Kretas Verwandtschaft mit angrenzenden Kontinenten.

Wie gesagt: Da lebt man auf Kreta, erfreut sich jeden Tag an der überwältigenden Natur und Landschaft, am Meer, den Bergen, den Pflanzen und Tieren, berichtet in unserem Falle sogar auch noch ausführlich darüber und merkt irgendwann, dass man eigentlich gar nicht so recht weiss, woher das alles kommt und warum alles so ist, wie es ist.

Grund genug, sich mit der Entstehung der Insel und ihrem Einfluss auf die – oft genug endemische – Flora und Fauna zu beschäftigen. Wie kam es dazu, wann und warum? Nun, diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen – in diesem Falle mit wunderbarer Unterstützung von George Sfikas´ großartigem Buch „Die wilden Blumen Kretas“.

Ein wirklich interessantes Buch.

Phytogeographische und zoogeographische Verwandtschaft mit den angrenzenden Kontinenten

Dazu ist wohl erst einmal eine kurze Begriffserklärung notwendig: Die Phytogeographie, auch Vegetationsgeographie oder Pflanzengeographie untersucht – vorwiegend im größeren Maßstab – die Pflanzendecke der Erde in ihrer Beziehung zu geographischen Räumen.

Als Begründer der Pflanzengeographie gilt Alexander von Humboldt. Bei der Zoogeographie oder auch Tiergeographie geht es – der geneigte Leser ahnt es schon – um die Wissenschaft der räumlichen Verbreitung von Tieren.

So, und dann kann es jetzt losgehen:

Während des Pleistozäns (wir erinnern uns: vor ca. 1 Mio – 250.000 Jahren) gab es auf der Insel Kreta zahllose Säugetiere, so z.B. den riesigen Elephas antiquus (europäischer Waldelefant), den winzigen Elephas creticus (kretischer Zwergelefant), den kleinen Hippopotamus pentlandi (ein kleines Flusspferd, die rehähnliche Anaglochis cretensis (wie gesagt, fast ein Reh), die Capra aegagrus (eine Wildziege), den Bos primigenius (eine wilde Kuh), Bisons und andere kleinere Tiere.

Kamen nun diese Tiere auf die Insel, als sie einerseits über Antikythera, Kythera und die Peloponnes mit Europa und dann dererseits über Karpathos und Rhodos mit Asien verbunden war? Oder sind es direkte Nachkommen jener Säugetiere, die hier lebten, als Kreta noch ein Teil des Festlandes Ägäis war?

Diese Frage kann nicht mit vollkommener Sicherheit beantwortet werden. Tatsache ist, dass einige dieser Arten, wie die kleinen Elefanten oder die kleinen Flusspferde auf Kreta endemisch (d.h. nur dort zu finden) sind und dass sie sich in situ entwickelt haben, während andere Arten auch auf den benachbarten Kontinenten zu Hause waren. Das Bos primigenius und der Bison sind z.B. typisch europäische Tiere, während die Capra aegagrus ein typisch asiatisches Tier ist.

Die Behauptung, dass Kreta mit den angrenzenden Kontinenten verbunden war, wird auch durch phytogeographische Erkenntnisse unterstützt. So gibt es z.B. auf Kreta 61 asiatische Pflanzenarten, die in keiner anderen europäischen Region vorkommen, nicht einmal auf dem griechischen Festland. 33 Arten gibt es ausschließlichin Kyrenaika und auf Kreta, 18 Pflanzenarten kommen im südlichen Balkan vor, d.h. hauptsächlich auf dem griechischen Festland.

Weitere 28 Pflanzenarten westeuropäischen Ursprungs kamen über die Ionischen Inseln und das griechische Festland nach Kreta. Es gibt auch Blumenarten, die sowohl auf Kreta als auch auf den Kykladen vorkommen – und zwar wurden sie ausschließlich in diesen beiden Gebieten gefunden.

150 Arten von Schnecken

Neben den Säugetieren und den Pflanzen gibt es auch noch andere Gruppen von lebenden Organismen, die uns unschätzbare Informationen über die Vergangenheit der Insel geben. Es ist durchaus bemerkenswert, dass es auf Kreta 150 Arten von Schnecken gibt, von denen keine einzige auf der Peloponnes gefunden wurde; dagegen sind darunter einige Arten, die auch auf Karpathos, Kythera, Antikythera und Rhodos vorkommen. Auch die Verwandtschaft der Schmetterlinge von Kreta mit einigen asiatischen Arten ist unverkennbar.

Aus all diesen Beobachtungen kann man schließen, dass Kreta für eine längere oder kürzere Zeit mit den benachbarten Kontinenten zusammenhing. Die Angliederung an Asien muss häufiger und von längerer Dauer gewesen sein, als die an Europa – mit dem afrikanischen Kontinent muss die Insel noch weitaus seltener und kürzer verbunden gewesen sein.

Auf der anderen Seite scheint die Landbrücke zwischen Kreta und den Kykladen über eine sehr lange Zeit bestanden haben – und das in relativ neuer Zeit. Auch die Verbindung zwischen Kreta, Karpathos und Rhodos am östlichen Ende und zwischen der Insel und Antikythera und Kythera am westlichen Ende muss relativ lange gedauert haben.

Unbekanntes Kreta: Die Elefanten-Höhle von Drapanos.

Mezè – Ein Kochbuch: Schnecken „Boubouristi“ a la Ilias.