf Kreta passiert jeden Tag etwas. Zum Beispiel beobachte ich gerne die Schafherden, die jeden Tag vor unserem Haus vorbei gehen. Wenn ein Schaf die Herde anführt, ist der ganze Haufen äußerst undiszipliniert. Ganz hinten wird geschlendert, dort geknabbert, dort versucht, auszubüchsen, das Gras ist ja woanders immer grüner! Kämpfe werden ausgetragen und sexuelle Avancen gemacht.

Geht aber eine Ziege vorneweg, dann schreitet die Schafsherde geradezu militärisch diszipliniert in Formation zur Arbeit. Jawoll! Und neulich habe ich ein tolles Würzkraut entdeckt, das einfach so auf unserem Wegen im Garten wächst und was ich bisher als Unkraut rausgeruft habe: Portulak.

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Cornelia liebt Portulak.
  • Vielleicht hast du vom 1. deutsch-griechischen Lesefestival im September 2013 in Paleochora auf Kreta gehört. Für 2016 steht ein weiteres solches an – auf Kreta oder „irgendwo“ in Griechenland. Was hältst von einer solchen interkulturellen Initiative und hättet du Lust, daran teilzunehmen?

Ja; große Lust! Und genügend Stoff zum Vorlesen. Solche Initiativen bringen weiter als diese ewigen Diskussionen über Griechenland, die EU und was weiß ich. Oder diese ewigen Talk-Shows.

  • Was wünschst du dir für die Zukunft Griechenlands – und für deine Eigene?

Auf einem ganz kleinen Niveau wünsche ich mir eine touristische Verknüpfung zwischen Griechenland und mir. Also in Form eines weiteres Buchprojekts, das ein wirklich spannendes kretisches Thema behandeln wird, über das es noch keine Publikation gibt: Magische Symbole, die heilige Geometrie und Kraftorte. Ich hoffe, mein Verlag wird irgendwann von dem Projekt überzeugt sein.

Auch der E4 ist hier auf Kreta ein spannendes Thema, eine Gruppe aus München plant gerade, ihn 2016 zu gehen. Wer Lust hat mitzulaufen, melde sich bei mir. Was ich Griechenland touristisch wünsche, wünsche ich mir auch selbst: Themenführungen vor Ort. Natürlich ist das Land an sich unglaublich schön. Aber um es und seine Geschichte und Kultur zu entdecken, braucht es meiner Ansicht nach neue Impulse.

Ich bin auch Stadtführerin in München, wo es zu allen möglichen Themen Führungen gibt. Und hier? Gut, es gibt Exkursionen zu Flora und Fauna. Aber Spezialführungen wie bei uns – nichts. Ich führe ja schon seit einigen Jahren Gruppen durch München, vier Stunden auf den Spuren von König Otto von Griechenland Es geht dabei um den gegenseitigen Einfluss von Bayern und Griechenland. Und der war immens. Aus meiner Sicht eine win-win-Situation, wobei König Otto unbestreitbar Fehler gemacht hat, die noch heute nachwirken.

Aber das Positive ist halt auch noch da. Gerade angesichts der derzeitigen aufgeregten Lage ist es wichtig, mal zu schauen, wie die neuere Geschichte Griechenlands begann. Gerne würde ich auch durch Athen und über den Peloponnes eine solche Führung machen, es war auch eine geplant – durch die jetzige Situation ist sie aber vom Veranstalter abgesagt worden. Schade. Für meine eigene Zukunft wünsche ich mir, dass ich körperlich fit bleibe. Ich muss mich einfach bewegen. Man findet mich eigentlich nur zum Schreiben auf einem kretischen Stuhl, sonst bin ich im Garten oder unterwegs, die Welt im Großen und im Kleinen zu erkunden. Ich bin einfach unsterblich neugierig.

Und irgendwann müssen wir mal einen Salat mit Portulak gemeinsam essen!

Herzliche Grüße Cornelia


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