Zuerst erschienen am 27. November 2018.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus einer ewig langen Mail, die uns mal wieder erreicht hat – und da er u.E. gar so nett ist und uns vor allem auch voll aus den jeweiligen Herzen spricht, veröffentlichen wir ihn hier auch gerne – quasi eine weitere „Geschichte von Kreta“ von Gastautorin Sigrun Steinwender.
Zum besseren Verständnis: Sigrun wird jetzt einige Monate auf Zypern verbringen und hat panische Angst vor Erdbeben und Tsunamis, die sie aber immer sehr selbstironisch darstellt. Und jetzt zum Beitrag:
Bei dieser Unsicherheit, was mein zypriotisches Überleben anlangt, kann ich natürlich jetzt noch nicht über euer „Lesefest“ im Juni nachdenken. Im Ernst, ich hatte auch schon in diese Richtung einmal nachgedacht, doch der Termin ist zwar an sich gut, Juni ist eine schöne Zeit, aber für mich ein Problem: ich hatte früher immer den Oktober für meinen Sougia-Urlaub gewählt, weil ich da wandern und schwimmen gleichermaßen betreiben konnte.
Nun hat sich in den letzten Jahren ein derartiger „Wander-Wahnsinn“ entwickelt, der Run auf Wandergruppen-Reisen boomt derart, dass man um diese Wander-Hauptsaison in Sougia z.B. nicht mehr einfach so landen kann, weil alles ausgebucht ist! Und die „Ureinwohner“ tun mir leid, weil sie nur noch Stress pur haben: bleiben doch diese Wanderwahnsinnigen meist nur für 1 Nacht, dann kommt schon die nächste Gruppe: das heißt jeden Tag komplett die Zimmer erneuern und pausenlos Wäsche waschen. Aber natürlich sind sie gleichzeitig froh über das Geschäft!
Doch nicht nur die Ureinwohner leiden, die ganze Gemütlichkeit (die wir Österreicher so lieben) ist beim Teufel, sehr früh am Morgen trotten die Gruppen vereint in ein Kafenion zum Frühstück, trampeln damit Genuss-Urlauber mit den Bergschuhen aus dem Schlaf und abends sitzen sie an langen Tischen vereint in einer Taverne, reden „in English“ oder „en francais“ oder wie auch immer über ihre kaputten Knie oder die Blasen an ihren geschundenen Fersen, dann eilen sie bald in die Heia, weil sie ja früh am Morgen sich wieder in die nächste Schlucht stürzen müssen . . . da findet kein Austausch statt mit anderen Gästen oder gar mit Ureinwohnern – auch wieder so eine „sterile“ Situation, nur auf einer anderen Ebene.
Na ja, und darum fahre ich nun immer schon um die Osterzeit hinunter, auch weil ich mit Begeisterung fotografiere, seit ich meine Fotos am Laptop anschauen kann und weil da Wanderer und Ureinwohner noch Zeit für sich und füreinander haben. So schön der Juni ist, für Wanderungen ist er für mich viel zu heiß!
Wir hoffen, Sigrun im nächsten Juni wohlbehalten hier in Paleochora zum Lesefestival begrüßen zu dürfen – auch wenn sie eine knüppelharte Bedingung daran geknüpft hat. Aber mal sehen – wir schauen, was wir machen können….
Sigruns Fortsetzung:
„Las ich doch gerade bei Radio Kreta – geschockt – das Wort „Wander-Wahnsinn“ und finde darunter meine unzensurierten Lästerungen über den Wander-Lemmings-Tourismus: liebe Susanne, damit bereichere ich meine Reiseneurose um eine weitere Angst, eine diesmal sehr begründete Angst, vor mich demnächst lynchen wollenden Wanderreisen-Veranstaltern, weil ich ihnen das Geschäft heimtückisch versaue!
Und nicht nur das! Ganz Sougia wird über mich herfallen, wenn sie lesen, “dass sie ständig ausgebucht sind“, sie werden mich am Kar-Freitag statt des üblichen Judas vor der Kirche aufknüpfen und die Kinder werden, auch weil es dort so üblich ist, mit fröhlich-religiöser Inbrunst mich dann zu Tode steinigen!! Efharisto poliiii!
Meine einzige Hoffnung: dass die Tourismus-Granden und die Sougianer mit eben dem Wander-Wahnsinn so beschäftigt sind, dass ihnen keine Zeit bleibt, so wertvolle Artikel zu lesen.“
Moin, ich kann die Beobachtungen von Sigrun über den „Wander-Wahnsinn“ in Soúgia nicht bestätigen und ein Kafenio gibt es auch nicht in Soúgia…
Ich bin von 2017 bis 2022 7x in Soúgia gewesen und fand es wie immer sehr entspannt in Soúgia.
Soúgia ist einer meiner Lieblingsorte auf Kreta und liegt im Südwesten der Insel. Im Südwesten geht es noch ruhiger zu. Kleine gemütliche Küstenorte wie Soúgia und Frangokástello, ein schönes Hinterland mit vielen ursprünglichen Dörfern. Keine Bettenburgern und AI-Tourismus. Die imposanten Levka Ori (Weiße Berge),viele schöne Strände und schöne Wandermöglichkeiten (Schluchten und Europäischer Fernwanderweg (E4)).
Die ursprüngliche und wilde Südwestküste (Sfakiá), zwischen Paleochóra und Frangokástello ist meine Lieblingsecke. Für mich die schönste Ecke der Insel.
Es gibt in Soúgia zwar um die 25 Unterkünfte, vom einfachen Zimmer, Studio und gehobenen Apartment, die Bettenanzahl ist aber nicht sehr hoch. Im Sommer sollte man vor buchen. Da es sich bei den Unterkünften in Soúgia eher um kleinere Objekte handelt. Große Hotels und Resort gibt es zum Glück nicht in Soúgia.
Ta Leme, kv